Nahversorgung in Breitenbrunn bekommt große Lücke

9.12.2018, 15:10 Uhr
Nahversorgung in Breitenbrunn bekommt große Lücke

© Foto: Werner Sturm

Immer mehr Supermärkte auf dem flachen Land sperren zu. Für die großen Handelsketten sind die Dörfer auf dem Land meist uninteressant, mit der Folge, dass es oft keine ausreichende Versorgung mehr mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs gibt. Dabei trifft es hauptsächlich diejenigen, die kein Auto haben. Zum nächsten Supermarkt sind es oft zehn Kilometer und mehr.

Im Marktflecken Breitenbrunn leben knapp 1200 Bürger. Die hatten bisher noch die Möglichkeit, bei einem Markt vor Ort einkaufen zu können. Damit ist es nun in wenigen Tagen vorbei.

Die Geschichte des heutigen Vollversorgers in der Von-Tilly-Straße reicht nahezu einhundert Jahre zurück. Damals führte die Familie Geitner an anderer Stelle in derselben Straße ein kleines Geschäft, in dem es Textilien, Stoffe, Wäsche und Oberbekleidung zu kaufen gab. Nach dem Krieg wurde der Laden um Lebensmittel erweitert.

Den Edeka Verbrauchermarkt an seinem heutigen Platz gibt es seit dem Jahr 1976. Cäcilia Geitner, eine gelernte Bankkauffrau aus Aufhausen, führt das Geschäft seit 14 Jahren alleinverantwortlich. Sie erinnert sich: "Als ich 1978 meinen Ehemann Karl heiratete, war etwa ein Drittel der Ladenfläche noch mit Textilien bestückt."

Im Jahr 1983 übernahm Karl Geitner das Altmühl-Center in Dietfurt und seine Ehefrau stieg in das Geschäft in Breitenbrunn ein. Zug um Zug wurde das Geschäft zum Vollsortimenter ausgebaut, das Textilgeschäft wurde aufgegeben. Seit dem Tod ihres Mannes im Jahre 2004 führt Cäcilia den Laden in Eigenregie.

Mutter hat gewarnt

Heute gibt es auf einer Verkaufsfläche von rund 500 Quadratmetern alles für den täglichen Bedarf. Im Geschäft befinden sich ferner ein Metzger, ein Bäcker, eine Postagentur, sowie eine Lotto-Annahmestelle. Dass das Leben immer wieder seine Kapriolen schlägt, erläutert Cäcilia Geitner an einem kleinen Beispiel. "Meine Mutter hatte einen kleinen Tante-Emma-Laden und sie hat mich immer davor gewarnt, einen Mann mit einem Geschäft zu ehelichen. Passiert ist es aber dann doch."

"Es ist Zeit für mich zu gehn". Mit dieser Textzeile aus einem Lied von Reinhard Mey kommt die heute 65-Jährige auf das Ende des Edeka-Marktes Geitner in Breitenbrunn zu sprechen. "Ich habe 48 Jahre lang gearbeitet. Seit ich im Geschäft stehe hatte ich maximal eine Woche Urlaub im Sommer und eine im Winter und das bei einer 60-Stunden-Woche. Das reicht, jetzt möchte ich meinen Ruhestand genießen."

Vor rund einem Jahr hat sie den Entschluss gefasst aufzuhören. Ihre beiden erwachsenen Töchter wohnen anderenorts und wollen das Geschäft nicht weiterführen, von dem die Chefin sagt: "Eine Goldene Nase verdient man sich mit einem Laden dieser Größenordnung nicht. Und er ist leider mit Städten wie Dietfurt und Parsberg in der Nähe auch nicht lukrativ genug für eine Supermarktkette."

Dazu kommt, dass ein eventueller Nachfolger erstmal Geld in die Hand nehmen müsste, denn: "Weil ich gewusst habe, dass ich irgendwann aufhöre, habe ich nicht mehr investiert, sondern lediglich saniert."

Weil es ihr Leid tut um die treue Kundschaft, die vor allem aus dem Ortszentrum von Breitenbrunn kommt, hat sie bis zuletzt gehofft, dass Verhandlungen mit der Regens-Wagner-Stiftung aus Holnstein zum Erfolg führen, die einen Weiterbetrieb als CAP-Markt zum Ziel hatten. "Leider sind die Verhandlungen, die zwischenzeitlich recht gut zu verlaufen schienen, letztendlich im Sand verlaufen. Erst vor wenigen Tagen kam die mit wirtschaftlichen Aspekten begründete Absage und damit das Aus für den Markt."

Qualifizierte MItarbeiterinnen

Sie höre "mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf", sagt Cäcilia Geitner. Einerseits sei sie froh, weil sie nun endlich ihre Freizeit genießen und den immer größer werdenden Konkurrenzkampf nicht mehr mitmachen möchte.

Andererseits sei sie traurig wegen ihrer Kunden. Um ihre acht Teilzeit-Mitarbeiterinnen brauche sie sich keine Sorgen machen. "Ich habe gute, sehr qualifizierte Kräfte, die werden gesucht wie die Nadel im Heuhaufen." Und Erni Pirzer begleite sie in die Rente.

"Jede Zeit hat einmal ihr Ende", sagt Cäcilia Geitner, "auch wenn mich viele Kunden immer wieder gebeten haben, weiterzumachen." So hofft sie, dass sich doch noch eine Möglichkeit auftun könnte, dass der Laden weiterläuft, auch wenn es da eher düster ausschaut.

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