Flüchtlinge bestaunen edle Oldtimer

25.5.2016, 09:12 Uhr
Flüchtlinge bestaunen edle Oldtimer

© Foto: Günter Distler

Begeistert steht der neunjährige Jihad mit seinem Papa vor einem Mofa, das in einem Schaufenster im Museum ausgestellt ist. Ein paar Meter weiter stehen drei Männer Mitte 30, die den Führungsleiter Lothar Junghänel zu allerlei technischen Details ausfragen.

Ob das Maybach-Museum mit seinen teuren Karossen nicht das falsche Ziel ist? „Nein“, findet Organisatorin Inge Krauß.

Natürlich habe sie anfangs die Frage gehört, ob die hier ausgestellten Autos nicht Begehrlichkeiten wecken würden. Krauß` Antwort: „Ganz sicher nicht. Nicht alles, was man sieht, muss man ja auch besitzen.“ Ihr sei es eher darum gegangen, den Geflüchteten das Museum an sich zu zeigen „schließlich ist es ein Alleinstellungsmerkmal für Neumarkt.“

Welche Sprache?

Derweilen ist die Gruppe vor der ersten Station angekommen. Nach ein paar Minuten auf Englisch (ein Geflüchteter sollte diese Sätze ins Arabische weiter übersetzen, bekam aber zu wenig Redezeit eingeräumt), wird Lothar Junghänel unterbrochen: „Die jungen, unbegleiteten Flüchtlinge können kein Englisch, nur Arabisch und Deutsch. Deshalb wäre Deutsch besser“, sagen die Betreuerinnen der jungen Flüchtlinge. Nur diese kommen bei den vielen Fachwörtern wie „Verbrennungsmotor“ natürlich auch nicht wirklich mit. Am Ende meint Lothar Junghänel versöhnlich: „Ich erkläre es erst auf deutsch, dann auf englisch und später auf arabisch.“

Zuher A., Mitte 40, aus dem Irak, lauscht dem Vortrag gespannt, auch wenn seine Gedanken eigentlich um etwas ganz anderes kreisen: „Vor wenigen Stunden habe ich den Ablehnungsbescheid erhalten: Binnen 30 Tagen werde ich Deutschland verlassen“, berichtet der studierte Physiker auf Englisch resigniert.

Das Sinnbild schlechthin für die Arbeit aller Flüchtlingshelfer: „Man kann noch so viel organisieren, und dann läuft‘s doch ganz anders.“

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