Länger miteinander — ohne Nebenwirkungen

23.10.2014, 11:46 Uhr
Länger miteinander — ohne Nebenwirkungen

© Symbolfoto: dpa

Erstmals wird diese nicht-medikamentöse sowie Ressourcen erhaltende Maßnahme bundesweit in 32 Einrichtungen der Tagespflege eingesetzt. Eine dieser Einrichtungen, die das Modellprojekt der Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Namen „DeTaMAKS“ vom 1. Dezember bis März durchführen, ist die Tagespflege der Caritas Neumarkt sowie die ansässige Betreuungsgruppe: 19 Besucher, die rein an Demenz erkrankt sind, werden teilnehmen. „Unser Hauptanliegen ist immer die bestmögliche Betreuung und Versorgung unserer Besucher sowie deren Angehöriger. Deswegen hat auch unser Vorstand sofort diesem zukunftsweisenden Projekt zugesagt“, erklärt Caritas-Geschäftsführer Josef Bogner.

Mit „DeTaMAKS“, was soviel bedeutet wie „motorische, alltagspraktische und kognitive Aktivierung von Demenzkranken mit sozialer Einstimmung in der Tagespflege“, sollen die betroffenen Demenzerkrankten so lange wie möglich eigenständig und in ihrem Krankheitsstadium stabil gehalten werden.

Dabei werden die individuellen Medikamentendosen beibehalten, aber keine neuen dazugegeben. Vielmehr sollen Gemeinschaft, Beschäftigung und gezielte Übungen zur Motorik wie Pfeilwerfen oder Tischfußball, zur Alltagspraxis wie Obstschnippeln oder für den Geist die Zuordnung von Ländernamen auf einer Karte, die Erkrankten stabilisieren.

„Mehr wissen wir noch nicht, die Universität schult unser Personal erst noch“, erklärt Sonja Larisch, Leiterin der Tagespflege. Auch solle das Forschungsergebnis nicht durch Vorkenntnisse verfälscht werden. Es geht um das gemeinsame Erfahren von Patienten, Angehörigen und Pflegekräften. Die Krankenkassen bezahlen auch diese Therapie, die Caritas wird für ihre Auflagen, wie Materialkosten, von der Universität zu großen Teilen entlohnt.

Keine Nebenwirkungen

Die Vorteile liegen für die Beteiligten auf der Hand: „Wir haben keine unerfreulichen Nebenwirkungen, wie wir sie oftmals durch die Einnahme von Medikamenten haben, die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte wird gestärkt – ebenso die Teilhabe und die Autonomie der Betroffenen“, sagt Bogner. Wichtig ist den Verantwortlichen aber auch, dass die Angehörigen entlastet werden, wenn der Patient länger eigenständig bleibt, und sie durch die Einbindung in das Projekt die Erkrankung und ihre Symptome oftmals besser und mit weniger Gräuel verstehen, fügt Larisch hinzu.

Bereits in den Heimen, die in einem ersten Zyklus Ergebnisse an die Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik des Uniklinikums lieferten, hat sich der Erfolg der Maßnahme deutlich abgezeichnet. „Die alltagspraktischen und geistigen Fähigkeiten werden über mindestens zwölf Monate stabilisiert“, sagt Larisch. „Zusätzlich verhalten sich die Teilnehmer ausgeglichener; die Therapie wirkt sich positiv auf die Stimmung, das Miteinander und das Verhalten aus.“

Landrat Willibald Gailler, der Vorstand der Caritas Neumarkt ist, ist „gespannt-optimistisch“ auf die Ergebnisse, die das Projekt bis März 2017 liefern wird. Denn Demenz wird in der Gesellschaft immer gewichtiger werden.

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