Kirwabaum in der Kirche versteckt

23.8.2010, 07:02 Uhr
Kirwabaum in der Kirche versteckt

© Fritz Etzold

Zu einer Kirchweih gehört selbstverständlich ein Kirchweihbaum. Wohin aber mit der 25 Meter langen Fichte, dass sie nicht gestohlen wird?, war das Problem der sechs Kirwaboum.

„Der Baum muss in die Kirche. Da ist er sicher“, lautete der Einfall von Kaplan Wingen. Es war wohl das erste Mal, dass ein Kirchweihbaum in einem Gotteshaus versteckt wurde.

Das Ritual des Aufstellens des Baumes, wurde von vielen Hasenheidern genau mitverfolgt. Ohne Hilfe von Technik, nur mit sogenannten Goisen, zusammengebundenen dünnen Stämmen, hievten die Kirwaboum Marko, René, Markus, Patrick, Matthias und Christoph und etliche weitere erfahrene kräftige Burschen die mit Kränzen und Bändern geschmückte Fichte in die Senkrechte. Nach einer Stunde ragte der Baum in den Himmel, beinahe genauso hoch wie der Kirchturm.

Die jungen Männer hatten sich nach diesem Kraftakt einen Schluck Bier wohl verdient. Kaplan Wingen durfte sich danach zum Fassanstich die Schürze umbinden. „Ich mache das zum ersten Mal“, gestand der gebürtige Rheinländer und der Zapfhahn saß nach ein paar Schlägen ohne Verluste. Die laue Sommernacht durchtanzten Alt und Jung zu den Klängen der „Trinomics“.

Den Festgottesdienst zelebrierten neben Kaplan Wingen die Pfarrer Peter Tontarra und Hans Zeltsperger. Beide Geistliche kehrten für die Feier in ihren früheren Wirkungsort zurück.

Kirwabaum in der Kirche versteckt

© Etzold

„Die Kirche ist der Mittelpunkt der Hasenheide geworden und gibt den Menschen Halt“, sagte Zeltsperger in seiner Predigt. Alle, die wollten, durften danach beim Umzug durch den Stadtteil mitmarschieren. Die Blaskapelle Dirnhofer aus Stauf, die auch den Gottesdienst verschönerte, führte den Zug an. Es folgten Vereine und die Kleinen des Kindergartens. Im Zug mit dabei: Oberbürgermeister Thomas Thumann und Bürgermeister Franz Düring.

Zeitzeuge

Für den 88-jährigen Georg Frauenknecht war der Weg doch etwas zu weit. Er ist der letzte Zeitzeuge, der für den Kirchenbau vor gut einem halben Jahrhundert als Sammler unentwegt unterwegs war. „Mark für Mark kam zusammen. Ich muss die Bewohner, die eigentlich das Geld damals für den Hausbau benötigten, heute noch sehr loben“, erinnert sich Frauenknecht.

„Der Kirwabam soll bis Advent stehen bleiben“, meint Pfarrgemeinderat Fritz Schön vom Arbeitskreis St. Pius. Danach darf der Gewinner bei der Kirwabamverlosung den Baum abholen. „Umgelegt wird der Baum. Das Restliche muss der Gewinner selber machen, nämlich den Baum zu Brennholz zerkleinern“, sagt Schön.

„Aus der ersten Kirwa soll eine Tradition werden. Das Gemeinschaftsgefühl in der Hasenheide wird dadurch gestärkt“, blickt Schön hoffnungsvoll in die Zukunft. Die erste Kirwa anlässlich der Weihe des Gotteshauses vor 50 Jahren stieß bei der Bevölkerung jedenfalls auf großen Anklang. Vielleicht gibt es bei der nächsten Kirwa dann auch Kirwamoila, die heuer noch gefehlt haben.