Neumarkter Hotel "Stern" am Oberen Markt leuchtet weiter

23.1.2019, 13:30 Uhr
Neumarkter Hotel

© Foto: André De Geare

NEUMARKT — Michael Stepper war jahrzehntelang das Gesicht der Neumarkter Gastronomie. Der 70-Jährige sagt noch heute mit strahlendem Gesicht: "Ich hatte den schönsten Beruf der Welt." Und so kann man ihm schon glauben, dass er froh ist, mit Manuela und Erich Widmann zwei Käufer gefunden zu haben, die Gastronomen mit Herzblut sind.

Neumarkter Hotel

© Foto: André De Geare

Das Ehepaar kommt aus der Branche. In Ingolstadt hat es das Vier-Sterne-Hotel in Spitalhof betrieben. Dann zog das Paar nach Unterbuchfeld. "Wir wollten etwas ruhiger werden", sagte Ernst Widmann.

Doch offenbar waren der 56-Jährige und seine Frau Manuela noch längst nicht alt genug für den Ruhestand. Als sie das Exposé für das Altstadthotel Stern im Internet sahen, sprang sofort ein Funke über. "Mensch, ist das nett, war meine erste Reaktion", sagt Manuela Widmann.

Über den Kaufpreis bewahrt man Stillschweigen. Doch zusätzlich wollen Widmanns 1,5 Millionen Euro investieren. Neben dem allgegenwärtigen und teuren Brandschutz soll bis 2020 die Gebäudeinfrastruktur und die Zimmer auf den Stand gebracht werden. Widmann schwebt ein Drei- bis Vier-Sterne-Haus vor, aber ohne eigenes Vollrestaurant.

Die Größenordnung des Betriebs soll bei den derzeitigen 26 Zimmern und sieben Appartements bleiben. Etwa 30 Parkplätze sind vorhanden, sie sollen selbstverständlich erhalten bleiben. Auch die Fielmann-Filiale ist von dem Umbau nicht betroffen.

Das Haus am Oberen Markt hat Geschichte. Seit dem 18. Jahrhundert befand sich dort die Brauerei Stern, später kaufte es die Humbser Brauerei. Im Jahr 1939 erwarben es die Eltern von Michael Stepper, betrieben dort zunächst ein Wirtshaus mit Gastzimmern. In den letzten Kriegstagen wurde auch das Anwesen zerstört, der Wirtsbetrieb ging in der Kastengasse weiter. Mit dem Wiederaufbau kamen Gastzimmer am Oberen Markt hinzu. "Ganz einfach mit Waschschüsseln", erinnert sich Michael Stepper.

Er war sieben Jahre alt, als sein Vater starb und die Mutter den Betrieb gemeinsam mit der Schwester weiterführte. Der nächste große Einschnitt kam in den 70er Jahren, als mit dem Bau der Autobahn viele durchreisende Gäste an Neumarkt vorbeifuhren. "Damals wurde es ruhiger", sagt Stepper. "Wir haben dann mit Busunternehmen zusammengearbeitet, die Gäste aus Holland oder Norddeutschland brachten."

Pachtvertrag lief aus

In all den Jahren wurde das Gebäude laufend modernisiert. Die letzte Renovierung fand 2003 statt. Damals kam auch das Restaurant in den Raum mit dem markanten Gewölbe an der Kastengasse – früher hatte sich ein Konsum-Geschäft dort befunden, später ein Frisör.

Das Hotel hatte Stepper in den letzten 15 Jahren verpachtet, der Vertrag lief aus und Stepper, der keinen Nachfolger als Gastronom oder Hotelier hat, stand vor der Frage "Was nun?". An seinem 70. Geburtstag im Herbst vergangenen Jahres fiel die endgültige Entscheidung zum Verkauf.

"Es gab einige gute Interessenten", sagt Makler Willi Kirsch. Aber so ein Gebäude könne man nicht einfach wegbrechen, um dort etwas Neues zu bauen. "Dieses Haus lebt, es hat Geschichten zu erzählen."

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