Hochwasserschutz in Kemnath auf dem Prüfstand

19.1.2017, 11:50 Uhr
Hochwasserschutz in Kemnath auf dem Prüfstand

© Foto: Wolfang Fellner

Volles Haus auch bei der zweiten Bürgerversammlung der Gemeinde Postbauer-Heng, diesmal im Ortsteil Kemnath. Im Feuerwehrhaus blieben nicht viele Plätze frei, als Bürgermeister Horst Kratzer seinen Jahresrückblick 2016 vorstellte (wir berichteten).

Auch in Kemnath gab es wenig zu bemängeln an dem, was der Gemeinderat im abgelaufenen Jahr geleistet hat. Was einen Bürger auf den Plan rief, war der Hochwasserschutz. Zum einen, um den Ort vor dem Absaufen zu bewahren, zum anderen, um die unschönen Zivilisationshinterlassenschaften, die bei Hochwasser aus dem Überlauf des Regenrückhaltebeckens in den Siegenbach schießen und diesen zieren, endlich abzuschaffen.

„Da liegen Fäkalien am Damm herum“, sagte er. Das Regenrückhaltebecken verliere doch 2017 seine Zulassung – was die Gemeinde denn dann plane, wollte der Mann wissen. Das Becken verliere nicht 2017, sondern erst 2019 die Genehmigung, korrigierte Bürgermeister Horst Kratzer. Aber: Seit Jahresbeginn laufe die Prüfung, ob der Kanal, der vom Centrum komme, mehr Wasser führe, weil mehr Wohngebiete angeschlossen worden sind.

Das Oberflächenwasser, das mit dem Abwasser aus dem Centrum Richtung Kemnath abfließt, landet hier zuerst in einem unterirdischen Sammelbecken. Ist das voll, läuft das Wasser in das Regenüberlaufbecken ab, mit allen unschönen Folgen. Die Frage sei nun, ob das seinerzeit gebaute System den heutigen Anforderungen noch entspreche oder ob es erweitert werden müsse. Wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen, will Kratzer die Kemnather wieder informieren.

Dazu komme, dass der Siegenbach früher von den Bauern jedes Jahr sauber gehalten worden sei. Das sei heute nicht mehr der Fall. Der Versuch, dies über Jugendgruppen der Feuerwehr zu lösen, sei gescheitert. Das sei gesetzlich reglementierte Arbeit, da gehe es um Lohn und die Berufsgenossenschaft spreche auch noch mit. Der Bach müsse aber gereinigt werden. Rein maschinell, wie schon geschehen, sei nicht optimal; nun sei man dran, den Landschaftspflegeverband als zusätzlichen Helfer zu gewinnen.

Das Ausweisen von neuem Baugrund sei für Kemnath eigentlich nicht vorgesehen, sagte der Bürgermeister. Im Moment habe die Kommune etliche Parzellen im Angebot, die Nachfrage sei aber dreimal so hoch. Der Quadratmeterpreis werde sich hier bei 180 bis 185 Euro einpendeln.

Wohnbau nur ein Gerücht

Was den geplatzten Verkauf des Kago-Schlosses angeht, sagte Kratzer, dass die Kommune ihre Außenstände von rund 110 000 Euro fast erhalten habe. Der Verkauf sei zwar nicht zustande gekommen, aber aus der Anzahlung sei die Summe fast zurückerstattet worden. Energisch trat Kratzer dem Gerücht entgegen, dass auf dem weitläufigen Areal Wohnbebauung möglich sei. Als das Hotel geplant worden sei, sagte er, habe der Gemeinderat ein Stück weit mehr möglich gemacht als gewünscht. Nachdem diese Pläne aber auch obsolet seien, gelte der Status quo.

Eine intensive Diskussion gab es auch wegen der Umgehung des Ortes für die B 8. Die sei als vordringlich im Bundesverkehrswegeplan, sagte Kratzer. Muss das sein, fragte ein Kemnather. Die Postbauerer wollten sie schon, sagte Kratzer. Räumte aber auch ein, dass eine Ortsumgehung nach einer alten Verkehrsuntersuchung nur die Hälfte des Verkehrs aus dem Ort bringen würde. 5000 Fahrzeuge würden trotzdem pro Tag passieren.

„Die ist teuer im Unterhalt, zerstört viel Natur und bringt wenig“, sagte ein Bürger. Er verstehe diese Sichtweise, sagte der Bürgermeister, andererseits wollten die Postbauerer an der alten B 8 auch ihre Ruhe. Es werde demnächst ein Gespräch mit den Behörden und den Burgthannern vor Ort geben, denn die Nachbargemeinde will an der Stelle in Oberferrieden, an der der bisherige Plan ein Einmünden der Umgehung in die B 8 vorsieht, ein Gewerbegebiet ausweisen.

Das Thema B 8 sei ein genauso spannendes wie die anstehende Aufrüstung der Stromtrasse quer durch den Ort. „Wollt ihr die neue Trasse wirklich quer über den Grünberg ziehen“, fragte ein Bürger ungläubig. Auch hier gab der Bürgermeister zu bedenken: Wenn aufgerüstet wird, geht das auf der alten Trasse gar nicht. Also muss diese raus. Wohin, das werde sich zeigen.

Ein letzter Appell: Es gebricht an Schülerlotsen. In vielen Gemeinden gebe es die, nur nicht in Postbauer-Heng, sagte der Bürgermeister. „Ihr bekommt keine Waffe, sondern nur eine Kelle“, warb er um Freiwillige. Sie sollen sich bei der Gemeinde melden.

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