Immobilienpreise in Neumarkt an der Obergrenze?

19.5.2018, 18:30 Uhr
Immobilienpreise in Neumarkt an der Obergrenze?

© Foto: Wolf-Dietrich Nahr

Sparkassen-Vorstand Matthias Wittmann zitierte vor Medienvertretern aus einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen. Demnach verbuchen Immobilieneigentümer bei vergleichbaren Objekten Kosten, die um über 42 Prozent niedriger als bei Mietwohnungen sind. Deshalb sei es nach wie vor interessant, in die eigenen vier Wände zu investieren — das nötige Eigenkapital und die "Kapitaldienstfähigkeit" vorausgesetzt.

Die Sparkasse Neumarkt-Parsberg hat über das eigene Immobilien-Center im vergangenen Jahr 101 Objekte im Wert von 24 Millionen Euro vermittelt und verfügt deshalb über eine weitreichende Markteinsicht. Angesichts dieser Daten ist Vorstand Matthias Wittmann überzeugt, dass zweistellige Preissteigerungen bei Immobilien erst einmal der Vergangenheit angehören. "Die Obergrenze ist in vielen Bereichen erreicht", meint auch Torsten Walter, Chef des Sparkassen-Immobilien-Centers in Neumarkt. Die Fortsetzung des Preisanstiegs werde es in der "sehr scharfen Form" nicht mehr geben.

Fast 400 000 Einheiten fehlen

Beim Blick auf die Marktbedingungen ist Vorstand Wittmann allerdings auch davon überzeugt, dass es angesichts des nach wie vor starken Nachfrageüberhangs zurzeit keine Preisrückgänge bei Immobilien geben wird. "Wir glauben nicht an eine Wende, dazu ist der Bedarf noch zu groß", sagte der LBS-Vorstandsvorsitzende Erwin Bumberger bei der Pressekonferenz in der Neumarkter Sparkassen-Zentrale. Er untermauerte seine Einschätzung mit einer Zahl: Marktkenner nennen seinen Informationen zufolge ein Defizit von derzeit rund 390 000 Wohneinheiten in Bayern. Bumberger: "Das muss nachgeholt werden."

Der Blick auf die Preisentwicklungen im vergangenen Jahr im bayernweiten Durchschnitt bestätigt die Einschätzung des LBS-Chefs: Demnach war bei gebrauchten Einfamilien-Häusern und Wohnungen ein Anstieg von sieben beziehungsweise 14 Prozent zu verzeichnen gewesen. Torsten Walter vom Immobilien-Center bezifferte die Preisaufschläge im Landkreis Neumarkt in den vergangenen Jahren auf knapp unter zehn Prozent.

Im laufenden Jahr müsse man mit durchschnittlichen Kaufpreisen für gebrauchte Doppel- und Reihenhäuser zwischen 140 000 Euro (Landkreis) und 320 000 Euro (Stadt Neumarkt) rechnen. Bei neuen Objekten dieser Kategorie lägen die Preise zwischen 260 000 Euro und 450 000 Euro. Für gebrauchte Wohnungen würden Quadratmeterpreise von 1000 bis 3000 Euro aufgerufen, während neue Objekte mit 2200 Euro bis 4100 Euro abgerechnet würden — wobei sich laut Vorstand Matthias Wittmann gerade der Landkreis je nach Gemeinde als "sehr heterogener Markt" darstelle.

Die Experten der Sparkasse und der LBS bewerteten die Anstrengungen von Bund und Ländern zur Schaffung bezahlbaren Wohnraumes als "erforderlich" und "positiv". Allerdings werde sich eine geplante verbesserte Wohnbauprämie mit Blick auf den Aufbau von Eigenkapital für den Immobilienkauf nur mit zeitlicher Verzögerung auswirken. Anders verhalte es sich beim Baukindergeld, das Familien mit mittlerem Einkommen und zwei Kindern über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Förderung von 200 Euro pro Monat ermögliche. Sparkassen-Vorstand Matthias Wittmann erwartet allerdings nicht, dass das Baukindergeld grundsätzlich eine Immobilienfinanzierung ermögliche. Von dieser Förderung werde allenfalls eine Unterstützung ausgehen.

Die 71 Millionen Euro ausgezahlten Wohnbaukredite bei der Sparkasse Neumarkt-Parsberg signalisieren angesichts steigender Tendenz die Entwicklung des Marktes. Allerdings hat das Publikum auf erste Signale reagiert, die man als bevorstehenden Anstieg der Zinsen werten könnte. Immer mehr Immobilienkäufer wollen sich offenbar dagegen schützen: Von Januar bis April ist bei der Sparkasse eine Bausparsumme von 32,4 Millionen Euro vereinbart worden — ein Plus von 33 Prozent.

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