Neumarkter Schüler schufen Unikate mit Geschichte

18.1.2017, 16:32 Uhr
Neumarkter Schüler schufen Unikate mit Geschichte

© Foto: André De Geare

Entstanden sind vier kreativ gestaltete Stühle, zwei Tische und ein Mülleimer aus einem ausgeweideten PC. So hat Damaris Boban einen Stuhl über und über mit Plastikblumen beklebt. „Mein Vater arbeitet bei einer Abbruchfirma und die Blüten stammen aus einem Abbruchhaus“, erzählt die Schülerin. Anna-Lena Stephan hat die Kronkorken, die einen anderen Stuhl zieren, in Kneipen gesammelt. Auch mit Bezügen aus Jeansstoff oder bunten Comicbildchen lassen sich einzigartige Einrichtungsgegenstände schaffen, wie zwei weitere Stühle beweisen. Für den wuchtigen Palettentisch gibt es sogar schon Kaufinteressenten. Und die Glasplatte des sogenannten Collagen-Tisches stammt aus dem Physiksaal des früheren Gluck-Gymnasiums.

Ressourcen geschont

Eigentlich wollte die Wirtschafts- und Rechtslehrerin Linda Kraus, die für sich selbst gerne aus alten Stoffen originelle Kleidungsstücke näht, im Rahmen des P-Seminars mit ihren Schülern Taschen oder Beutel aus Recyclingmaterial herstellen. Doch die wagten sich lieber an die Möbel und wollten versuchen, mit ihrem Projekt den Geist des alten Schulhauses und die Erinnerungen an die dort verbrachte Schulzeit in den neuen Objekten ein Stück weiterleben zu lassen. Upcycling heißt der Fachbegriff, wenn aus gebrauchten Gegenständen, die eigentlich für den Müll bestimmt sind, etwas Neues entsteht. So werden Ressourcen geschont. „Nachhaltigkeit ist für die Jugendlichen ein Thema“, erklärt Kraus.

Das kann die Gymnasiastin Kristin Ackermann nur bestätigen: „Es gibt so viel Armut auf der Welt, vor allem in den Schwellenländern. Dort wird viel auf Nachhaltigkeit geachtet, in Deutschland weniger. Hier wollten wir ein Zeichen setzen.“ Anna-Lena Stephan hatte ein anderes Motiv: „Ich wollte beruflich unbedingt was mit Design machen, habe während des P-Seminars aber festgestellt, dass mir die Arbeit mit Möbeln nicht so gut gefällt. Vielleicht studiere ich lieber Architektur.“ Nicht nur ihr hat die Projektarbeit bei der Berufswahl geholfen. „Man arbeitet im Team und kann seine eigenen Fähigkeiten ergründen“, sagt Florian Ludwig. Auch das Zeitmanagement sei eine Herausforderung gewesen, ergänzt Lehrerin Kraus.

Ermöglicht haben das erfolgreiche Projekt nicht zuletzt drei Kooperationspartner: Andreas Meyer vom G6 Haus für Jugend, Bildung und Kultur öffnete seine Werkstätten. Die Firma Kraus Stahlbau lieh den Schülern einen Hänger als Aufbewahrungsort für die Materialien aus. Und die Firma Bock aus Postbauer-Heng stockte den 300-Euro-Etat der Schule um 200 Euro auf.

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