Kinder „beheimaten“

19.10.2014, 06:00 Uhr
Kinder „beheimaten“

© Foto: Ralf Rödel

Die pädagogischen Mitarbeiterinnen hatten an dem Tag die Möglichkeit, die Komplexleistung interdisziplinäre Arbeit der Frühförderung besser kennen zu lernen. Wie komplex und differenziert dieses Engagement mittlerweile ist, zeigt schon der Verweis auf die Gründung der Frühförderung im Jahr 1979. Eine pädagogische Mitarbeiterin und eine Bürokraft waren damals das Personal, mittlerweile arbeiten rund 20 Fachkräfte in der Beratungs- und Frühförderstelle in der Gießereistraße 9 in Neumarkt.

Breites Angebot

So wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Fachtag neben einem Einblick in die heilpädagogische Arbeit auch die in den Jahren dazugekommenen Praxisfelder psychologische Begleitung, Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie vorgestellt sowie die Arbeitsweise der mobilen sonderpädagogischen Hilfe.

Wie die Leiterin der Frühförderung bei der Lebenshilfe Neumarkt, Antonie Eigner-Kössl, sagte, sei die Interdisziplinäre Förderung ein freiwilliges und familiennahes Angebot. Es stehe für alle Kinder offen, die Besonderheiten in ihrer Entwicklung zeigen. Rückstände in der körperlichen und geistigen Entwicklung gehören dazu genau so, wie impulsive oder aggressive Verhaltensauffälligkeiten oder Probleme in der Sprachentwicklung, um nur einige Beispiele zu nennen.

„Frühförderung unterstützt die ganzheitliche Entwicklung des Kindes durch individuell ausgerichtete Angebote“, sagte Eigner-Kössl. „Dabei legen wir größten Wert auf intensive partnerschaftliche Begleitung und Zusammenarbeit mit den Eltern.“ Ohne die Mitarbeit der Eltern gehe nichts, meinte Eigner-Kössl.

„Ohne Eltern geht nichts“

Beratung, Förderung und Therapie können Eltern in Anspruch nehmen, wenn sie das Verhalten ihres Kindes nicht verstehen, wenn das Kind leicht ablenkbar oder unruhig ist, wenn das Kind wenig oder gar nicht mit anderen Kindern spielt oder wenn ein Kind mit Behinderung auf die Welt gekommen ist.

Eine Mitarbeiterin aus dem Team der Frühförderung brachte bei ihrer Vorstellung den Anspruch ein, die Kinder in der Wahrnehmung ihrer Sinneseindrücke zu stärken, sie bei sich selbst „beheimaten“. Wenn sich die Kinder sicher seien, könnten sie ein gutes Ich-Bild entwickeln, ein gutes Selbstwertgefühl.

Doch was sollen Eltern tun, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen? – Antonie Eigner-Kössl machte deutlich, dass zunächst ein unverbindliches Beratungsgespräch stattfinden solle, bei dem die Eltern ihre Beobachtungen, Gedanken und Sorgen vortragen. Kindgerecht und spielerisch werde von den (in der Regel) Fachfrauen der Entwicklungsstand des Kindes festgestellt. Bei Bedarf und nach der Erstellung eines Förder- und Behandlungsplanes in Zusammenarbeit mit einem Arzt beginne die individuelle Förderung oder Therapie des Kindes.

Die Angebote der Interdisziplinären Beratungs- und Frühförderstelle finden in Einzelbetreuung und auch in Kleingruppen statt. Gefördert wird an der Frühförderstelle, im Kindergarten oder auch in der häuslichen Umgebung des Kindes. Die Kosten werden in der Regel auf Antrag vom Sozialhilfeträger (Bezirk) oder von den Krankenversicherungen übernommen.

Die Teilnehmerinnen an der Fachtagung hatten nach den reichlichen Informationen die Möglichkeit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen. „Möglichkeiten der kollegialen Beratung“, „Pädagogische Berichte präzise formulieren“, „Interkulturelle Pädagogik“ und „Theorie und Praxis im Fachdienstalltag“ waren nach Angaben von Brigitte Gradel, der stellvertretenden Leiterin der Lebenshilfe-Einrichtung, die Themen.

Weitere Informationen unter Telefon: (0 91 81) 40 49 70 oder E-Mail:fruehfoerderstelle@lebenshilfe-neumarkt.de

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