Kein Tier leidet für diese Volksfest-Burger

19.8.2017, 06:47 Uhr
Kein Tier leidet für diese Volksfest-Burger

© Foto: Günter Distler

Silvia Lupinacci saß heulend vor dem Fernseher. Über den Bildschirm lief eine schockierende Reportage über Tiertransporte. Da stand für die damals 13-Jährige fest: Fleisch sollte nie mehr auf den Teller kommen. Obwohl Silvias Opa Metzger war. Und obwohl in der väterlichen Pizzeria ja auch Salami und Schinken auf die Teigscheiben kamen. Vor fünf Jahren wurde der Vegetarierin so richtig bewusst, dass alles rund um die Kuh ja auch "Tierindustrie" ist. Vegane Ernährung war da die Devise: keine Milch, keine Eier.

Doch die Frage der Lebensmittelherkunft war für die gelernte Grafikerin und Gastronomen-Tochter schnell kein privates Thema mehr. 2015 zog die Veganerin gemeinsam mit ihrem Mann, dem Industriekaufmann Marcus Schmutzler, und der Mitarbeiterin Melanie Brandl den veganen Catering-Service "Leichtsinnsküche" mit Sitz in Pyrbaum auf. "Wir hatten sofort eine gute Resonanz, wir wurden gebucht, bevor wir überhaupt gegründet waren", berichtet Silvia Lupinacci. Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeste: Auf 40 bis 50 Veranstaltungen pro Jahr bringt es die "Leichtsinnsküche".

Butterschmalz verpönt

Bei den Events ist immer der fast 30 Jahre alte Oldtimer-Foodtruck "Freddy" dabei. Doch auf den Volksfestplatz durfte der restaurierte Mercedes nicht mit. Silvia Lupinacci musste sich in einer städtischen "Wechselbude" in der Volksfest-Freßgasse einrichten. Dort grillt sie zum Beispiel ihre veganen Burger. Anstelle von Fleischklopsen kommen "Patty"-Bratlinge in die Semmel. Sie werden aus Couscous, Linsen, Walnüssen, Grünkern oder Buchweizen geformt und mit reinem Pflanzenfett gebraten. Butterschmalz steht in der veganen Volksfestküche natürlich auf der Verbotsliste.

Die etwas anderen Mahlzeiten spiegeln sich auch in der Schreibweise wieder: Zu den Süßkartoffel-Pommes kann man "Mayonäähse" bestellen, selbstverständlich ohne Ei. Auf das "Heimatbrot" streichen die Leichtsinnsköche fraglos kein durchgedrehtes Fleisch in Form von Mett, sondern eine rezent abgewürzte Reismischung, die als "Mätt" firmiert. Überhaupt die Wortspiele: "No määh, no quiek, no muuh, plants only" hat Silvia Lupinacci mit Kreide auf die Menü-Tafel geschrieben: Tiere müssen nicht leiden für den Volksfest-Snack, lautet die Botschaft.

Bio und Öko sind rund um die "Leichtsinnsküche" mit Händen zu greifen. Die Burger-Schachtel und das andere Verpackungsmaterial sind komplett kompostierbar und wandern in die kleine, rote Biotonne neben dem Stand. Ökologisch angebaute Salate und Gemüse bevorzugt die Vegan-Köchin, zum Beispiel vom Biobauern Erwin Ehemann. Selbst die Burger-Semmeln sind so vegan wie regional: Sie stammen aus der Bäckerei Lehmeier in Möning, wo sie nach einer Rezeptur der Leichtsinnsköche in den Ofen kommen.

Als Neuling ist die Köchin mit der Resonanz des Publikums auf dem Volksfest sehr zufrieden. Neugierige, Fans, "Wiederholungstäter" gibt es genug. Bleibt es beim einmaligen Auftritt? "Wir sind gern beim nächsten Volksfest dabei — wenn wir dürfen."

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