Ein Schoko-Schlotfeger für den Neumarkter Landrat

4.1.2019, 06:29 Uhr
Ein Schoko-Schlotfeger für den Neumarkter Landrat

© Foto: André De Geare

"Es kommen immer die Schönsten zum Landrat", kokettierten die Schornsteinfeger mit einem Augenzwinkern. Sie kamen nicht mit leeren Händen und überreichten Gailler einen großen Schokoladen-Schlotfeger mit Glücksschwein. Der Landrat revanchierte sich mit dem Kriminalroman "Pandurenloch" von Hans Regensburger.

Bei der Arbeit kommt der bis zu 300 Euro teure Zylinder kaum mehr zum Einsatz. "Die Zeiten, als die Leute uns da Eier, Bratwürste oder Gselchtes reingelegt haben, sind vorbei", bedauert Alfred Köbler. Auch seien die Kaminkehrer kaum mehr zu Fuß von Haus zu Haus unterwegs wie früher, als sie sogar wussten, wo der Schlüssel lag oder einfach über die Scheune zum Kehren ins Haus gelangten. Heute müssen mit jedem einzelnen Kunden Termine vereinbart werden — "und das wird immer komplizierter", sagt Reinhard Suttner.

Seit das Kaminkehrer-Monopol im Januar 2013 gefallen ist, können sich die Kunden ihren Dienstleister auch aussuchen. Der reinigt längst nicht mehr nur den Schornstein vom Ruß oder überwacht die Heizungsanlage. "Wir haben unser Portfolio erweitert", sagt Köbler. So beraten die Schornsteinfeger zum Beispiel auch beim vorbeugenden Brandschutz, etwa bei Rauchmeldern, überprüfen und warten Lüftungsanlagen. Konkurrenz bekommen sie von studierten Umwelttechnikern, weniger jedoch von Kaminkehrern aus dem benachbarten Ausland, etwa aus Österreich. Köbler: "Der deutsche Markt mit seinen kleinen Bezirken ist für die nicht lukrativ genug."

Im Landkreis Neumarkt sind etwa 40 Schornsteinfeger zugange, darunter nur ein oder zwei Frauen, so genau wissen das die Herren gar nicht. Über fehlenden Nachwuchs muss man in der Oberpfalz freilich nicht klagen. Hier im ländlichen Raum ist der Beruf für junge Leute offenbar immer noch attraktiv. "Freundlich, kommunikativ und technikaffin" nennt Köbler als die drei wichtigsten Anforderungen an künftige Auszubildende.

Ein wichtiges Thema ist die Schau der sogenannten Einzelfeuerstätten, also von Heizungen, Kachel- und Kaminöfen. Wessen Ofen bestimmte gesetzlich geregelte Qualitätsanforderungen nicht mehr erfüllt, der muss ihn austauschen oder nachrüsten. "Das läuft meist reibungslos, die Leute sind einsichtig", sagt Suttner. Damit noch mehr Hausbesitzer ihre alte Heizung auf Brennwerttechnik umstellen, wäre mal wieder ein Steueranreiz gut, findet Köbler.

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