Nach 74 Jahren gibt es wieder eine Brauerei in Lauterhofen

4.10.2017, 10:50 Uhr
Nach 74 Jahren gibt es wieder eine Brauerei in Lauterhofen

© Jutta Riedl

Pfarrer Gerhard Ehrl spendete der Privatbrauerei, aber auch den Gästen den kirchlichen Segen und bat den Herrgott: "Hilf dem Braumeister und seiner Familie, dass er hier ein gutes Bier braut".

Bürgermeister Ludwig Lang hatte die Ehre, das erste Fass des Gerstensaftes anzustechen. Er sei "ganz stolz darauf, dass mit dieser kleinen Privatbrauerei wieder an alte Lauterhofener Traditionen angeknüpft wird", betonte Lang.

In früheren Zeiten gab es in Lauterhofen insgesamt 19 Wirtschaften und auch eine gemeindliche Brauerei. Die neue "Brauwerkstatt" sei nun ein "Mosaiksteinchen", um Lauterhofen weiter zu entwickeln.

Herzlich gratulierte der Bürgermeister auch zum Jubiläum des Kulturstadels, in dem zahlreiche Künstler auftreten. Das sei Werbung für die Marktgemeinde. Besonders lobte Lang das "Spitzenprogramm" in diesem Jahr und dankte der Familie Rammelmeier für das Engagement.

Diplombraumeister Georg Rammelmeier, der bei der Brauerei Tucher tätig war bis zu seiner Pensionierung im Januar, informierte über die Braugeschichte in Lauterhofen, wo es von 1557 bis 1943 eine Kommunalbrauerei gegeben hat, zunächst kurfürstlich bis 1623, später bayerisch. Allerdings hatte die Brauerei zeitweise viele Teilhaber – 1824 waren es insgesamt 63 –, was auch zu Streitigkeiten führte, die vor Gericht ausgetragen werden mussten.

Im Jahr 1904 – die Marktgemeinde Lauterhofen zählte damals 906 Einwohner – waren es immer noch 15 Teilhaber. Aus Unterlagen aus dem Archiv in Amberg geht hervor, dass 1903 von acht Brauern insgesamt 5186 Hektoliter Bier aus Lauterhofen ausgeführt wurden.

Mit der Neueröffnung der "kleinen handwerklichen Brauwerkstatt" findet die brauereifreie Zeit nach 74 Jahren nun ein Ende, freut sich Rammelmeier und lädt ein, das heimische Bier zu genießen.

Zwei Biere sind derzeit im Angebot: das naturtrübe Lauterhofener Hell, ein mildes Exportbier, gebraut mit grünem wildem Naturhopfen sowie Hersbrucker und Spalter Hopfen, mit 12,2 Prozent Stammwürze und einem Alkoholgehalt von 5,5 Prozent, und ein ebenfalls naturtrübes, obergäriges Dreikornbier mit fünf Malzen aus den drei Getreidesorten Gerste, Weizen und Roggen mit einer Stammwürze von 12,8 Prozent und einem Alkoholgehalt von 5,2 Prozent.

Letzteres sei besonders vollmundig, mild und fruchtig, "vielleicht auch ein Frauenbier", informierte Rammelmeier.

Bei diesen Sorten soll es allerdings nicht bleiben, künftig sollen in der "Werkstatt" wechselnde Biersorten kreiert und immer wieder Neues ausprobiert werden. Es ist auch möglich, sich ein persönliches Bier nach eigenen Vorstellungen brauen zu lassen. Sehr geeignet sei die Brauanlage auch für Brauseminare, Interessenten können sich bei Familie Rammelmeier melden.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Rammelmeier würde sich sehr über einen Nachfolger freuen, bislang sei in der Familie jedenfalls niemand in Sicht.

Zünftig wurde im Kulturstadel nach der Weihe das Jubiläum mit Weißwurstfrühstück bei musikalischer Untermalung von Hans Gottschalk aus Mantlach mit seiner Quetsche gefeiert, am Nachmittag gab es Einlagen von diversen Musikgruppen, die schon einmal im Kulturstadel aufgetreten sind.

Keine Kommentare