Geglückte Gluck-Oper unter freiem Himmel

1.8.2016, 11:28 Uhr
Geglückte Gluck-Oper unter freiem Himmel

© Foto: Benjamin Panknin

Das Musiktheater Glucks mit einem Libretto von Pietro Metastasio und einem Ballett von Florian Leopold Gassmann wurde im Januar 1765 in Wien uraufgeführt. Es war seitdem in seiner ursprünglichen Form wahrscheinlich nie wieder zu sehen. Das Werk wurde von Kaiserin Maria Theresia von Österreich für die zweite Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Joseph II. bei Christoph Willibald Gluck in Auftrag gegeben.

Das Besondere an der Uraufführung: Die kaiserliche Familie war vollständig als Musiker, Tänzer oder Orchesterleiter beteiligt. Für die Internationalen Gluck Opern-Festspiele Nürnberg 2016 wurde Franz Killer, Leiter der Pocket Opera Company, beauftragt, eine Oper Glucks aufzuführen. Er wählte „Il Parnaso confuso“. Allerdings war die Handlung im Original recht einfach gehalten und „auf keinen Fall abendfüllend“.

Deshalb erfand er kurzerhand zur Originalhandlung einiges dazu, bediente sich musikalisch an Werken von Igor Stravinsky und Jaques Offenbach und ließ Texte aus Theaterstücken des deutschen avantgardistischen Autors Herbert Achternbusch einfließen. Diese außergewöhnliche Bearbeitung war hervorragend repräsentativ für die Aufführungspraxis der Pocket Opera Company.

 

Diese hat sich vor allem mit frechen Bearbeitungen eher unbekannterer Werke international seit 40 Jahren einen festen Namen gemacht. Regie führte Beat Wyss, welcher die Pocket Opera Company 1974 mit gegründet hatte.

„Il Parnaso confuso“ erzählt eigentlich die Geschichte dreier Musen, welche für die royale Hochzeit den Auftrag des Gottes Apollo (Anna Bürk, Sopran) bekommen, jeweils ein Geschenk in Form einer besonderen Kunstdarbietung zu machen. Hier fügte Franz Killer die vierte Muse Thalia (Marion Niederländer) hinzu, welche als schüchternes und introvertiertes Gemüt von den anderen Musen gepiesackt wurde, zumal sich der Prinz (Klaus Meile) nur für sie interessierte. Sie nahm in Killers Bearbeitung auch später die Rolle der Braut des Prinzen ein.

Geglückte Gluck-Oper unter freiem Himmel

© Foto: Benjamin Panknin

Die drei Musen Melpomene (Gertrud Demmler-Schwab, Sopran), Euterpe (Heejo Kwon, Sopran) und Erato (Lea Müller, Mezzosopran) fügten sich jedoch ihrem Schicksal und führten zur Hochzeit das Ballett „Le Triomphe de l’Amour“ auf.

Auf die neu gestaltete Handlung gab das zehnköpfige Orchester der Pocket Opera noch einen modernisierten Sound oben drauf. Mit einer nicht sehr historisch korrekten Instrumentierung mit Saxofonquartett und vielfältiger Percussion bildete der Klang einen interessanten Kontrast zur vorklassischen Musik Glucks. Der Aufführungsort am neugestalteten Hans-Küffner-Park am Rande der Berchinger Altstadt war eine gekonnte Wahl der Veranstalter. Mit einer für eine Freifläche wunderbaren Akustik kam das sehr elegant und fein spielende Orchester ohne Verstärkung aus, nur die Sänger wurden leicht mit Mikrofonen unterstützt.

Die Sulz bildete eine natürliche Trennung zwischen Publikum und Bühne und schaffte eine romantische Stimmung. Durch die Verwendung alter Operntechniken, wie echte Pferde auf der Bühne oder das „Einschweben“ mit Seilzügen wurden das sehr zahlreich erschienene Publikum zwischen den historischen Gebäuden der Berchinger Altstadt direkt in die Vergangenheit katapultiert. Die Gesamtkonzeption Veranstaltung war ungewöhnlich, aber sehr stimmig und auf einem durchgängig hohen künstlerischen Niveau. Diese wurde vom Publikum dementsprechend gefeiert.

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