Es rumort schon in der Rammelkammer

21.4.2018, 17:00 Uhr
Es rumort schon in der Rammelkammer

© Foto: André De Geare

Am Wald bei Pölling stehen Fallen für den Borkenkäfer. Dort hinein ließen sich vergangene Woche bereits 120 Buchdrucker locken. Und es werden täglich mehr. In ganz Bayern gibt es solche Stationen, deren ausgewertete Daten fließen in das sogenannte Borkenkäfer-Monitoring ein. Eine interaktive Karte im Internet zeigt: Während es in weiten Teilen Bayerns noch ruhig ist, zieht sich ein breiter gelber Streifen durch den östlichen Landkreis Neumarkt. Das bedeutet "Warnstufe" und signalisiert Handlungsbedarf.

Es rumort schon in der Rammelkammer

© Foto: André De Geare

Dabei waren die reichlichen Niederschläge des vergangenen Jahres gut für die Fichte. Die "Brotbaumart" konnte sich von den trockenen Sommern erholen. Gleichzeitig schadete die milde Winterwitterung den Käfern. "Doch wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen", sagt Forstdirektor Harald Gebhardt.

Denn die Käfer-Population hat sich im Jahr 2017 aufgebaut, es gibt also sehr viele Tiere. Dazu kommen die Orkane Burglind und Friederike. "Sie waren zwar keine Katastrophe für uns Forstwirte, haben aber Brutraum für den Borkenkäfer geschaffen", sagt Gebhardt. Deshalb bestehe eine deutlich erhöhte Gefahr für Fichten in diesem Jahr.

Es rumort schon in der Rammelkammer

© Foto: André De Geare

Er rät den Waldbesitzern eindringlich zu regelmäßigen Kontrollgängen alle zwei bis drei Wochen. Frisches Bohrmehl ist ein sicheres Zeichen für den Befall eines Baumes mit dem Borkenkäfer. Das Bohrmehl ist gut zu erkennen am Stammfuß, in Rindenschuppen, an Spinnennetzen und auf Blättern. Weitere Anzeichen sind Harzfluss, Nadelverfärbungen, grüne Nadeln am Boden, abgepickte Rindenschuppen, eine braune Krone und abfallende Rinde. "Besonders wichtig ist es, die Umgebung der Befallsherde von 2017 zu beobachten", sagt Gebhardt.

Denn Buchdrucker und Kupferstecher haben ein enormes Vermehrungspotenzial. Die Männchen legen ihre Rammelkammer in Totholz oder geschwächten Bäumen an. Dorthin locken sie die Weibchen und begatten sie, ausgehend von der Rammelkammer erzeugen daraufhin die Weibchen die Muttergänge, die die typischen Muster unter der Rinde erzeugen.

Aus einem Käferweibchen können binnen eines Jahres bis zu 100 000 Käfer entstehen. Die Anzahl der befallenen Bäume kann sich in einer Generation des Käfers verzwanzigfachen. Und im Jahr 2017 haben sich drei Generationen entwickelt.

"Nur eine konsequente Beseitigung der befallenen Bäume aus dem Wald kann die Massenvermehrung verhindern", sagt Gebhardt. Natürliche Feinde schaffen dies nicht.

Die Bäume müssen gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Die Lagerstelle muss mindestens 500 Meter von den nächsten Fichten entfernt sein, so weit schwärmen die Tiere. Die 500-Meter-Entfernung gilt übrigens auch bei der Lagerung von Brennholz oder innerhalb von Ortschaften.

Äste und Zweige sollten zu Hackschnitzeln verarbeitet werden oder bei passender Witterung verbrannt werden. "Vorher aber immer Feuerwehr oder Polizei informieren", so Gebhardt.

In Notfällen ist auch der Griff zur chemischen Falle erlaubt, allerdings nur mit zugelassenen Präparaten und durch sachkundige Personen, die geschult wurden und sich regelmäßig fortbilden. Wenn die Falle mit dem synthetischen Botenstoff im Wald steht, lockt sie die Käfer zwar an, doch diese suchen sich dann einen benachbarten Baum aus, statt in die Falle zu gehen.

"Besonders wichtig ist die rechtzeitige Information der Nachbarn, wenn der eigene Bestand befallen ist", sagt Gebhardt. Aber auch bei der Fällung und dem Abtransport können sich die Waldbesitzer unterstützen. Qualifizierte Unternehmer vermittelt die Waldbesitzervereinigung wbv. Unterstützung gibt es auch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Gebhardt rät, beim Lagern auf landwirtschaftlichen Flächen die Förderabteilung Landwirtschaft am Amt anzurufen, = (0 91 81) 4 50 80. Außerdem bieten die Förster Beratungen an, auch zu notwendigen Wiederaufforstungen.

Aktuelle Infos zum Borkenkäfer:

www.lwf.bayern.de

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