Kunstwerke von Bildhauern aus Simbabwe

27.5.2015, 09:31 Uhr
Kunstwerke von Bildhauern aus Simbabwe

© Foto: Mark Johnston

Eine „spektakuläre Ausstellung“ verheißt die Einladung, und die wichtigste Überraschung dabei ist, dass Herrmanns Skulpturenschau nicht nur eine Einbahnstraße sein will. Ethnisch-afrikanische Kunst, die hat seit dem späten 19. Jahrhundert die aktuelle Kunst Europas aufs tiefste beeinflusst.

Aber „Spirits of Stone“ dokumentiert auch den umgekehrten Weg: europäisch-amerikanischer Einfluss auf die afrikanischen Bildhauer aus dem ehemaligen Rhodesien. So oder so, nichts ist da komplett abgekupfert, Einflüsse machen sich in verschiedenem Grade bemerkbar, aber auch viele Individualitäten sind spürbar.

Pilgerstätte für Künstler

Das ist in den etwa vier Generationen auch immer so geblieben, die das Bildhauerdorf inzwischen hervorgebracht hat. Die schwarzafrikanischen Künstler pilgern dorthin, weil es den berühmten Serpentin in erheblicher Mächtigkeit dort gibt und weil sie dort für ihre Verhältnisse optimale Arbeits- und Vermarktungsbedingungen vorfinden.

Auch Kontakte knüpfen können sie dort mit Kunsthändlern aus aller Welt. Wie mit Eberhard Schnake, der sein Kunsthaus Münster zu einem hot-spot afrikanischer Gegenwartskunst hat werden lassen.

Jetzt hat er aber aus Altersgründen seine Sammlung langsam reduziert: Davon profitiert auch Thomas Herrmann, der seinem Publikum eine breite Auswahl anbieten kann. Wer denn afrikanische Kunst sammelt? „Das Publikum geht durch alle Altersstufen“, sagt Herrmann. Der Zugang zu dieser Art von Kunst sei völlig unverstellt: „Es ist eine Kunst, die sehr schnell begreifbar ist, hoch dekorativ obendrein und (wenn man keine Angst vor Diebstahl hat) besonders für den Außenbereich geeignet“, fügt er hinzu.

Die Kunst aus Tengenenge hat sich über die letzten Jahrzehnte hin ihren Ruf aufgebaut: in großen Ausstellungen (etwa 1994 in Frankfurt), bei den Expos wie in Hannover. Einige Künstler wie Nicholas Mikomeranwa haben sich zu Lebzeiten eine beachtliche Reputation erworben: „der afrikanische Henry Moore“. Und Herrmann ist natürlich glücklich, einige Werke dieses Klassikers anbieten zu können.

Die Bildhauer, die heute in Simbabwe arbeiten, ernähren mit ihren Figuren meist die ganze, irgendwo anders lebende Familie oder den Stammesclan. Manches schöpfen sie aus dem Formen- und Themenvorrat ihrer Heimat, andere orientieren sich an europäischen Einflüssen aus den zurückliegenden Jahrzehnten der Kunstgeschichte: glatte Rodin-artige Akte, geradlinig Abstraktes, manches auch Ethno-Kitsch. Da ist aus der afrikanischen Kunst Weltkunst geworden, die sich überall gut verkauft, werden effektvoll die verschiedenen Arten und Farben von Serpentin kombiniert („Day & Night“ von Hebaron Zvabata) oder entsteht aus blank poliertem Gestein ein „Couple“ in rigider Abstraktion (Ouward Sango).

Luckmore Joseph thematisiert den vulkanischen Ursprung, die emporschießenden Lavafontänen in steil aufragenden Köpfen („Me & my wife“): Aus Lava und dem daraus entstandenen Basalt ist Serpentin nämlich entstanden, weiß Herrmann, und glatt poliert kann man so schöne Figuren wie eine „Schildkröte“ (Bernhard Matemera) daraus machen.

Erstaunlich ist zudem, in welchen Farbfacetten Serpentin und verwandte Gesteine in Simbabwe vorkommen. Wer trotzdem ein bisschen Farbe in dieser Ausstellung vermisst, der kann sich an den Bildern von Bernhard Maria Fuchs an den Wänden der Galerie satt sehen: eine geschickte und stimmige Kombination.

„Spirits in Stone“ ist bis zum 28. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9.30 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr. Samstag: 9.30 bis 14 Uhr.

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