Hitze war ein Schock für die Vegetation

5.8.2015, 14:00 Uhr
Hitze war ein Schock für die Vegetation

© Foto: André De Geare

Leider habe Petrus ihn noch nicht gehört, meint Martin Schmid, Landwirt in Dietfurt und Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband (siehe auch Artikel unten). „Ich habe etliche Stoßgebete gen Himmel geschickt, schaue schon ständig hoch“, sagt er. Aber: Nichts fällt — oder besser gesagt: viel zu wenig. „Die Wiesen und Felder sind ausgedörrt. Man sieht vor allem hagere dünne Stängel.“

Schmid ist kein Typ, der schnell Alarm schlägt. Doch auch er macht sich inzwischen viele Sorgen um die Lage, denn das Frühjahr war insgesamt zu trocken, dann folgte mit zu wenig Niederschlägen die Hitzewelle — obwohl: „Beim Grünland waren wir im Mai beim zweiten Schnitt sehr hoffnungsvoll, auch einen dritten noch einholen zu können — aber dann kam die große Hitze und damit der große Schock für die Vegetation.“

Denn: Winter- und Sommergerste, Winterweizen und Raps seien wegen der Hitze „schnell und abrupt“ in die Notreife gegangen. „Die Einbußen sind hier schwer einzuschätzen, schlechtestenfalls liegen sie bei 20 Prozent Minderertrag“, sagt Schmid.

Die Wintergerste, die im Herbst ausgesät worden ist, sei mit der ersten Hitzewelle „aus dem Gröbsten heraus und deswegen nicht so empfindlich gewesen“. Aktuell seien die Maiskolben noch nicht wirklich ausgebildet und das Grünland hoffnungslos ausgetrocknet, sagt Martin Schmid.

Zehn bis zwanzig Liter Niederschläge sind seit Ende Juni bei ihm im Landstrich gefallen. „Ich weiß aber von anderen Landwirten im Kreis, dass sie gut 80 bis 90 Liter Regen pro Quadratmeter hatten“, berichtet er.

Rückgang um fast die Hälfte

„Wenn es jetzt nicht regnet, ist der Mais verloren.“ Jetzt ist der Mais in der Entwicklungsphase, in der er seine Kolben ausbildet. Dieser macht 50 Prozent des Ertrags aus und ist Hauptenergielieferant für Mensch, Tier und auch Biogasanlagen. Futterknappheit ist da eine Folge, vor der zunehmend mehr gewarnt wird. Aktuell rechnet Schmid mit 30 bis 50 Prozent Einbußen im Ertrag für heuer. Wie Schmid geht es derzeit vielen Kollegen.

Pauschalisieren kann man die Lage im Landkreis aber nicht, sagen Franz-Josef Poll vom Bayerischen Bauernverband in Neumarkt und Karl Diepold vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) in Neumarkt. Dafür gebe es zu eklatante Unterschiede in den einzelnen Regionen des Landkreises. Heißt: „Es gibt höhere Lagen, besser speichernde Böden wie Sand, zum Beispiel nahe Postbauer-Heng“, so Poll.

Sicher sei, sagt Karl Diepold, dass im Landkreis „insgesamt eindeutig zu wenig Niederschläge gefallen sind“. Er hat die Daten der Wetterstationen im Landkreis aus den vergangenen fünf Jahren. „Im Vergleich dazu sind die Niederschläge heuer 30 bis 35 Prozent zurückgegangen.“

Dieses Jahr sei also besonders schlimm, sagt er. Bei Getreide verzeichne man „mittelmäßige bis gute Erträge“, so Diepold, „die Halme konnten ihre Wurzeln tief genug schlagen“ und damit Niederschläge besser halten. „Der Ertrag beim Silomais wird bei nur 40 bis 50 Prozent liegen — wenn nicht noch die Kehrtwende kommt“, so seine Prognose. Ähnlich sieht es beim Grünland aus.

„Wenn in den nächsten fünf bis spätestens sieben Tagen kein Regen fällt, sehe ich schwarz für den Mais“, sagt auch Benjamin Beer aus Herrnried bei Parsberg, der in diesen Tagen Weizen einfährt. Der junge Landwirt und seine Freundin vergleichen in diesen Tagen stets ihre Wetter-Apps — doch keine hat ihnen bislang Regen versprochen oder gar gebracht.

„Ich würde die Ernte liebend gern für ein wenig Regen unterbrechen“, doch auch die Stoßgebete des 31-Jährigen Schweine- und Ackerwirts hat Petrus noch nicht gehört. Er weiß, dass es auch schnell anders kommen kann: „Immerhin sind vergangene Woche in einer Gewitternacht 24 Liter pro Quadratmeter gefallen.“

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