Fährt bald wieder ein Schiff nach Berching?

14.9.2018, 06:31 Uhr
Fährt bald wieder ein Schiff nach Berching?

© Foto: Haderlein

Die "Walhalla" fährt nicht mehr: Das 1953 gebaute Ausflugsschiff hat den Pendelverkehr zwischen Beilngries und Berching mit drei Touren pro Tag am Ende der Saison 2017 eingestellt (wir berichteten). Geschäftsführerin Karin Steibl-Lotter von der Steibl Personenschifffahrt Kelheim GmbH nennt im Rückblick vor allem wirtschaftliche Gründe für das Aus der Linie: Die Verbindung sei immer defizitär gewesen und habe quersubventioniert werden müssen.

Anfang des Jahres ist der niederbayerische Schiffseigner mit dem dauerhaften Ausfall des Kapitäns der "Walhalla" konfrontiert worden. "Das hat dann eigentlich die Entscheidung vorweggenommen", sagte Karin Steibl-Lotter. Zudem habe das Schiff den "Standards eigentlich nicht mehr genügt". Für die Linie Beilngries-Berching wäre dann mittelfristig eine siebenstellige Investition in ein neues Schiff fällig gewesen.

Schwimmendes Standesamt

Am Ende konnten die betroffenen Kommunen das Aus der Verbindung auf der künstlichen Wasserstraße nicht mehr abwenden. Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich erinnert sich, dass man vor der drohenden Einstellung sämtliche Firmen, Kindergärten und Altenheime angeschrieben habe, um irgendwie das Passagieraufkommen zu steigern. Die "Walhalla" wurde sogar schwimmendes Standesamt: 2017 seien auf dem Schiff zwei Trauungen zelebriert worden, berichtet der Berchinger Rathauschef: "Das hat immerhin zu einem kurzen wirtschaftlichen Hoch geführt."

Das Prinzip Hoffnung mag die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geleitet haben, als sie sich 2017 an der Gösselthalmühle zum Bau eines neuen Schiffsanlegers entschlossen hat. Die Pier sieht im Moment kein Schiff mehr. Wird es dabei bleiben oder wird der Verkehr wieder aufgenommen?

Staatliche Förderung wird geprüft

Der Schlüssel zu der Antwort ist in einem 150-seitigen Papier zu finden, das inzwischen in den betroffenen Rathäusern vorliegt. Aber die Ergebnisse der Schifffahrts-"Potenzialanalyse" eines Tourismus-Beratungsunternehmens sind noch nicht veröffentlicht. Das Gutachten hatte das Aktionsbündnis Altmühl-Jura in Auftrag gegeben, in dem zwölf Gemeinden der Region zusammengeschlossen sind. Und Bürgermeister Eisenreich war gestern auch der Tenor der Expertise nicht zu entlocken.

In den nächsten Wochen sei eine Pressekonferenz geplant, bei der den Medienvertretern die recherchierten Fakten dargelegt werden sollen. Und nicht nur das: Der Berchinger Bürgermeister berichtete auch von einem geplanten Präsentationstermin im Oktober, bei dem drei Schifffahrtsunternehmen ihr Verkehrskonzept vorstellen wollten. Dafür werde unter anderem auch eine staatliche Förderung geprüft, berichtete Ludwig Eisenreich den NN.

Freiwillige kommunale Aufgabe?

Man könnte sich vorstellen, dass in einer solchen Machbarkeitsstudie auch Modelle einer finanziellen Beteiligung von Kommunen vorgestellt werden. Doch da hält sich Berchings Bürgermeister Eisenreich sehr bedeckt. Einerseits räumte er ein, dass die Unterstützung einer solchen Schifffahrtslinie dem Feld der "Tourismusförderung" zuzurechnen sei und damit als eine freiwillige kommunale Aufgabe anzusehen sei. Andererseits hält Eisenreich es lediglich für "denkbar, dass sich die Kommune beteiligt, aber es kommt auf die Größenordnung an und darauf, ob wir uns das leisten können oder wollen". Es sei halt ein gravierender Unterschied, ob man über 2000 oder 20.000 Euro spreche.

Selbst wenn die umliegenden Gemeinden Geld in die Hand nehmen und die Schifffahrt auf dem Kanal subventionieren würden, dann sei die Linie nur in Kooperation der vier Verbundfirmen denkbar, die gemeinsam den Verkehr auf Donau, Altmühl und Kanal aufrechterhalten, so Karin Steibl-Lotter. "Wir allein werden es nicht schaffen, schon allein personell nicht." Die Kelheimer Schifffahrtsunternehmerin sieht eine Wiederaufnahme eher skeptisch: "Vieles ist denkbar, aber es sieht nicht danach aus."

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