Neustädter Kerwa: Klartext beim Polit-Frühschoppen

19.6.2017, 20:38 Uhr
Neustädter Kerwa: Klartext beim Polit-Frühschoppen

© Harald Munzinger

Er begann mit der Würdigung des verstorbenen Weltpolitikers Helmut Kohl, für Bundesminister Christian Schmidt "der wichtigste deutsche Politiker nach der Adenauer-Ära". Mit Adenauer und Kohl, der den am 17. Juni 1953 zum Ausdruck gebrachte Wunsch der Menschen in Ostdeutschland nach einem Leben in Freiheit 1990 erfüllte, war Minister Dr. Dollinger eng verbunden. So fand der Frühschoppen an einem geschichtsträchtigen Tag statt. An dem trauerte der CSU-Ortsverband auch um Stadtratsmitglied Rudi Götz, mit dem man eine "ganz wichtige Persönlichkeit" verloren habe.

Die Tradition zu bewahren und sich als Partei zu zeigen, waren für Ortsvorsitzenden Markus Löw und seinen Stellvertreter Richard Dollinger Anlass, wieder zum Kirchweih-Frühschoppen einzuladen, bei dem die Geräuschkulisse im vollbesetzten Saal des Wirtshauses "Scharfes Eck" ein untrügliches Zeichen für den Bedarf des Gedankenaustausches war. Den regten Bundesminister Christian Schmidt und der Landtagsabgeordnete Hans Herold an, der im Zuge der Heimatstrategie die Behördenverlagerung in den ländlichen Raum als "ganz bedeutende Angelegenheit" bezeichnete.

Neustädter Kerwa: Klartext beim Polit-Frühschoppen

© Harald Munzinger

Mit "NeustadtKurier" überrascht

Dass gleich drei staatliche Einrichtungen in der Kreisstadt angesiedelt würden, trage zur allgemeinen Stärkung der Infrastruktur im ländlichen Raum bei und sei ein wichtiger Meilenstein zur Stärkung des Behördenstandortes Neustadt/Aisch. Von der profitiere auch der gesamte Landkreis, zeigte sich Herold auch in einem Beitrag im "NeustadtKurier" überzeugt, mit dessen Erstauflage der CSU-Ortsverband beim Frühschoppen überraschte. "Klartext für unsere Stadt" wird darin nach dem BayernKurier-Vorbild verheißen.

Berichtet wird über die Zwischenbilanz zur Halbzeit der Stadtratsperiode, über die "konstruktive Diskussion mit Anwohnern und Interessierten" über die Sanierung der Ansbacher Straße, über "neue Vorstände und neue Ideen", über das Benefiz-Schafkopfturnier sowie über die Wiederbelebung der Jungen Union in Neustadt und schließlich die Ansiedlung eines hochmodernen "BayernLab", des Luftbildarchives mit Museum und eines "BayernServers" nach Neustadt. Ehe MdL Herold mit Bundesminister Schmidt das Festbierfass anstach, zeigte er sich stolz auf Bayern, das im Vergleich der Bundesländer "dank des Fleißes seiner Bürger und einer guten Politik in allen Bereichen gut dasteht".

Den jungen Menschen eröffneten sich beste Chancen, zu gleichwertigen Lebensbedingungen werde mit Investitionen in die Infrastruktur – Stichwort Breitbandversorgung – sowie der finanziellen Stärkung der Kommunen beigetragen, wozu Herold als Beispiel die 2,1 Millionen Euro Finanzausgleich für Neustadt nannte, ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 980.000 Euro. Die hohe Förderung der Sanierung des Schulzentrums oder den sehr gut angenommenen Bahnhaltepunkt "Neustadt Mitte" nicht zu vergessen.

Wichtige Weichenstellungen beim Bier

Dass viele wichtige Weichenstellungen nicht im Parlament, sondern "abends beim Glas Bier" erfolgten, plauderte der Abgeordnete aus dem Nähkästchen, etwa über seinen Wink mit dem Zaunpfahl an Finanz- und Heimatminister Söder im lockeren Rahmen im Kloster Banz "bei der Behördenverlagerung was Ordentliches für Neustadt zu tun". Das sollte wohl mit dem Servicecentrum "Bayern-Server" ebenso gelungen sein, in dem auf 10.000 Quadratmeter Grund im Gewerbegebiet millionenfache Ausdrucke der bayerischen Finanzverwaltung erfolgen werden, wie mit dem hochmodernen IT-Zentrum "BayernLab", das mit seinem bis zu 300Mbit/s schnellen Internetanschluss Schülern, Studenten, Kommunen und Bürgern zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung steht und als "wichtiger Baustein für die weitere Digitalisierung im ländlichen Raum" gilt.

Auch spürbare touristische Impulse verspricht sich Herold Luftbildarchiv mit Museum, das neben dem "BayernLab" im einstigen Brauhaus eingerichtet wird. Ein erster wertvoller Schritt sei schon mit der Ansiedlung des Vermessungsamtes erfolgt, für die sich auch die ehemalige Landtagsabgeordnete Christa Götz stark gemacht hatte.

Man sei, so Herold auch in seinen Funktionen als CSU-Kreisvorsitzender und stellvertretender Landrat, stets "um das Bestmögliche für die Stadt und den Landkreis bemüht, wozu er das Bekenntnis zu den beiden Klinikstandorten ebenso zählte, wie die Initiativen für eine gesicherte ärztliche Versorgung. Als Vorsitzender der Lebenshilfe kündigte er in Neustadt eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung mit einer Begegnungsstätte an.

"Nicht auf jedes Pferd aufspringen"

Die Stimmung sei gut, so dass sich Minister Christian Schmidt mit Blick auf die Bundestagswahl zuversichtlich zeigte, „wenn wir solide weiterarbeiten“. Er warnte ebenso davor, nach guten Prognosen anzunehmen, dass die Wahl schon gelaufen sei, wie davor, "auf jedes Pferd aufzuspringen". Gefährliche Einflüsse über das Internet seien nicht auszuschließen, so dass die CSU auf die Strategie des „Wahlkampfes von Haus zu Haus“ setze, präsent sein und mit den Menschen reden wolle. Sauber und sortiert zu arbeiten und "dafür einzustehen, was die Schreihälse nicht ansprechen", sollte nach Schmidts Auffassung zum Erfolg führen.

Lief vor einem Jahr beim CSU-Frühschoppen noch der Protest der Milchbauern in Neustadt, habe sich die Situation inzwischen etwas verbessert, habe er unterdessen auch schon von einigen ehemaligen Kritikern Lob für seinen Impuls der Förderung betroffener Landwirte mit 580 Millionen Euro erfahren, so Schmidt. Die Strukturprobleme seien noch nicht gelöst und das Risiko weiter beim Erzeuger, so dass der Agrarminister kleine und mittlere Betriebe unterstützen will, "damit wir in zwei Jahren nicht wieder auf dem Stand des letzten Jahres sind".

Mit Schnittlauchbroten und Milch hatte schon Minister Dr. Werner Dollinger bei seinen Kirchweihfrühschoppen ein Signal zur Unterstützung der Landwirtschaft gegeben, wenn diese auch nicht sein Ressort war. Weiß- und Bratwürste hatten auch jetzt den engen Bezug zur Regionalvermarktung und bestätigten den guten Ruf der "Neischdädder Bradwürschd" bis ins ferne Berlin.

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