Neumarkt: Empörter Bürger entsorgt 67 NPD-Plakate

24.5.2014, 13:28 Uhr

„Klar war mir bewusst, dass ich mich strafbar mache“, sagt der Neumarkter, der schon aus Selbstschutz seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er sei kein linker Aktivist, erklärt er im Gespräch mit den NN. Er würde sich eher als „weltoffenen Neumarkter Patrioten“ bezeichnen. Während viele Bürger angesichts der rechten Parolen auf den NPD- Wahlplakaten nur den Kopf schütteln, sich allenfalls noch verbal empören, wollte der Neumarkter nicht tatenlos zu sehen, wie die Ausfallstraßen der Jurastadt damit zugepflastert werden.

Er wollte die „rechtsextremen, diskriminierenden Inhalte“ nicht weiter hinnehmen, sagt er. Sein Plan deshalb: kurz vor der Wahl sämtliche NPD-Plakate aus Neumarkt entfernen.

Diesen Plan setzte er am Donnerstag zwischen 18 und 20 Uhr dann in die Tat um. „Das war keine Nacht- und-Nebel-Aktion, sondern ich habe es ganz öffentlich gemacht.“ Mit einer Leiter, denn die NPD hängt ihre Plakate bekanntlich etwas höher als andere Parteien.

Dabei sei er natürlich auch von Passanten beobachtet worden, erzählt der „Abreißer“. Die Reaktionen seien durchweg positiv gewesen. Die einen zeigten ihm den „Daumen nach oben“, andere hätten ihm freundlich zugezwinkert. Niemand habe ihn angepöbelt.

Doch eine Stunde nach Ende der Aktion wurde dem Neumarkter klar, dass ihm nicht alle Beobachter wohl gesonnen waren. Denn dann klingelte die Polizei an seiner Tür: „Die NPD hat das offenbar mitbekommen und mich angezeigt.“ Die Beamten beschlagnahmten insgesamt 67 Wahlplakate. „Es gibt noch mehr in Neumarkt, ich habe aber eine Straße nicht mehr geschafft. Inzwischen haben sie aber leider wieder neue aufgehängt.“

Die Neumarkter Polizei bestätigte gestern den Eingang der Diebstahlsanzeige und die Beschlagnahmung der Plakate. Da die NPD keine verbotene Partei sei, müsse man deren Wahlparolen hinnehmen, solange die Inhalte nicht strafrechtlich relevant seien, erläutert der stellvertretende Dienststellenleiter Jörg Degenkolb.

Doch wurde der selbst in der Anzeige als „Demokrat mit Zivilcourage“ aufgenommen. Nicht wenige Städte und Kommunen – Nürnberg zum Beispiel – wollen gegen einige offenkundig diskriminierende NPD-Slogans gegen Sinti und Roma sowie Asylbewerber vorgehen. In diesem Sinne versteht auch der Entplakatierer seine Aktion: „Ich wollte damit die Leute vor der Europawahl wachrütteln.“