Messbare Wohltat für die Miss

5.5.2016, 13:03 Uhr
Messbare Wohltat für die Miss

© Höpcke

Messbare Wohltat für die Miss

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Etwa einen halben Meter ragt das Rohr des Pegel 69 aus dem vermoosten Betonsockel. Einmal im Monat misst Stadtwerke-Techniker Harald Janko den Grundwasserspiegel am Rande des kleinen Wäldchens bei Lähr, indem er ein Maßband mit einem Lichtlot nach unten gleiten lässt. Bei etwa 8,50 Meter ertönt ein Signalton. „Alles in Ordnung“, sagt Janko.

Knapp 150 solcher Messstellen befinden sich in der Miss, wo über die Hälfte des Neumarkter Trinkwassers gewonnen wird, 1,2 Millionen Kubikmeter im vergangenen Jahr.

Peter Stemmer, Leiter Wassergewinnung bei den Stadtwerken Neumarkt, bewegt seine Hände in einem doppelten Bogen, wenn er den Verlauf der Grundwasserströmung beschreibt. Sie kommt im Osten vom Albtrauf und schwenkt bei der Hasenheide in Richtung Süden ab – der erste Bogen. Doch unter der bis zu zwölf Meter mächtigen Sandschicht verläuft der wassertragende Ton in unterschiedlicher Tiefe — der zweite Bogen.

Vor rund 100 Jahren ist der erste Brunnen in dem Sandgebiet südlich der Hasenheide gegraben worden. Im laufe der Jahre benötigte die wachsende Stadt und ihre Bewohner mehr Wasser, entsprechend wuchs die Zahl der Brunnen.

Mehr entnommen als nachkam

Nur irgendwann war der Punkt erreicht, wo die Stadtwerke mehr Wasser aus in die Leitungen pumpten als sich natürlich rückbildete. Der Wasserspiegel sank, wie man deutlich sieht, wenn man die Pegelstände im zeitlichen Verlauf betrachtet. „Einzelwerte haben keine Aussagekraft“, sagt Stemmer.

Der Pegel 18 befindet sich im Einzugsbereich des größten Brunnens. Die Kurve der seit 1968 aufgezeichneten Werte hat große Ausschläge, doch der Trend ist eindeutig: Der Wasserspiegel sinkt. Bereits in den 80er Jahren hat deshalb der damalige Stadtwerke-Chef Hanns Obermüller erste Kontakt zu benachbarten Wasserversorgern aufgenommen.

Zur Jahrtausendwende gab es schließlich ernsthafte Verhandlungen mit der Pettenhofener Gruppe, schließlich scheiterte der Wasserbezug aus dem Hallerbunnen am Widerstand der Lauterhofener. Besser verliefen die Gespräche mit der Laber-Naab-Gruppe, von der die SWN seit August 2014 eine Million Kubikmeter Wasser beziehen.

Diese Menge muss nun nicht mehr aus der Miss entnommen werden. Der tut dies messbar gut. Selbst im Rekordsommer 2015 und dem folgenden niederschlagsarmen Winter ist der Grundwasserspiegel leicht gestiegen. „Vor zehn Jahren wäre dies noch anders gewesen“, sagt Stemmer.

Zählt man die Genehmigungen für alle 13 Brunnen zusammen, könnten die Stadtwerke 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Miss pumpen. Doch schon mit der Ausweisung des Wasserschutzgebietes Miss 1995 ist die Entnahmemenge für das Gesamtgebiet gedeckelt worden. In dem derzeit laufenden wasserrechtlichen Verfahren betrachten die Stadtwerke die Miss als ein einziges zusammenhängendes Gebiet.

Gutachten erstellt

Das Büro Prösl aus Velden/Vils hat ein Gutachten erstellt, wonach die Menge des geförderten Wassers abhängt von dem Grundwasserspiegel beim „Referenzpegel 50“, der weit genug entfernt liegt von den Brunnen, dass diese nicht seinen Stand beeinflussen.

Zeigt der Pegel 50 einen hohen Wasserstand an, könnten die Stadtwerke bis zu 2,1 Millionen Kubikmeter Wasser entnehmen, bei mittlerem Stand 1,9 Millionen Kubikmeter und bei Niedrigwasser noch 1,7 Kubikmeter, sagt Stemmer. Alle drei Werte liegen deutlich über der derzeitigen Entnahme von 1,2 Millionen Kubikmetern.

Derzeit bereitet Stemmer den endgültigen Antrag vor, den er in einer der nächsten Sitzungen des Werksenats vorstellen wird. Anschließend geht er an das Landratsamt.

Die geänderte Betrachtung der Miss hat auch Folgen für die Pegel. An acht, bald schon zehn „Vorfeldmessstellen“ erfassen sogenannte „Datenlogger“ die Wasserstände vollautomatisch. Anhand dieser Daten wird die Entnahme an den einzelnen Brunnen gesteuert.

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