Flüsterbremsen sollen Züge leiser machen

19.5.2015, 14:41 Uhr
Mit einem Aktionsplan will der Bund den Lärm entlang der Bahnstrecken mindern.

© Michael Matejka Mit einem Aktionsplan will der Bund den Lärm entlang der Bahnstrecken mindern.

Zum Ortstermin waren neben Karl auch die Bürgermeister der im Landkreis betroffenen Kommunen gekommen; Bürgermeister also, deren Gemeinden von der Nord-Süd-Magistrale durchschnitten werden, auf der vor allem viele laute, weil alte Güterwaggons Richtung Süden oder Norden rattern.

Ziel des Treffens war es, den Kampf für eine geringere Lärmbelastung durch Züge im Kreis abstimmen, sagte Bürgermeister Horst Kratzer beim Gespräch im Rathaus von Postbauer-Heng, zu dem auch Werner Brandenburger (Sengenthal), Gertrud Heßlinger (Neumarkt), Hans-Jürgen Hopf (Parsberg) und Eduard Meier (Seubersdorf) gekommen waren. Bei Bürgerversammlungen sei der Schienenlärm immer wieder das Thema.

Der Bund nehme den Lärmschutz sehr ernst, sagte Alois Karl. Die Regierung habe festgelegt, dass der Schienenlärm von 2008 bis 2020 halbiert werden solle, heißt es in seiner Pressemitteilung zu dem Treffen. Für klassische Lärmschutzmaßnahmen stünden alleine 2015 rund 130 Millionen Euro an Haushaltsmittel bereit. Zusätzlich soll der Lärm an der Quelle verstärkt bekämpft werden. Eine der Hauptquellen des Schienenlärms seien die Bremsen. Ziel sei es deshalb, bis 2020 alle rund 120.000 Güterwaggons in Deutschland auf leisere Bremsen um zu rüsten.

Nach Anlaufschwierigkeiten sei man hier auf einen guten Weg. Schon heute, schreibt Karl, seien deutlich mehr als 10.000 Waggons mit leiseren Bremsen unterwegs. Der Bund bezuschusse die Umrüstung mit 152 Millionen Euro. Und auch die EU beteilige sich: Rund 1,9 Milliarden Euro sind für die Umrüstung von 600 000 Güterwaggons auf leisere Bremsen im Haushalt eingestellt.

Der Bund habe noch einen weiteren Hebel angesetzt: Für Güterzüge werden Lärmzuschläge fällig. Damit ist es im Interesse der Zugbetreiber, dass sie künftig leisere Güterwaggons einsetzen. Es gibt auch ein Ultimatum: Bis 2016 müssen rund die Hälfte aller Güterzüge in Deutschland mit leiseren Bremsen unterwegs sein. Werde diese Vorgabe nicht eingehalten, können sogar Nachtfahrverbote ausgesprochen werden.

Lärmbelastung wird ermittelt

Der Bund habe zudem das Eisenbahn-Bundesamt beauftragt, die Lärmbelastung an Schienenstrecken zu ermitteln. In diesem Zusammenhang werde aktuell der erste bundesweite Lärmaktionsplan erstellt. Hier seien die Bürger gefragt: In der 1. Phase können Betroffene noch bis 31. Mai dem Eisenbahnbundesamt Informationen zur persönlichen Lärmbelästigung mitteilen.

„Wir rufen die Bürger auf, von dieser Beteiligungsmöglichkeit intensiv Gebrauch zu machen. Schließlich ist das die Basis, auf der weitere Lärmsanierungen priorisiert werden sollen“, sagte Alois Karl. Schon nach heutigen Erhebungen müsse man davon ausgehen, dass bei mehr als 1 000 Landkreisbürgern der Schienenlärm über den Grenzwerten liege. Diese Zahlen gelte es auch seitens der Bürgerschaft aktiv zu untermauern, so dass man im späteren Priorisierungsverfahren gute Chancen auf weitere Lärmschutzmaßnahmen habe.

„Bei uns in Postbauer-Heng haben wir zwar bereits teilweise Lärmschutzwände, jedoch fehlen diese ab dem Bahnhof Postbauer-Heng in Richtung Nürnberg. Hier gilt es nachzurüsten. Insbesondere eine Verbesserung der Lärmsituation im Bereich der Bahnbrücke über die B 8 ist dringend notwendig, da dort durch die Weiche noch zusätzlicher Lärm entsteht“, sagte Bürgermeister Kratzer.

Von ähnlichen Problemen berichteten auch Gertrud Heßlinger, Werner Brandenburger und Hans-Jürgen Hopf. Bürgermeister Eduard Meier thematisierte zudem die unzureichende Vertaktung der Züge. Er erlebe immer wieder, dass Güterzüge mit erheblichem Lärm abgebremst würden, um einen vorrangigen Zug passieren zu lassen. Bürgermeister Meier sieht hier die DB in der Verantwortung, über sinnvolle Optimierungen derartige Aktionen zu vermindern.

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