Fürbitten an die Heilige Daisy

24.9.2011, 00:00 Uhr
Fürbitten an  die Heilige Daisy

© kay

Auf der Leinwand wird er dabei relativ einsam aussehen. Beim Dreh ist schonmal die ganze Filmcrew dabei, und als Zaungäste gesellen sich viele Kastler dazu, die „mal schauen wollten, ob wir nicht mal die Hannelore Elsner sehen“, wie eine Besucherin sagt. Auch eine Klasse der Lebenshilfe Amberg sieht zu; sie sind auf ihrem Wandertag in Kastl unterwegs und dürfen am Set eine Zeitlang dabeisein.

Fürbitten an  die Heilige Daisy

© Kayser

Ein Kastler Jahrgang 1973 kann die Augen nicht von einem gleichaltrigen vierrädrigen Darsteller lassen: Der Ford Mustang, mit dem Schauspieler Christian Ulmen einen flotten Reifen fährt, hat es ihm angetan.

Fürbitten an  die Heilige Daisy

Aber auch schon die allerkleinsten Kastler kennen sich aus: Wer über den Marktplatz zum Kindergarten streben will, muss eventuell mal ein paar Minuten warten, wenn die Kamera läuft. „In Kastl wird ein Film aufgedreht“, weiß die knapp dreijährige Dana. Auch Noah und Rosalie, noch nicht im Kindergartenalter, wollen mit ihren Mamas mal ein bisschen Filmluft schnuppern. Dominik Heider von der Feuerwehr, das Funkgerät im Anschlag, lässt die Gruppe aber in

der Martin-Weiß-Straße nicht durch, denn wieder geht für eine Zeitlang nichts mehr.

Er rät den Müttern, lieber einen kleinen Umweg und dann auf die Reiser-Brücke am Marktplatz zu gehen, „dort seht ihr wahrscheinlich mehr“, meint er.

Andere, die von der B299 aus zum Bäcker, zum Metzger oder zur Post wollen, seien weniger einsichtig, sagt ein weiterer Feuerwehrmann, der die vordere Einmündung zum Marktplatz bewacht. Bescheid wüssten die meisten, aber warten — obwohl es meist nur um wenige Minuten gehe — wollten manche nicht.

Auch Melitta, Dusty und Rosl warten. Sie harren hinter der Kastler Sparkassenfiliale ihres Auftritts: gesattelt, gestriegelt und im Moment leicht gelangweilt. Sie sind schon

am Morgen vom Hellberg aus nach Kastl gefahren, mit ihren Besitzern Susanna und Thomas Franke. Weil eine der Figuren im Film eine Western-Vision hat, sind die Pferde — angebunden an einen Holzbalken — mit dabei. Fürs Wüsten-Feeling haben sie „gestern schon Steppenläufer über den Marktplatz geblasen“, sagt Susanna Franke. Jetzt sollen die Pferde mit ins Bild, die Frankes bringen die Tiere an ihren Einsatzort.

Regisseur Marcus Rosenmüller bespricht gleichzeitig mitten auf dem Marktplatz die nächste Szene mit den Darstellern: Er selbst mimt einen Angeschossenen, der — getroffen — taumelt und zu Boden sinkt. Die anderen eilen bestürzt aus dem eigens eingerichteten Lebensmittelgeschäft und beugen sich über den „Verletzten“ und skandieren dazu „Heilige Daisy, bitte für uns!“ Im Film wollen einige Bewohner des aussterbenden Ski-Dorfs Hollerbach, nachdem der Schnee ausbleibt, nun als Wallfahrtsort Touristen anlocken. Dazu müssen sie ein Wunder inszenieren, denn sie wollen die frisch verstorbene Daisy heiligsprechen lassen.

Auch diese Probeszenen werden stets von einer Kamerafrau aufgenommen, der „echte“ Dreh startet mit einem „...und, bitte!“ von der Aufnahmeleiterin.

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