Klostergasse will sich nicht kaputtreden lassen

14.12.2017, 05:53 Uhr
 Klostergasse will sich nicht kaputtreden lassen

© Foto: André De Geare

Das sagt auch Susanne Biller, Inhaberin der Buchhandlung Müller. "In der Diskussion wird das Negative viel zu sehr betont." Dabei kann die Klostergasse mit vielem punkten, so Biller. Etwa den inhabergeführten Läden, den kurzen Wegen und nicht zuletzt, dass die Autos draußen bleiben müssen.

Sicherlich: Einige Wünsche hätte Biller schon. "Wenn die Cafés mehr Stühle rausstellen dürften, das wäre toll." Oder noch etwas für die Kinder. "Die können hier im Sommer herumtoben, ohne dass ein Auto durchrast."

Es wird gebaut

In den nächsten zwei Jahren häufen sich die Baustellen in der Klostergasse. Das ehemalige Kaufhaus Hackner wird abgerissen, dort entsteht eine seniorengerechte Wohnanlage. Im vorderen Teil der Klostergasse bringt man das ehemalige Textilhaus Witt Weiden wieder auf Vordermann; das auf der anderen Seite der Kastengasse befindlich Gebäude wird saniert, ebenso wie das Wohn- und Geschäftshaus an der Gerichtsgasse.

Darin befindet sich im unteren Ende der Laden "SchnickSchnack". Sein Name ist Programm, Kerstin Simon verkauft dort humorige Postkarten, Porzellan-Einhörner und andere Geschenkartikel; daneben statten sie und ihr Mann Hochzeiten und andere Feste mit Deko aller Art aus.

Simon fühlt sich wohl an ihrem Standort. "Eine Baustelle ist kein Grund fort zu gehen", sagt Simon und zählt eine ganze Latte an Vorzügen auf: "Es gibt hier wahnsinnig tolle Geschäfte, deren Inhaber ihr bestes geben." Doch sie spürt einen Rückgang der Kundenfrequenz, seit das Kaufhaus Hackner geschlossen hat. "Es kommt viel weniger Laufkundschaft", sagt Simon.

Dabei würden oft schon Kleinigkeiten genügen, um die Attraktivität zu steigern – und auf die Geschäfte hinzuweisen. Etwa Edelstahl-Rahmen mit einheitlichen Hinweisschildern an der Marktstraße statt des derzeitigen Verhaus an "Kundenstoppern". So nennt der Fachmann die Klappständer, die bei etwas stärkeren Wind umfallen. Oder "Wohfühlinseln" mit Bänken beziehungsweise etwas großzügigere Genehmigungen für Stühle vor den Cafés. "Da ist die Stadt gefragt", sagt Simon. Doch diese reagiere nur langsam oder gar nicht. "Das zieht sich teilweise jahrelang hin."

Ein große Runde von fast 50 Eigentümern und Mietern aus der Klostergasse hat sich gestern Abend im Glossner-Bräustübl getroffen. Eingeladen hatte der Immobilien-Makler Manfred Ritter. "Man darf man die einzige wirkliche Fußgängerzone in Neumarkt nicht aufgeben", nannte er sein Anliegen. "Die Baustellen sind nicht nur negativ ", sagte Jochen Wittmann, Eigentümer Gebäudes, in dem sich das Café Via Christina befindet. "In zwei Jahren haben wir eine komplett erneuerte Klostergasse, in die die Kunden gerne kommen." Doch bis dahin müssten die Klostergassler an einem Strang ziehen und gemeinsam etwas unternehmen.

Die spannendste Straße

City-Manager Christian Eisner hatte einige Ideen mitgebracht. Er schlug eine selbstbewusste Image-Kampagne vor unter dem Motto "Neumarkts spannendste Straße".

Die Koordination übernimmt "aktives Neumarkt". Trotzdem entstehen Kosten. Eisner warb deshalb bei den Anwesenden um einen Obolus für ein gemeinsames Budget. "Auf jeden privaten Euro legt die Stadt Neumarkt einen drauf", habe ihm OB Thomas Thumann zugesagt.

Und noch eine Idee hatte er: Pop-Up-Stores. Das sind kleine Läden von Kreativen und Künstlern, die nur eine Woche bis zu einem Monat geöffnet sind. Das schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Leerstand, das Allerschlimmste für eine Geschäftsstraße, werde vermieden und die Kurzzeitläden locken Neugierige an.

Susanne Biller schaut optimistisch nach vorne. Die nächste Zeit mit den vielen Baustellen werde sicherlich eine Belastung. "Aber wenn wir uns um unsere Kunden bemühen, finden sie auch den Weg zu uns", ist die Buchhändlerin überzeugt.

Ähnlich drückt es Kerstin Simon aus. "Wir bieten unseren Kunden etwas besonderes", sagt sie.

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