Ein Bad für Postbauer-Heng? Hitzige Diskussion im Rat

8.8.2018, 06:29 Uhr
Ein Bad für Postbauer-Heng? Hitzige Diskussion im Rat

© Foto: Wolfgang Fellner

Was überwiegender Konsens ist im Marktrat: Ein Bewegungsbad in der Gemeinde wäre schön. Nachdem das Therapiebad vor Jahren schloss, hatte es immer wieder Versuche gegeben, dieses neu zu beleben, vergebens. Bürgermeister Horst Kratzer, der über die Jahre immer wieder verhandelte, hat nun eine mögliche Lösung gefunden.

Auf dem Areal Brunnenweg 8 sind derzeit drei Häuser mit rund 45 Wohnungen im Entstehen. Die Fläche liegt genau gegenüber dem Areal des Bauhofes. Da geht es nicht nur leise zu. Ein Lärmgutachten ergab seinerzeit, dass deswegen nicht das komplette Grundstück Brunnenweg 8 mit Wohnungen bebaut werden darf. Steht man davor, musste das vordere rechte Eck frei bleiben wegen der Bauhof-Emissionen. Hier sieht der Bebauungsplan denn auch nur ein Gewerbegebiet mit Einschränkungen vor.

Wohnungen im Obergeschoss

Bürgermeister Kratzer hat nun die im alten Therapiebad schon tätige Anja Haas mit dem Investor auf dem Areal Brunnenweg 8 zusammen gebracht. Der gestand nun in der Marktratssitzung, dass er dem Ansinnen anfangs mehr als kritisch gegenüberstand. Denn gerade die Investition in ein Bad sei eine hohe, die nur schwer darstellbar sei.

Er habe sich dann in Bädertechnik und mehr vertieft und am Ende stehe nun ein Plan, wie sich ein Bewegungsbad realisieren lasse. Dazu müsse er, sagte Investor Roland Kastner, aber im ersten und zweiten Stock Wohnungen bauen, anders lasse sich der Invest nicht darstellen. Mit Gewerbemieten lasse sich der erhöhte Kapitalbedarf für das Bad nicht gegenfinanzieren.

Es hat ein neues Lärmschutzgutachten gegeben, dem der Bau einer Lärmschutzwand zugrunde liegt. Die soll an der Grundstücksgrenze des Bau- und Wertstoffhofes stehen von den Unterstellhallen Richtung Einfahrt. Genau hinter dieser Wand sollen dann die Altglascontainer und der Alteisencontainer stehen, die bisher frei im Gelände situiert sind. Wenn der Wertstoffhof derart umgeräumt sei, werden die Emissionswerte eingehalten. Die Lärmschutzwand zahle der Investor.

Inklusives Konzept

Um zu einem zügigen Verlauf zu kommen, sagte Matthias Hoppe vom Architekturbüro Graf, habe man schon im Landratsamt angeklopft: Man könnte das Projekt als Gewerbebau beginnen, aber schon mit Wohnungen planen.

Dies deswegen, damit die Mieter der anderen 45 Wohnungen auf dem Areal nach deren Fertigstellung einziehen können, ohne dann durch eine Baustelle behindert zu werden. Denn wenn man jetzt mit dem Bad anfange, sei der Rohbau schon soweit, dass es beim Bezug der anderen Wohnungen zu keinen Problemen komme.

Schwimmkurse für alle

Anja Haas, die künftig das Bewegungsbad betreiben will, stellte ihr inklusives Konzept kurz vor. Im Moment habe sie Schwimmschulen in Altdorf, Regensburg und Hilpoltstein, aber immer als Untermieterin in Behinderteneinrichtungen.

Die Zeiten seien arg begrenzt, in einer eigenen Einrichtung erhoffe sie sich viel mehr Möglichkeiten. Zudem ein Schulungsraum dabei sein wird neben dem Schwimmbecken, das sechs mal zehn Meter messen wird. Neben Schwimmkursen für behinderte und nicht behinderte Menschen will sie im Schulungsraum Pekip, Kindergymnastik oder Turnen und mehr anbieten. Der Schulungsraum lasse sich auch von Dritten anmieten, sagte sie.

Viele Einwände vorgebracht

Das Projekt an sich fanden alle Räte für gelungen – aber dann kam eine lange Liste an Einwänden. Was einigen sauer aufstieß, war die Tatsache, dass man sich mit den Wohnungen direkt neben dem Bauhof etwas ans Bein binde, was man eines Tages bitter bereuen werde: "Wenn der Lärm im Bauhof mehr wird und der Lärmschutz nicht mehr reicht und wir verklagt werden – wer weiß, wer da einzieht."

Kein Argument, hieß es von Seiten der Verwaltung. Denn die drei genehmigten Häuser liegen eh schon scharf am Rande der Lärmzone. Wenn der Lärm mehr werde, könne man dort ebenso klagen. Komme aber der Lärmschutzwall, rücke die Grenze deutlich nach außen, soweit sogar, dass auf dem Bewegungsbad noch sechs Wohnungen möglich seien. 

"Warum hat man den dann nicht gleich eine Lärmschutzwand gebaut", insistierte ein Rat: "Dann hätte man auf dem Grundstück doch viel besser planen können." Weil damals vielleicht die Kosten noch nicht übernommen werden wollten, stellte Bürgermeister Kratzer in den Raum.

Heftige Diskussionen

Der Rat debattierte die Pläne heftig, lang und quer durch alle Fraktionen; auch aus der CSU waren viele mahnende Stimmen zu vernehmen. "Ich denke, wir können das nur machen, wenn wir rechtlich nicht angreifbar sind, das ist mein Anliegen", sagte ein Rat. CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Härtl sagte: "Ich habe eine Utopie: Wir bauen das Gebäude so, wie es geplant ist, nur an einer anderen Stelle."

Ein anderer Rat zweifelte das neue Lärmgutachten an: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing", sagte er, und warnte vehement davor, dass der Bauhof eines Tages womöglich ausgelagert werden müsste. Mit dieser Meinung war er nicht alleine: "Das sind ganz schöne Kröten, die wir hier schlucken sollen", sagte ein anderer.

Schließlich bat der Investor ums Wort: Die Gemeinde sei doch auf ihn zugekommen, sagte er, mit dem Wunsch nach einem Bewegungsbad. Er könne den Invest nur realisieren, wenn er auf die Gewerbeeinheit noch zwei Stockwerke mit insgesamt sechs Wohnungen bauen kann. Anders gehe es halt nicht.

"Das ist doch eine Verhinderungsdebatte", sagte Jürgen Rupprecht, der sich seit Jahren für ein Bad in Postbauer-Heng stark macht. "Statt nach Gründen zu suchen, warum es nicht geht, sollten wir nach Gründen suchen, wie wir das realisieren können", sprang er dem Bürgermeister bei. Unterstützung erhielt er mit diesem Ansinnen von Gabriele Bayer.

Entscheidung muss schnell her

Am Ende der hitzigen Debatte stand die Erkenntnis, dass der Investor rein rechtlich schon jetzt bauen kann – aber halt keine Wohnungen. Der Bebauungsplan müsste vom Rat später aber abgeändert werden, damit statt Gewerbe Wohnen möglich sei, solle das Bewegungsbad kommen. Es bleibt also spannend, wie die Räte entscheiden werden, wenn es so weit ist. Das sollte schnell sein, damit der Investor weiß, woran er ist.

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