Hochtechnologie-Maschinenring wird zum Magneten

6.4.2017, 09:33 Uhr
Hochtechnologie-Maschinenring wird zum Magneten

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Der Lupburger Bürgermeister Manfred Hauser hat die Auswirkungen anderer Campus-Projekte vor Augen und setzt auf eine "Magnetfunktion": Der Zuzug von weiteren Unternehmen in Lupburg sei durchaus realistisch, sagte Hauser im NN-Interview. Die wirtschaftliche Bedeutung sei sehr groß, auch weil die bestehenden Betriebe Unterstützung durch die Forschung bekommen würden. Damit könnten junge Menschen am Ort gehalten und Pendlerströme eingedämmt werden, sagte der Lupburger Bürgermeister.

Das bayerische Kabinett hatte am Dienstag beschlossen, dass sich der Freistaat mit einer Anschubfinanzierung von 6,6 Millionen Euro über fünf Jahre an der Einrichtung des Technologietransferzentrums mit dem Titel "Moderne Werkstoffe und ihre Verarbeitung in digitalisierten Fertigungsumgebungen" beteiligt.

Wunschliste wird erstellt

In dem Projekt kooperieren die Technischen Hochschulen Regensburg und Deggendorf. Letztere wird voraussichtlich 2018 das neunte Campus-Projekt dieser Art in Parsberg eröffnen. Nach Angaben des Präsidenten Prof. Dr. Peter Sperber seien zunächst mehrere Workshops mit potenziellen Firmen-Partnern geplant. Dabei sollen die Unternehmen ihre Ausstattungswünsche und Kompetenzanforderungen formulieren. Es sei eine "klassische Dienstleistungsaufgabe" der Hochschulen, zum Beispiel teure Messtechnik-Geräte bereitzustellen, die mehrere Betriebe gemeinsam nutzen könnten. Sperber: "Das muss man sich wie einen Hochtechnologie-Maschinenring vorstellen."

Neben diesen reinen Infrastruktur-Aufgaben werde es sicher viele gemeinsame Entwicklungsprojekte von Wissenschaft und Wirtschaft geben, um beispielsweise Produktionsprozesse für hochkomplexe Produkte hervorzubringen. Die Erkenntnisse werden dann in die Wissenschaft und in die Lehre zurückfließen, ist sich der Hochschul-Präsident sicher.

Carl Fruth, Chef des Additiven Fertigungsunternehmens Fit AG, sieht im Campus eine große Chance, vor Ort hochqualifizierten Nachwuchs zu rekrutieren, ganz abgesehen von der Möglichkeit, Forschungsaufträge zu platzieren.

Kern des Campus-Vorhabens wird ein zentrales Gebäude auf einem 3000 bis 4000 Quadratmeter großen Grundstück am Kreisverkehr zwischen Parsberg und Lupburg auf Parsberger Seite nahe der Gemeindegrenze sein. Die Investitionssumme liegt laut Geschäftsleiter Stefan Schmidmeier von der Stadt Parsberg bei fünf bis sieben Millionen Euro. Rund die Hälfte des freistaatlichen Zuschusses von 6,6 Millionen Euro soll in die Labortechnik und in die Ausstattung fließen. Den Rest stemmt im Prinzip die Stadt Parsberg, "eine Herausforderung", wie Stefan Schmidbauer meint.

Die andere Hälfte der Landesmittel in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro wird für die Beschäftigung des Campus-Personals ausgegeben. Laut Landkreis-Wirtschaftsreferent Michael Gottschalk werden dies zwei Forschungsprofessoren, eine Teamassistenz, vier Ingenieure und zwei Werkmeister sein. Voraussichtlich übernimmt die Marktgemeinde Lupburg die jährlichen Betriebskosten in Höhe von 150 000 bis 200 000 Euro. "Wir müssen uns da anstrengen, aber das ist es uns wert", sagte Manfred Hauser, Bürgermeister der 2500-Einwohner-Gemeinde.

"Das ist schon eine Leistung der Kommunen, davor muss man den Hut ziehen", so Kreis-Wirtschaftsreferent Michael Gottschalk, der intensiv an der Planung und Vorbereitung des Technologietransferzentrums mitgewirkt hat. An eine finanzielle Beteiligung des Landkreises Neumarkt ist nicht gedacht.

Fünf Jahre mietfrei

Nach Angaben der Stadt Parsberg sieht das Kooperationsmodell vor, dass die beiden Kommunen das Zentrum dem Freistaat fünf Jahre lang mietfrei zur Verfügung stellen. Erst danach werden Mietzahlungen des Landes fällig. "Man wird sich vorab mit Vertretern des Freistaates an einen Tisch setzen und eine ortsübliche Miete aushandeln", sagte der Parsberger Geschäftsleiter Stefan Schmidmeier.

Die Kommunen erwarten, dass viele Betriebe aus der Region die Zusammenarbeit mit dem Campus suchen werden, ohne gleich nach Parsberg oder Lupburg umzuziehen oder Niederlassungen zu eröffnen. Aber es ist durchaus an die Ansiedlung von Betrieben im direkten Umfeld des Zentrums gedacht. Dafür könnte die Stadt Parsberg eine Fläche von rund sieben Hektar anbieten. Stefan Schmidmeier: "Das Potenzial für Ansiedlungen ist in jedem Fall vorhanden."

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