"Neumarkt braucht zwei Kunstrasenplätze"

26.10.2016, 06:00 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Auswärtige Amateurfußballer reiben sich immer wieder verwundert die Ohren: „Was, das reiche Neumarkt hat keinen Kunstrasenplatz?“ Die Folge ist, dass die Kicker aus Neumarkt in den Herbst- und Wintermonaten nach Nürnberg, Regensburg oder Schwarzenbruck ausweichen müssen, wenn die äußeren Verhältnisse Testspiele auf dem eigenen Platz unmöglich machen. Zudem kosten die Belegzeiten auf fremdem Kunstrasen viel Geld.

CSU-Stadtrat Johann Pröpster, der den Antrag seiner Fraktion schon im Sommer formuliert und eingereicht hat, sieht diesen aber vor allem „der Tatsache geschuldet, dass die Fußballvereine in den Wintermonaten zwischen November und April in Neumarkt keine Trainingsmöglichkeiten für die Spielvorbereitung der 2. Saisonhälfte haben“. Am kommenden Donnerstag wird der Wunsch, dem laut Pröpster alle Stadtvereine „zu 100 Prozent“ zugestimmt haben, dem Neumarkter Stadtparlament zur Abstimmung vorgelegt.

Bisher waren die Bemühungen diverser Vereinsfunktionäre, die Stadt zum Bau eines gemeinsam nutzbaren Kunstrasenplatzes zu bewegen, gescheitert. Vor sechs Jahren unternahm der SV Höhenberg den letzten größeren Versuch, doch am Ende winkte die Stadt ab. Im Hintergrund schwelten dabei aber auch Eifersüchteleien zwischen den Vereinen.

Sie alle mit ins Boot zu holen, das ist Johann Pröpster nun offenbar gelungen. Sein salomonischer, aber umso teuerer Schachzug: Die Stadt Neumarkt soll für die neun Fußballvereine Neumarkts und die Jugendfördergemeinschaft (JFG) gleich in zwei Kunstrasenplätzen investieren. Die Klubs hätten sich auf die Standorte ASV Neumarkt und DJK Neumarkt festgelegt, heißt es in dem Antrag. „Beide Vereine sind bereit und würden hierzu einen bestehenden Naturrasenplatz zur Verfügung stellen.“

Das Immergrün beim ASV sollen dann außerdem noch der FC Süd, SV Höhenberg, SV Pölling und SV Stauf belegen. Der DJK-Platz wird vom BSC Woffenbach, FC Holzheim, TSV Wolfstein und der JFG Neumarkt mitgenutzt.

Bauamt meldet Bedenken an

„Dabei wurde ein Punktesystem nach Ligazugehörigkeit der Mannschaften als Basis für die Zugriffszeiten/Belegzeiten der verschiedenen Vereine festgelegt.“ Der Antragssteller schätzt den Investitionsbedarf mit allem Drum und Dran (Umkleidekabinen bei der DJK) auf 1,5 Millionen Euro. Die Signale, die die Stadtverwaltung aussendet, spiegeln die Euphorie des Antrags allerdings nicht wider. In einer Stellungnahme des Stadtbauamtes, die den NN vorliegt, werden große Bedenken hinsichtlich der Kosten laut. Unterm Strich heißt es da: „Sowohl Investitions- als auch Betriebskosten von Kunststoffrasenplätzen liegen deutlich über denen von Naturrasenfeldern.“

Das Stadtbauamt setzt allein für die Sportflächen Baukosten in Höhe von 650 000 Euro je Spielfeld an. Das Kunstrasenfeld, das sich der TSV Ochenbruck vor fünf Jahren gegönnt hat, kostete damals lediglich 460 000 Euro. Freilich sind seitdem die Preise gestiegen. Der SK Lauf investierte im vergangenen Jahr 600 000 Euro in eine solche Anlage. Aus der Praxis weiß man aber auch: Die laufenden Kosten bringen selbst Platzmieten nicht wieder herein.

Doch vor allem ist es die Finanzierung der hohen Investitionskosten, an denen sich die Geister scheiden. Die Stadt möchte von den gängigen Fördermöglichkeiten des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) Gebrauch machen. Voraussetzung hierfür sei jedoch „das Auftreten mindestens eines Vereins als Bauherr und das Aufbringens eines Eigenanteils in Höhe von zehn Prozent“.

Doch gerade dieses Finanzierungsmodell wird im Antrag verworfen. Kein Einzelverein sei in der Lage, diesen Eigenanteil zu stemmen, schreibt Pröpster. Dies widerspreche auch seiner Intention: dass es eben gemeinsame Kunstrasenplätze werden sollen. Auch ohne die BLSV-Zuschüsse sei „diese Investition in unsere Jugend eine sinnvolle und bei der Finanzsituation der Stadt jederzeit realisierbare“.

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