Burgthann: Katzenbaby „Smilla“ gerettet

31.7.2012, 07:00 Uhr
Nach zwei Stunden konnte Smilla wieder in die Arme ihrer Familie übergeben werden.

© Philip Hauck Nach zwei Stunden konnte Smilla wieder in die Arme ihrer Familie übergeben werden.

„Wenn die Rettung noch länger als zehn Minuten dauert, ziehen wir wahrscheinlich eine Katzenleiche aus dem Rohr“, befürchtet Einsatzleiter Michael Lorenz. Die Burgthanner Feuerwehr ist zu diesem Zeitpunkt schon über eine Stunde im Garten der Familie im Einsatz.

Der Notruf „Tierrettung“ erreicht die Leitstelle am Sonntag um 10.21 Uhr. Der „First Responder“ und die beiden Mannschaftsfahrzeuge treffen zeitgleich in der Breslauer Straße ein, wo die fünfköpfige Familie um ein freistehendes Abwasserrohr im Garten steht. Smilla, das neugierige Katzenbaby, war über einen Busch an der Hauswand hochgeklettert und kopfüber in die Röhre geplumpst.

Smilla steckt nun unter der Erde fest und kann sich aus eigener Kraft unmöglich befreien. Sofort beginnen die 20 Feuerwehrler, die Leitung mit Schaufel und Spaten freizulegen. Ein zu Hilfe gerufener Bauunternehmer aus dem Ort rückt mit Kipper und Bagger an — binnen kürzester Zeit ist ein Erdloch von gut drei Metern Tiefe ausgehoben.

Besonders knifflig: Das Rohr darf auf keinen Fall beschädigt werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass Erde und Wasser auf das Pelzknäuel niederprasseln und es erstickt. Um zu verhindern, dass dem Vierpfoter die Luft ausgeht, haben die Einsatzkräfte einen dünnen Gummischlauch verlegt, der über ein Beatmungsgerät Sauerstoff in das Innere pumpt.

Fontäne aus dem Erdloch

12 Uhr: Ein Dutzend besorgter Anwohner hat sich bereits am Gartenzaun versammelt. Der Bogen, also das vertikale Ende des Rohres, ist mittlerweile freigelegt. Die Rettungskräfte halten einen Moment den Atem an, um zu hören, ob Smilla noch am Leben ist. Es regt sich nichts. Kein Miauen, kein Mucks.

In der Eile passiert das, was Smillas Überlebenschancen drastisch sinken lässt: Die Baggerschaufel reißt eine Zuleitung auf und die Wassermassen sprudeln in hohem Bogen über den Zaun auf die Straße.

Jetzt muss es schnell gehen. Denn: Sollte der Wasserspiegel im Erdloch weiter ansteigen, ertrinkt das Kätzlein. Die Burgthanner Feuerwehrmänner reagieren blitzschnell und überlegt: Mit einem hydraulischen Spreizer quetschen sie das Rohr zu und befördern die schlammige Brühe mit einer Tauchpumpe aus der Grube. Innerhalb von fünf Minuten ist die für Smilla lebensbedrohliche Situation entschärft.

Dann endlich, nach fast zwei Stunden Ungewissheit, die erlösende Nachricht: Aus dem dunklen und feuchten Rohr ist ein zartes Miauen zu hören. Mit der Taschenlampe ist die Spitze des wedelnden Katzenschwänzleins zu erkennen. Ein buddelnder Retter gibt Entwarnung: „Sie lebt“.

Mit Brecheisen und Spaten stemmen die Männer das Rohr auf, ziehen Smilla am Schwanz heraus und überreichen die nasse und zitternde Mieze der überglücklichen Katzenmama, die das kleine Lebewesen sofort in eine vorgewärmte Decke wickelt.

Der Wasserwart und ein Rohrbauer sind bereits vor Ort, um die beschädigte Leitung und den gerissenen Zulauf zu flicken. Nach einer halben Stunde ist die temporäre Bau- und Rettungsgrube wieder zugeschüttet.

Der ehrenamtliche Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Burgthann, die ihren Sonntagvormittag für die Rettung von Smilla geopfert hat, ist für die Familie kostenlos. Einziger Wermutstropfen: Der Einsatz des Bauunternehmers und Wasserwartes wird nicht billig werden.

Bleibt nur zu hoffen, dass das kulleräugige Katzenkind gelernt hat, sich in Zukunft von Rohren jeglicher Art fernzuhalten.

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