Eine Seligenportenerin in Japan

29.3.2018, 12:35 Uhr
Eine Seligenportenerin in Japan

© Foto: Schwarz

Ich bin mal wieder weg. Nach zwei Auslandssemestern in England und Südafrika habe ich mir endlich einen lang gehegten Traum erfüllt und fliege dieses Mal nach Japan. Ein bisschen Glück war dabei auch im Spiel.

Im Rahmen meines Masterstudiums muss ich unter anderem ein sechswöchiges Praktikum absolvieren, bei dem sich auch ein Auslandsaufenthalt anbietet. Von meinem Studiengangsbetreuer bekam ich, dank eines Kooperationsvertrags, direkt einen Mailkontakt zur Tokyo University of Agriculture and Technology. Nach dem ersten Hochgefühl kam die Ernüchterung, als mir der Stapel Bewerbungsunterlagen zu geschickt wurde. Neben den üblichen Infos zum Studiengang, Studienverlauf und Bewerbungsanschreiben waren auch Blutgruppe, Lunge röntgen und vieles weiteres gefragt.

Zur kulturellen Vorbereitung habe ich einen Fettnäpfchenführer nach dem anderen gewälzt und im Internet die üblichen "Do & Don’t"-Listen durchgeschaut. Fazit: Ich werde nicht nur in ein Fettnäpfchen stapfen. Bestes Beispiel: Das Gastgeschenk für meinen betreuenden Professor. In Blogs, Foren und Ähnlichem gibt es genügend Listen mit Geschenkideen, auf denen teilweise äußerst kuriose Dinge zu finden sind, genauso mit den verschiedensten Hinweisen zur Verpackung und zur Übergabe. Mein persönliches Highlight waren Schwammtücher als Mitbringsel. Ansonsten scheinen Niveacreme, Süßigkeiten, Knorr oder Maggi-Fix und anderes typisch Deutsches hoch im Kurs zu stehen.

Schließlich habe ich mich für eine Dose Lebkuchen entschieden. Außerdem sollte man nur eine ungerade Anzahl an Dingen verschenken und erst recht die Zahl Vier vermeiden, da diese mit dem Tod assoziiert wird. Jedoch stellt man die Dose nicht nur auf den Tisch und sagt "Bitteschön". Um zu zeigen, dass man sich Mühe gegeben hat, sollte eine hübsche Verpackung nicht fehlen. Die darf allerdings nicht weiß sein und von Schleifen sollte man auch die Finger lassen. Übergeben sollte man das Geschenk außerdem mit beiden Händen. Mit einer blaugrünen Verpackung und garantiert schleifenfrei, sollte ich halbwegs richtig liegen, allerdings hoffe ich, dass der Professor kein allzu großer Origamifan ist und ihm der viele Tesafilm nicht auffällt.

Das Praktikum beginne ich erst am 6. April, also nutze ich die Zeit davor zum Reisen. Von Tokyo geht’s direkt weiter nach Osaka, dann nach Kobe, Himeji, Kyoto und Yokohama. Dass gerade die beste Reisezeit zum Betrachten der Kirschblüte ist, habe ich beim Buchen meines Hostels in Kyoto bemerkt – ich hatte Glück überhaupt noch einen halbwegs günstigen Platz bekommen zu haben. Himeji habe ich mir wegen der Burg herausgesucht, die während der Blütezeit absolut sehenswert sein soll. Generell scheint das Land im Ausnahmemodus zu sein. Wetterkarten werden beispielsweise durch rosa Landkarten abgelöst, auf denen die aktuelle Blütenfront erkennbar ist und die Tage, an denen die Blüten in welchem Landesteil voraussichtlich aufgehen. Mein Betreuer – Professor Yohda – hat mir bereits geschrieben, was für ein Glück ich doch habe und dass es eine Kirschblüten-Willkommensfeier geben soll.

Über Wochenendausflüge entscheide ich vor Ort. Meine Zielwunschliste reicht inzwischen für mindestens drei weitere Japanurlaube. Mein kurzfristig größtes Problem war 24 Stunden vor Abflug das Gewicht des Handgepäcks. Kamera, Notebook, Zahnbürste und Zahnpasta, schon sind die bei Air China erlaubten fünf Kilo erreicht. Eine Jacke mit großen Taschen musste her.

Ob das mit den Schwammtüchern stimmt, versuche ich bis zum nächsten Mal herauszufinden. Bis dahin hoffe ich, dass ich mich in keiner der Städte verlaufe und bin gespannt auf das Land der aufgehenden Sonne.

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