Grunderwerb für Umgehung wird spannend

24.10.2018, 15:34 Uhr
Grunderwerb für Umgehung wird spannend

© Foto: Helmut Sturm

Die aktuellen Planungsansätze und den weiteren Verlauf des Verfahrens stellten Fachbereichsleiter Norbert Biller, Baudirektor Josef Gilch und seine Nachfolgerin im Amt, Bauoberrätin Kerstin Daller vom Staatlichen Bauamt Regensburg, vor.

"Erlebe ich die Umgehung noch?", wollte ein geschätzt 70-Jähriger aus der dritten Reihe provozierend wissen. Nach einigem Zögern machte ihm Bürgermeister Kratzer berechtigte Hoffnung. Ein wesentliches Hindernis bei der Weiterführung der Planungen war die drohende Herabstufung der Bundesstraße zur Staatsstraße und damit einhergehende andere Zuständigkeiten und Finanzierungswege. Dieses Problem wurde 2010 gelöst und sofort eine vordringliche Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan erreicht.

Wiese zerschnitten

Baudirektor Gilch stellte die möglichen Trassenverläufe vor. Die Bahn musste berücksichtigt werden – das dritte Gleis und die jeweiligen Anschlusspunkte an die B 8. Je nachdem, wo die Bürger wohnten, waren sie davon mehr oder weniger angetan. "Da wird meine Wiese ja in zwei Teile geschnitten", war eine der wenig erfreuten Stimmen. "So kommt der Verkehr ja näher zu uns her, das wollen wir nicht", kam von anderer Seite. Das zeigte, dass es die alle glücklich machende Lösung nicht gibt.

Grunderwerb für Umgehung wird spannend

© Foto: Helmut Sturm

Nicht von der Hand zu weisen war das Ergebnis der Verkehrszählung. Zu Spitzenzeiten fahren mehr als 13.000 Fahrzeuge mitten durch den Ort. Davon um die zehn Prozent Schwerlastverkehr, der durch Auspuffgase und Reifenabrieb messbar den meisten Dreck und Lärm macht. "Die genauen Messergebnisse kann jeder im Netz oder im Rathaus einsehen", gab Kratzer bekannt. Die Prognosen für die Zukunft weisen, wenig überraschend, deutlich nach oben.

Eine Ortsumgehung brächte eine gravierende Entlastung. "Mehr als 8500 Fahrzeuge und somit fast der gesamte Schwerverkehr würden auf die Umgehungsstraße umgeleitet werden und die verbleibenden etwa 4500 Fahrzeuge die Ortsdurchfahrt deutlich entlasten. Die Einwohner Postbauers und Hengs besitzen allein schon 6300 Fahrzeuge, die den sogenannten Quellverkehr verursachen. "In Pölling hat es sich gezeigt, wie ruhig es im Ort nach der Umgehung wurde", hieß es.

Die Emissionsmessungen liegen zwar alle unterhalb der Höchstwerte, seien aber beträchtlich, erklärte Horst Kratzer das umfangreiche Zahlenwerk, detailliert einsehbar wieder im Netz oder im Rathaus. Bei allen Planungsansätzen werden die Belange des Umwelt- und Naturschutzes genauestens im Auge behalten. Wie in Pölling und ebenso in Mühlhausen werden die Anliegen der Unteren Naturschutzbehörde und der Umweltverbände in die Genehmigungsverfahren mit einfließen. "Wenn es notwendig wird, werden wir auch Ameiseneier und Heuschrecken umsiedeln", versprach Kratzer.

Angst vor Enteignungen

Nach zwei Stunden waren die Einwohner mit dem Stand der Planungen vertraut. Die Arbeiten der Planer gehen permanent weiter. "Wie könnt ihr jetzt schon Trassen aufzeigen, wenn die Planungen noch gar nicht abgeschlossen sind?", kam es aus dem Publikum. "Wann werden wir enteignet?", fiel endlich das böse Wort.

Damit war das Thema Grunderwerb durch die Gemeinde auf dem Tisch. "Ein großes Problem der Ortsumgehung für Postbauer-Heng ist, dass fast alle sie wollen, aber kaum einer will seinen Grund dafür hergeben", brachte es Bürgermeister Kratzer auf den Punkt.

Wieder am Beispiel von Pölling und Mühlhausen erklärte er die Vorgehensweise. "Es wird keine Mauscheleien geben. Alle bekommen den gleichen Preis, der aber noch auszuhandeln ist. Ab jetzt gehen wir in Verkaufsverhandlungen, auch für sogenannte Austauschflächen." Enteignungen seien das wirklich allerletzte Mittel, vor dem zum Schutz der Bürger hohe Hürden stehen, er hoffe, dass er sie nicht anzuwenden brauche.

Einige Fragen kamen noch zu Ampellösungen, Kreisverkehren oder: "Brauchen wir noch einen Supermarkt?" Vor dem Schloss und auf dem Parkplatz standen nach der Bürgerversammlung noch intensiv diskutierende Gruppen beieinander. Wortfetzen wie "nicht für den Preis" oder "ich niemals" zeigten, dass der Grunderwerb noch spannend werden könnte.

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