Große Familienfeier an Eppeleins Richtstätte

16.5.2009, 00:00 Uhr
Große Familienfeier an Eppeleins Richtstätte

© Pfrogner

Auch in der Landeshauptstadt ist der legendäre Haudegen heute noch ein Begriff. «Sind Sie auch ein Raubritter?» Diese Frage hört Armin Eppelein immer wieder. Der Münchner hatte das Familientreffen Mitte der 70er Jahre ins Leben gerufen. In jenen Zeiten, lange vor dem Internet, war es gar nicht so einfach, die über ganz Deutschland verstreuten Eppeleins ausfindig zu machen und anzuschreiben: «Ich habe die Telefonbücher der größeren Städte von meiner Sekretärin durchforsten lassen.»

Über die Jahre kristallisierte sich ein «harter Kern» heraus, mit heute rund 50 Personen. In der Regel entstammen sie den drei großen fränkischen Linien. Nicht immer kommen die Familienmitglieder an Orten zusammen, die einen Bezug zu ihrem berühmten Ahnherren haben. «Wir sind auch schon mal auf die Kanalinsel Guernsey geflogen», erzählt der Organisator. «Denn dort gibt es auch einen Eppelein.»

Doch das allererste Treffen 1976 wurde selbstredend nach Nürnberg einberufen, wo der inhaftierte Gailingen einst samt Pferd über den Graben und damit in die Freiheit sprang - so will es die Legende. «Doch schon damals sind wir nach Neumarkt weiter gefahren, wo uns Oberbürgermeister Romstöck empfangen und zum Abendessen in ein Gasthaus eingeladen hat», erinnert sich der Münchner Nachfahre noch gut. Ob er dereinst in der Gaststätte «Zum Galgenhügel» gespeist habe, kann er nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.

Nach vielen Jahren ist nun Neumarkt wieder an der Reihe. Der Ort, an dem am 15. Mai 1381 der fast 70 Jahre alte «Ekelein Geylink» und seine Neffen Hermann und Dietrich von Bernheim grausam gerädert wurde. Der Kontakt nach München war hier seit den vergangenen Besuchen nie ganz abgerissen. Josef Achatz senior hielt ihn über die Jahre hinweg aufrecht, und der Neumarkter sei es auch gewesen, der den Treffpunkt für dieses Jahr vorgeschlagen habe, sagt Armin Eppelein.

Zwar wird das Familientreffen am Samstag, 23. Mai, von Seiten der Stadt nicht mit so viel Pomp gewürdigt, wie sich das die Eppeleiner vorstellen können: «Mich wundert, dass man die spektakuläre Hinrichtung nicht irgendwie vermarktet.»

Dennoch bekommen die Gäste was geboten: Zum einen wird - nach einem Empfang im Rathaus - um 11.30 Uhr eine Stele des Forchheimer Künstlers Franz Pröbster-Kunzel am Galgenhügel an der Hans-Dehn-Straße enthüllt, zum andern das letzte Teilstück des «Eppeleinwegs» eröffnet. Der Wanderweg endete bisher in Postbauer-Heng, wo die Raubritter-Bande bei einem Zechgelage im Wirtshaus überrascht und dingfest gemacht worden war.

Delegation in Kostümen

Bevor die Ritter und ihre vier Knechte dem Neumarkter Henker übergeben wurden, schmorten sie noch kurze Zeit im Kerker der Burgthanner Burg. Deshalb finden dort auch alle drei Jahre die Eppelein-Festspiele statt; eine kostümierte Abordnung macht am Samstag der Familie in Neumarkt ihre Aufwartung.

Generell ist die «Dichte» des Familiennamens im Landkreis Nürnberger Land mit am höchsten. Obwohl, und damit hält auch der Armin aus München nicht hinterm Berg, eine direkte Abstammung zu dem sagenumwobenen Raubritter nicht mehr nachgewiesen werden kann.

Er vermutet eine «bastardisierte» Abstammung über den Vornamen Eppelein (Apollonius). «Das offizielle Geschlecht ist längst ausgestorben.» Günther Eppelein, ein entfernter Verwandter aus Winkelhaid, hat den Stammbaum bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen können, doch dann war Schluss.

Was auffällt: Armin Eppeleins Zungenschlag ist aber weder ein fränkischer noch ein oberbayerischer. «Ich bin eigentlich ein Berliner. Aber mein Vater ist aus Franken.»