Landrat setzt sich für A6-Ausfahrt bei Traunfeld ein

23.2.2018, 18:00 Uhr
Landrat setzt sich für A6-Ausfahrt bei Traunfeld ein

© Foto: Hubert Bösl

Bei dem "heißen Thema" sei es geboten, sich "intensiv damit zu beschäftigen", sagte Lang und gab den Ball an Landrat Gailler ab, der die Gründe für den Antrag beim Bundesverkehrsministerium aufzeigen sollte.

Gailler wiederholte, dass bislang weder eine fertige Planung noch ein fertiges Konzept existiere und die Entscheidung allein beim Marktrat Lauterhofen liege. Laut Beschluss im Kreisausschuss wird der Landkreis bei einem negativen Votum keine weiteren Planungen in die Wege leiten. Grünen-Kreisrat Roland Schlusche bestätigte das.

Gailler verwies auf das Focus-Ranking, das die Region Neumarkt deutschlandweit auf Platz 16 sehe. Das liege auch an der entwickelten Infrastruktur im Landkreis. Gailler setzt hier insbesondere auf leistungsfähige Straßen.

Bei "positivem Signal" aus Lauterhofen werde ein Vorentwurf angefertigt. Werde dieser für gut befunden, könne das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Zeitdruck bestehe nicht, betonte der Landrat, der das Projekt gerne unterstützen würde. Werde jetzt aber abgelehnt, sei die Chance langfristig "verbaut". Die Ausfahrt bringe Zeit-, Kosten- und Wegeersparnis, "ein Beitrag zu weniger Umweltbelastung" und steigenden Grundstückspreisen.

Die 16 Kilometer zwischen Altdorf und Alfeld seien "überdurchschnittlich lang", sagte Gailler und verwies auf Rettungswege und die Möglichkeit, bei Stau die Autobahn verlassen zu können. In der jetzigen Situation gebe es keine Möglichkeit für einen Lärmschutz seitens des Bundes. Im Rahmen einer Ausfahrt würde sich hier "eine Chance eröffnen" – versprechen kann Gailler das allerdings nicht.

Im Gutachten komme Professor Kurzak zu einer deutlichen Verkürzung der Fahrzeit für Pendler nach Nürnberg, die Erhöhung des Verkehrsaufkommens sei mit 400 bis 600 Fahrzeugen pro Tag "gering", eine "realistische Prognose", meint der Landrat.

Im Januar 2018 wurde der Verkehr noch einmal gemessen: Auf der NM 10 durch Traunfeld hindurch fahren täglich 806 Pkw und 30 Lkw, das sei unter dem Durchschnitt. 400 bis 500 Fahrzeuge mehr seien "nicht außergewöhnlich". Die örtliche Firma Hein nenne Zeitersparnisse "in nicht unbeträchtlichem Ausmaß" und rund 32 000 Lkw-Kilometer weniger im Jahr, "weniger Kohlendioxid bei Lieferverkehr".

Ausschließlich der leistungsfähige Ausbau der NM 10, beginnend 2,5 Kilometer südlich von Traunfeld und nördlich bis zur Landkreisgrenze auf eine Breite von 6,50 bis 7 Metern, sei gefordert, "eine überschaubare Aufgabe" für den Landkreis. Auflagen für Lauterhofen gebe es nicht. Ein straßenbegleitender Radweg sei dann möglich – dann mitgeschultert vom Markt Lauterhofen.

Martin Lubner, Vorsitzender der FFW Deinschwang, kritisierte, der Landrat habe die weiteren Ausbauten und Belastungen wie der NM 21 von Pilsach über Wünn, Litzlohe und Unterried weggelassen, ohne die laut Gutachten die Ausfahrt "überflüssig" sei. "Verbesserte Infrastruktur, für wen?", fragte Josef Säckl aus Mettenhofen.

Den Lärmschutz stellte er in Frage, der würde nicht den Verkehr durch Traunfeld betreffen. Es gebe eine Anfrage zum Anschluss der A 3 über Pilsach, diese Straßen kämen also doch hinzu. Jedem sei klar: "Für die paar Pendler hier werden keine Millionen Euro ausgegeben."

Säckl verwies auf die Steinbrüche der Gemeinde Berg. Eine Abfuhrachse über Deinschwang und Ballertshofen, wie in einem Berger Gemeindeblatt von 2007 erwähnt, sei nicht außer Acht zu lassen. Dies sei bei Bürgerversammlungen angesprochen worden, informierte Bürgermeister Helmut Himmler. "Illusionen", eine "Chimäre", eine "Legende" und "irreal", kommentierte Himmler, "wir sind Nachbarn und wollen keine Konflikte".

Josef Sendlbeck vom Freiberg konterte mit der Reihe von Windrädern direkt an der Gemeindegrenze und der im Plan aufgeführten Erschließung der Achse, die seit 20 Jahren "geistere". Der "Gipfelpunkt" sei jedoch, dass die Firma Geiger (Steinbruch Bischberg) seit Wochen bei ihm nachfrage, ob er nicht Grundstücke verkaufen würde.

Weitere Argumente waren die Probleme beim Überqueren der NM 10 im Ort und beim Spiel- und Sportplatz (eine Querungshilfe sei hier möglich), die seit sieben Jahren genutzte Behelfsausfahrt für Rettungsfahrzeuge, ein potenzielles Gewerbegebiet, "erhebliche Belastung" durch Staub, Schadstoffe und Lärm, Flächenfraß, Verlust der "schönen Genussregion".

Bedarf besteht an öffentlichem Personennahverkehr: Erst jüngst wurde die gute Busverbindung gekappt mit Anschluss an den S-Bahn-Takt, "in einer Nacht- und Nebelaktion", schimpfte der 3. Bürgermeister Anton Preißl aus Traunfeld, "der Hammer". Die angeführte Kohlendioxid-Einsparung sei "ein Komödienstadel-Argument".

In 33 Minuten sei er in Nürnberg, die Ausfahrt spare drei Minuten, "Augenwischerei, lachhaft", "fadenscheinige Argumente, die den Bürgern das Projekt versüßen sollen". Das sei keine Ortssache allein, sondern betreffe auch die Nachbargemeinden im Nürnberger Land (das sich eindeutig gegen die Ausfahrt ausgesprochen hat).

Preißl vermisst Lösungen für Traunfeld. Es gebe keinen Tunnel, keine Brücke über Traunfeld, eine Umgehung sei nicht möglich, kein Lärmschutz für den Ort sei erkennbar. Sein Appell: "Stoppt dieses unsinnige Projekt."

Schon früh habe er sich gegen die Ausfahrt positioniert, sagte Marktrat Ludwig Härteis. Er habe auf gute Argumente gehofft, aber keines gehört, "die Punkte dagegen überwiegen bei Weitem die Punkte dafür".

Keine Kommentare