Kanalbau vor 25 Jahren: Wächter auf Jahrhundert-Baustelle

27.9.2017, 15:01 Uhr
Kanalbau vor 25 Jahren: Wächter auf Jahrhundert-Baustelle

© Foto: Lorenz Schmidt

Nein, Lorenz "Lenz" Schmidt hat die Kilometer nie ausgerechnet. Die Strecken, die der Bautechniker in seinem Dienst-VW Polo zwischen den einzelnen Orten der Handlung zurückgelegt hat. Und es war alles andere als Langeweile, die den örtlichen Bauaufseher zwischen den einzelnen Baustellen des Main-Donau-Kanals hat pendeln lassen. "Ich hab‘ immer genug Arbeit gehabt", sagt Lorenz Schmidt. Er ist zuletzt als Mitarbeiter der Autobahndirektion Nordbayern Ende 2016 in den Ruhestand gegangen. Davor war er bei der Rhein-Main-Donau AG in Lohn und Brot.

Für den Kanal-Bauherrn war Schmidt der allgegenwärtige Aufpasser bei insgesamt sieben Brückenbauwerken: Gundlfing, Untereggersberg, Meihern-Deising und später die Autobahnbrücke bei Schwabach. Von 1989 bis 1992 hatte der Bauaufseher seinen Schreibtisch in Berching. Das Baubüro war in den Räumen einer alten Fahrschule am Rand der Altstadt untergekommen. Eine zweite Niederlassung für rund 20 Mitarbeiter gab es an der Schleuse Berching, wo sich die Büros auf mehrere Container verteilten.

Kanalbau vor 25 Jahren: Wächter auf Jahrhundert-Baustelle

© Foto: Hubert Bösl

In den Jahren 1989 bis 1992 entstanden in Berching die Nord-, die Süd- und die Fußgängerbrücke. Teilweise haben sich die Bauzeiten so überschnitten, dass Lorenz Schmidt ein waches Auge auf drei Großprojekte gleichzeitig haben musste. Tagtäglich eine große Verantwortung: Bewehrung, Schalungen und Spannglieder mussten abgenommen, das Material vermessen und auf Qualität überprüft werden. Als Koordinator zwischen Auftraggeber und Bauunternehmen war Lenz Schmidt dafür verantwortlich, dass die Pläne mit der Realität übereinstimmten. Vermessungen und eine umfassende Dokumentation im Bautagebuch gehörten ebenfalls zu Schmidts Aufgaben. "Da ist nicht betoniert worden, bevor ich meine Freigabe erklärt habe", erinnert sich der Bauaufseher heute. Selbst die Rechnungsprüfung gehörte zum Portfolio des Bauexperten.

Der Bau der europäischen Wasserstraße von 1960 bis 1992 war rund um das Altmühltal ein massiver Eingriff in die Natur und in die überkommene Infrastruktur. Nur die älteren Bürger erinnern sich heute, dass an vielen Stellen erst einmal Kanalisation, Strom- und Wasserleitungen quasi aus dem Weg geräumt werden mussten, bevor mit dem Kanalbau begonnen werden konnte. Heute ist längst Gras und Buschwerk über die schmerzhaften Narben der Großbaustellen gewachsen. Und Lorenz Schmidt blickt zufrieden auf ein "schönes Biotop", wenn auch ein künstliches.

Während der Bauphase gab es immer wieder erheblichen Ärger wegen der Verschmutzung der Fahrbahnen durch den Baustellenverkehr. Auch diese Säuberungsaktionen musste Lorenz Schmidt veranlassen. Heute erinnert er sich an die Zusammenarbeit mit der Berchinger Stadtverwaltung und das gute Einvernehmen mit dem damaligen Bürgermeister Albert Löhner.

Zwischendurch war der Bauaufseher in Personalunion auch eine Art Öffentlichkeitsarbeiter: Viele Besuchergruppen reisten mit Omnibussen an und wollten von Lorenz Schmidt die aktuellsten Baudetails erfahren. Einen Tag lang sei er auch mit Hubert Weiger, Chef des Bund Naturschutz und erklärter Kanalgegner, unterwegs gewesen. Bei aller Kritik an dem Projekt und den Umweltfolgen sei man sich hinterher irgendwie einig gewesen: "Letztlich machen wir das Beste daraus."

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