Mit dem gelb-scharzen Renner

30.8.2016, 19:00 Uhr
Mit dem gelb-scharzen Renner

© Foto: Edgar Pfrogner

Die „versteckten Sehenswürdigkeiten“ Burggriesbachs sind motorisiert und stehen bei Oldtimerbesitzer Josef Thumann.

Wenn Thumann von seinen Autos erzählt, sprudeln Zahlen und Fakten aus ihm heraus. Sein erste Oldtimer ist ein BMW 1602 vom Typ E10, erbaut im März 1971 mit 85 PS. Er besitzt ihn seit fünf Jahren. Den zweiten, einen VW Käfer 1303 S, Sondermodell „Gelb-Schwarzer Renner“ kaufte er vor drei Jahren hinzu. Üblich sind bei diesem Automodell 50 PS, doch Thumanns Wagen hat doppelt so viele. Beide Autos tragen natürlich ein H-Kennzeichen – die Bestätigung, dass es sich um einen echten Oldtimer, also ein original erhaltenes Fahrzeug mit einem Alter von mehr als 30 Jahren handelt.

Die Oldtimer stehen vor der Garage im Garten der Familie Thumann. Auch wenn er im Schatten steht, glänzt der gelb-schwarze VW Käfer 1303 S dabei, als wäre er erst vor kurzem aus der Produktion gekommen. Der letzte der weltberühmten VW-Käfer-Modelle ging jedoch schon 2003 in Mexiko vom Band. Thumanns Wagen ist noch einmal 30 Jahre älter. Der „Gelb-Schwarze Renner“ ist ein seltenes Stück, das in der Oldtimerszene oft gesucht, aber kaum gefunden wird. Es gibt nur wenige Originale auf dem freien Markt, denn das Sondermodell wurde nur 3500 Mal produziert – eines davon steht bei Thumanns in Burggriesbach.

Dass gerade die beiden genannten Oldtimer nun in Burggriesbach ihr Zuhause haben, ist kein Zufall: Josef Thumann fuhr bereits in den 1970ern die gleichen Automodelle, als diese noch weit vom Oldtimer-Status entfernt waren. Die Fahrzeuge sind für den 60-Jährigen nicht nur zwei Oldtimer, sondern auch die Erinnerung an schöne Zeiten.

Der BMW war einer seiner ersten Wagen, mit ihm erlebte er die frühen 1970er Jahre. Mit dem VW Käfer lernte er seine Frau kennen, zwei seiner drei Kinder wuchsen mit dem Wagen auf. Dass das Paar die Modelle in den vergangenen Jahren erneut kaufte, war deshalb auch keine Kurzschlussreaktion auf ein günstiges Angebot, sondern die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches. „So ein BMW und ein Gelb-Schwarzer Renner, das wär‘s“, habe Thumann immer zu seiner Frau gesagt. Der Wunsch hat sich inzwischen erfüllt.

Neben dem „Gelb-Schwarzen Renner“ steht der zwei Jahre ältere BMW 1602. Heute sind die hübschen Ledersitze im 1970er-Jahre-Stil fast mehr zu bestaunen als die blaue Karosserie. Als Josef Thumann den Wagen vor fünf Jahren kaufte, war die Lackierung das einzig Schöne am Auto. „Schau den Wagen von außen an, aber nicht von innen“, warnte er seine Frau damals. Motorraum, Innenraum und Kofferraum waren in einem miserablen Zustand. Thumann musste den Wagen in seiner Freizeit mit viel Mühe restaurieren. Da er in keinem Oldtimerverein Mitglied war, halfen ihm Fachkundige aus dem Dorf. Notwendige Teile kaufte er bei einer Firma, die sich auf die Oldtimerszene spezialisiert hat. Jetzt glänzt der Wagen wieder in seinem Originalzustand.

„Wenn man früher ein Auto kaufen wollte und das Geld fehlte, hat man einen Unfallwagen gekauft und dann am Auto gebastelt. Da hat man eben mehr probiert“, erklärt der gelernte Elektriker sein Talent zum Restaurieren der Oldtimer. Mit einem Automechaniker aus seinem Freundeskreis schraubte Thumann damals in der Freizeit an Autos herum. So sammelte er Erfahrungen, die ihm nun beim Auffrischen der Oldtimer zugute kommen.

Oldtimerparade als Highlight

Mehrmals im Jahr kann man die Wägen bei verschiedenen Oldtimertreffen in der Region bewundern, erst kürzlich war Josef Thumann im Nachbarort Sulzkirchen zu Gast. Immer bei den Treffen dabei ist seine Frau Hildegard, die ein ebenso großer Fan der beiden Autos ist und meist den BMW mit zu den Veranstaltungen fährt. Zum Großteil sind sie im Neumarkter Raum unterwegs, mehrmals waren sie aber auch schon bei größeren Veranstaltungen in Nürnberg zugegen: Thumann zählt das Käfertreffen an der Steintribüne sowie die Oldtimerparade mitten durch das Nürnberger Volksfest zu den Highlights, an denen seine Fahrzeuge teilgenommen haben. Interessanter als die Orte sind aber vor allem die Begegnungen mit anderen Oldtimer-Fans. Besonders freut es ihn, wenn ein weiterer ehemaliger Fahrer auf einem Treffen den „Gelb-Schwarzen Renner“ wiedererkennt.

Ob noch weitere Oldtimer folgen sollen? Eigentlich reichen Josef Thumman sein BMW 1602 und der VW Käfer völlig aus. Aber ein Fahrzeug wäre da doch noch, das ihn interessieren würde: „Ein BMW Cabrio E30 habe ich noch nicht gehabt“, sagt er und schwärmt über den zeitlosen Stil des Wagens, der in den 1980ern produziert wurde. Auch wenn das Modell, so Thumann, leider momentan sehr teuer sei und auch nicht billiger werde – in der hauseigenen Garage könnte man für ein weiteres Auto bestimmt noch Platz finden...

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