Maximilian Kühlwein ist neuer Sozialreferent im Landkreis Neumarkt

9.12.2018, 15:11 Uhr
Maximilian Kühlwein ist neuer Sozialreferent im Landkreis Neumarkt

Nein, Maximilian Kühlwein war zuvor noch nie in der Pfalzgrafenstadt gewesen, als ihm das Innenministerium die Stelle in Neumarkt angeboten hat. Dann das routinemäßige Googeln: "Ich war überrascht, dass es eine schöne und attraktive Stadt ist – und dass der Landkreis zu den 15 reichsten in Deutschland zählt", sagt Kühlwein im NN-Interview. Der Standort ist also okay, aber muss es unbedingt ein Verwaltungsjob mit eher trockenen Themen sein? Und das für einen Juristen, der sicher ein exzellentes Examen gemacht hat und dem alle Türen offenstehen. Doch Maximilian Kühlwein hat ganz bewusst eine Laufbahn in der inneren Verwaltung angepeilt. Nach dem Jurastudium in Erlangen und München hat der junge Mann aus dem Nürnberger Land sein Referendariat beim Oberlandesgericht Nürnberg abgeleistet und nach dem zweiten Staatsexamen eine Stelle in einer Schwabacher Anwaltskanzlei angenommen.

Doch bei den Arbeitsschwerpunkten Zivilrecht und Strafrecht hat der junge Rechtsanwalt ein "Motivationsproblem" bekommen: allzu einfache Rechtsfragen und manchmal auch aussichtslose Fälle.

"Vernünftige Entscheidungen"

Das Gegenmodell in der Verwaltung erfüllt den Sozialreferenten überraschenderweise mehr: Kühlwein kommt viel häufiger mit Menschen ins Gespräch, sitzt nicht nur isoliert im Büro herum, sondern er kann oft außergerichtlich auf "vernünftige Entscheidungen" hinwirken. Hinzu kommen "meist hochkomplexe Fälle". Bei der sorgfältigen Prüfung braucht er einerseits manchmal Tage und sieht sich juristisch wirklich gefordert. Andererseits erwarten die Bürger zu Recht eine schnelle Entscheidung der Sozialbehörde. "Das ist viel verantwortungsvoller als die Rechtsanwaltstätigkeit", sagt Maximilian Kühlwein.

Dabei hat der neue Sozialreferent seit 1. August an der Nürnberger Straße einen eingespielten Verwaltungsapparat vorgefunden: rund 70 Mitarbeiter und versierte Leiter der drei Sachgebiete Sozialamt, Jugendamt und allgemeine soziale Angelegenheiten mit Ausbildungsförderung, Wohngeld, Wohnbauförderung und Kindergartenaufsicht.

Maximilian Kühlwein hat unter anderem bei der Unterbringung von Migranten mittelbar das Pfohlsche Erbe angetreten: das "Neumarkter Modell", die dezentrale Unterbringung von Aslybewerbern und Flüchtlingen quasi als Gegenbild zur Kasernierung von Ausländern in Gemeinschaftsunterkünften zur Abschreckung, so wie sie vom Freistaat betrieben wird.

Tatsächlich ist die Zahl der Flüchtlingsunterkünfte in den vergangenen Monaten im Landkreis Neumarkt von 70 auf etwa 50 zurückgegangen. Und der neue Sozialreferent sagte im NN-Gespräch auch voraus, dass die dezentralen Unterkünfte etwa in normalen Wohnungen in den nächsten zwei bis drei Jahren aufgelöst sein werden — was auch damit zu tun hat, dass Flüchtlinge nach der Einreise nicht mehr aufs flache Land verteilt werden, sondern in einem der sieben "Ankerzentren" in Bayern bleiben, bis über ihren Asylantrag entschieden ist. Kühlwein: "Wir haben nicht mehr das Problem, dass wir händeringend nach Unterkünften suchen müssen."

Andererseits arbeitet der Sozialreferent mit Erfolg darauf hin, dass die eine oder andere dezentrale Migrantenunterkunft verlängert wird. Hier arbeitet Kühlwein wie gewohnt mit der Flüchtlingshilfe Neumarkt zusammen: "Es bringt ja nichts, Menschen nach zwei Jahren herauszureißen, wenn sie schon integriert sind." Aber seine eigene Ausländerpolitik gegen die bayerische Staatsregierung kann und will der Staatsbeamte nicht machen: "Letztlich muss die Regierung entscheiden."

Auch daran können Kühlwein und seine Mitarbeiter mitwirken: Anerkannte Flüchtlinge werden angehalten, staatlich organisierte Behausungen zu verlassen und sich auf dem freien Markt selbst etwas zu suchen — was bei Wohnungsmangel und Rekordmieten nicht leicht ist. Maximilian Kühlwein: "Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, wenn jemand Arbeit hat. Wir versuchen da, Ressentiments abzubauen."

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