Große Mehrheit für Fusion mit RaiBa am Rothsee

9.6.2018, 12:17 Uhr
Große Mehrheit für Fusion mit RaiBa am Rothsee

© Andre de Geare

772 Mitglieder votierten dafür, 76 dagegen. Damit brachte es die Generalversammlung der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen auf eine Mehrheit von 91,03 Prozent für eine Verschmelzung der Raiffeisenbank am Rothsee als "übertragende Genossenschaft" mit der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen als "übernehmende" Genossenschaft. Allerdings ließ sich bei der historischen Entscheidung ein Teil der Mitglieder per Vollmacht vertreten.

Zwei Tage zuvor hatte die Generalversammlung des mittelfränkischen Partners seinerseits die Weichen für die Bankenfusion in der Region gestellt — mit einem 97-Prozent-Votum. Damit wird der Zusammenschluss rückwirkend zum 1. Januar 2018 wirksam.

Die über dreistündige Tagung ohne Pause war vor allem eine raumklimatische Herausforderung: Das schwüle Klima hatte in der Freystädter Mehrzweckhalle bei rund 500 teilnehmenden Personen für tropische Temperaturen gesorgt. An dem Sauna-Feeling konnten auch jede Menge gekühlte Getränke und riesige Lüfter wenig ändern.

Zukunftsweisender Schritt

Vor der Basisentscheidung der Genossenschaft stand ein teils heftig ausgetragenes Pro und Contra. Letztlich obsiegten aber die Befürworter eines Zusammenschlusses mit dem kleineren mittelfränkischen Partner mit einer Bilanzsumme von 302 Millionen Euro, rund 15 600 Kunden und 5651 Mitgliedern.

Der Berchinger Raiba-Vorstand Christian Kraus warb nach seinem Geschäftsbericht für 2017 um Vertrauen zugunsten der geplanten Fusion. Auch der Geschäftsführer der Raiffeisen-Handels-GmbH, Josef Brandl, bezeichnete die Verschmelzung als wichtigen Schritt für eine erfolgreiche Zukunft — und verwies auf eine ähnliche Fusion im Warengeschäft aus dem Jahr 2015.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Sorgenfrei sprach sich für die entstehende regionale Bankenstruktur aus, die die "persönliche Verwurzelung" sicherstelle. Ihn hätten die "lösungsorientierten" Fusionsverhandlungen beeindruckt. Die versprochenen Synergieeffekte würde mit der geplanten Verkleinerung des Vorstandes von vier auf mittelfristig zwei Personen eingelöst. Sorgenfrei: "Es geht nicht um die persönliche Bereicherung einzelner."

Freystadts Bürgermeister Alexander Dorr bekannte, dass sich die Kommunalpolitik intensiv mit der geplanten Fusion beschäftigt habe. Er bezeichnete den Zusammenschluss als "richtigen Schritt in die Zukunft", bei dem keine Nachteile zu erkennen seien. Gerade die gute wirtschaftliche Situation der Bank lege es nahe, sich jetzt "Gedanken über die Zukunft zu machen und die richtigen Weichen zu stellen".

Aufmarsch der Mitarbeiter

Der Berchinger Vorstandsvorsitzende Klaus Majehrke musste vor dem Start seiner programmatischen Rede zur geplanten Bankenfusion kurz innehalten, weil sich ein großer Teil seiner Belegschaft spontan vor der Bühne aufgereiht hatte, um der Bankenspitze bei dem Projekt demonstrativ den Rücken zu stärken. "Wir stehen als Mitarbeiter hinter dem Vorstand und dem Aufsichtsrat", sprach einer der Mitarbeiter ins Mikrofon. "Wir sind respektvoll über die geplante Fusion informiert worden", sagte ein anderer. Die Raiffeisenbank wolle weiter ein sicherer Arbeitgeber sein — und müsse dies durch die Fusion sicherstellen, hieß es bei der Aktion der Belegschaft.

Bankenchef Majehrke versicherte, dass es zwar einige "Umsetzungen", aber keine Kündigungen geben werde. Der geplante Sitz der fusionierten Bank in Hilpoltstein sei nicht wichtig und eine nebensächliche Formalie. "Eine Zentrale gibt es nicht, wir haben gar kein Gebäude, um etwas zu zentralisieren." Unzutreffend sei die Darstellung, dass Kapital der Genossenschaftsbank "verschenkt" werde. Klaus Majehrke zitierte aus dem Verschmelzungsvertrag. "Die Raiffeisenbank am Rothsee überträgt ihr Vermögen auf die Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen."

Offen Kritik an der Fusion übten nur der Berchinger Stadtrat Josef Neumeyer und sein Bruder Konrad. Ihre teils langen Redebeiträge wurden durch Pfiffe und Buhrufe unterbrochen. Josef Neumeyer stellte unter anderem erfolglos den Antrag, den Jahresüberschuss von über drei Millionen Euro in der Bilanz auszuweisen und die Dividende zu 100 Prozent auszuschütten. Neumeyers Idee fand kein Gehör, den Wert der Genossenschaftsanteile so zu erhöhen, dass das gleiche Verhältnis pro jedem Euro Geschäftsanteil zu den Rücklagen entsteht wie bei der Raiffeisenbank am Rothsee.

Den Alternativvorschlägen hielt der Genossenschaftsprüfer Walter Friedrich entgegen, wie wichtig Rücklagen und Eigenkapital in Zukunft für das Bankengeschäft seien. Die geforderte hundertprozentige Dividende sei "rein rechtlich nicht möglich". Vorstandschef Majehrke verwies auf die detaillierten Aussagen des Verschmelzungsberichtes und lehnte es ab, die geforderten Auskünfte über Ertrags- und Gewerbesteuern zu geben. "Güter brauchen Hüter": Der Berchinger Altbürgermeister Rudolf Eineder verband sein Plädoyer für die Fusion mit einem Antrag auf "Schluss der Debatte", was die Versammlung mit großem Beifall quittierte.

Die scheidenden Aufsichtsräte Helmut Adler (Fribertshofen) und Erwin Schuster (Frettenshofen) wurden wiedergewählt. Von mittelfränkischer Seite gehören dem Aufsichtsrat künftig an: Anja Meixner (Heideck), Josef Kirschner (Hilpoltstein), Oliver Schwemmer (Heideck), Oswald Pfahler und Leonhard Bauer.

Die Raiba Berching-Freystadt-Mühlhausen hat einen Bilanzgewinn von 416 144 Euro ausgewiesen und zahlt eine Dividende von vier Prozent auf Geschäftsguthaben.

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