Junger Bauer missbrauchte Buben auf dem Bulldog

20.6.2018, 17:42 Uhr

Der junge Landwirt musste sich unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor dem Amtsgericht Neumarkt verantworten. Das Urteil lautete ein Jahr Haft auf Bewährung. Der Mann muss sich einer Therapie unterziehen. Hinzu kommt eine Geldauflage von 4000 Euro, von denen 3000 Euro an das geschädigte Kind fließen.

Im Herbst 2016, damals war der Bub acht Jahre alt, kam es zu einem Übergriff im Maschineraum der Biogasanlage. Der junge Landwirt kitzelte das Kind, sorgte dafür, dass das T-Shirt verrutschte. Schließlich fotografierte er den nur mit einer Unterhose bekleideten Jungen.

Ähnliches wiederholte sich, etwa bei einer Ausfahrt mit dem Traktor. Im Spätsommer 2017 fasste der Mann dem Jungen in die Hose und berührte dessen Glied für mehrere Minuten. Der Bub habe sich nicht gewehrt, sagte der Angeklagte vor Gericht. Allerdings macht er auch nicht freiwillig mit. "Sonst darfst Du nicht mehr auf dem Traktor fahren", war die klare Ansage. Außerdem gab der Mann dem Buben mit auf den Weg, dass er das "gemeinsame Geheimnis" niemandem verraten dürfe.

Doch irgendwann hielt das Kind den Druck nicht mehr aus. "Er ärgert mich immer" offenbarte es seiner Mutter. Die Eltern schalteten die Polizei ein. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Beamten noch Bilder von einer Internetplattform, auf denen junge Jugendliche mit und ohne Unterwäsche posierten.

Darüber hinaus hatte sich der Landwirt über den Nachrichtendienst Whatsapp von zwei ihm bekannten Jugendlichen anzügliches Foto- und Videomaterial schicken lassen.

Schock für die Familie

Die Hausdurchsuchung war ein Schock für die Familie. Mit den Eltern hat er inzwischen geredet, schließlich geht es auch um die Zukunft des landwirtschaftlichen Betriebs. Doch zwischen der Ehefrau und ihm herrscht weitgehend Funkstille. Hinzu kommt: Spätestens seit die Polizei sich bei anderen Eltern umhorchte, ist der Fall in der Umgebung Gesprächsstoff Nummer eins. Der Mann wartet derzeit auf einen Therapieplatz bei der Stadtmission Nürnberg. "Ich werde alles tun, damit so etwas nicht mehr passiert", sagte er vor Gericht. Der Landwirt gab alle Vorwürfe zu, stritt nichts ab, beantwortete alle Fragen und ersparte damit dem Kind eine Zeugenaussage.

In dem teilweise verlesenen Protokoll seiner Aussage bei der Polizei beschrieb der vernehmende Beamte den Buben als ein eher unauffälliges Kind, dem die Verknüpfung fehle zu den sexuellen Inhalten des vermeintlichen "Ärgerns". Bei dem Gespräch mit der Polizei litt es sichtlich darunter, dass er sein Versprechen gegenüber dem Angeklagten brach, mit niemandem über das Geschehene zu reden.

"Es ist schon eine perfide Masche", sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Alle Jungen führen gerne Traktor. So habe der junge Bauer Druck aufbauen können. Der sei zwar nicht strafrechtlich relevant, aber beeindrucke einen Zehnjährigen schon.

Auf der anderen Seite konstatierte er dem Mann eine glaubhafte Reue. Er sei überzeugt, dass der Angeklagte auf einem guten Weg sein werde, wenn er die Therapie antritt. Die Strafe könne deshalb am unteren Rahmen bleiben. Seine Forderung: Ein Jahr Haft auf Bewährung und 4000 Euro Geldauflage.

"Das wichtigste aus der Sicht des Opfers ist, dass der Täter die Schuld einräumt und sich entschuldigt", sagte Anwalt Gerd Paprotta, der die Familie des Jungen als Nebenkläger vertrat. Kinder glaubten sonst immer, dass sie in irgendeiner Form eine Schuld trügen. Trotzdem werde der Missbrauch nicht ohne Folgen bleiben. "Der Junge schiebt das alles ganz weit von sich weg, aber spätestens in der Pubertät wird er wissen, was ihm geschah", sagte Paprotta.

Der Anwalt plädierte dennoch für eine Bewährungsstrafe: Nur wenn der Landwirt in festen sozialen Beziehungen lebe, könne er gegen seine "inneren Dämonen" bestehen.

Richter Marcel Dumke schloss sich dem an. "Es liegt ein harter und steiniger Weg vor Ihnen." Doch liege es in seiner Hand, den pädophilen Neigungen nicht wieder nachzugeben.