Oldtimer verschnauften kurz beim Maybachmuseum

27.6.2016, 06:00 Uhr
Oldtimer verschnauften kurz beim Maybachmuseum

Überraschenderweise sind unter den vielen Wartenden vor dem Maybachmuseum viele Kinder, die aufgeregt auf die Ankunft der rollenden Klassiker warten. Wissen sie, wer James Dean war? Kennen sie Herbie und Dudu, die Wunderkäfer? Wohl kaum. Selbst als eines der jüngsten Autos, ein Audi Quattro, 1984 vom Band fuhr, waren sie noch lange nicht in Planung. Aber Faszination lässt sich vererben. Und irgendwie sind viele der Straßensenioren halt doch so knuffig, wie heute kein Auto mehr.

Ein kleines Mädchen hat sich eigens die rosafarbene Zweigriffkamera ihrer großen Schwester ausgeliehen. Bisher ist jedoch noch nichts in Sicht. „Der erste kommt“, schreit ein Junge, der schon mal um die Ecke geflitzt ist und mit diesen Worten einen Prachtkerl ankündigt. Einen quietschgelben VW-Käfer der ADAC Straßenwacht, Baujahr 1972.

Oldtimer verschnauften kurz beim Maybachmuseum

Einer nach dem anderen folgt. Nicht so, wie bei einer Parade. Dazwischen mischen sich immer wieder ganz normale Verkehrsteilnehmer, die an diesem Tag aber keinen guten Status bei den Oldtimer-Freunden genießen: „Schleich dich mit deinem SUV“, sagt ein genervter Fotograf, als ein langsam vorbeifahrender moderner BMW-Riese ihm die Sicht auf einen Jaguar E-Type V12 verstellt.

Es geht um die exakte Zeit

Ein Rennen haben die betagten Vehikel freilich nicht hinter sich. Viel mehr geht es bei der Classic Rallye darum, eine Zeitvorgabe möglichst präzise einzuhalten. Gestartet sind sie am Samstag in Regensburg, gestern waren sie früh in Deuerling, Laaber, Beratzhausen und Breitenbrunn.

Am Mittag erreichten die Piloten in ihren heißen Kisten dann das Maybachmuseum in Neumarkt, wo sie sich stärkten. Die Route führt weiter nach Hohenburg und Kallmünz.

Am Parkplatz vor dem Maybachmuseum hatten die vielen Gäste dann nochmals die Gelegenheit, die Schmuckstücke in aller Ruhe zu bewundern. Oldtimerfahrer brauchen nicht nur Zeit und das nötige Kleingeld um ihr Hobby zu pflegen, sie müssen auch ein gewisses Maß an Beachtung mögen. „Alles original?“, „Der ist anstrengend zu fahren, oder?“ „Was schluckt der?“ Etliche Fragen prasselten auf die Fahrer ein, deren prominentester Vertreter die Fahrer-Legende Walter Röhrl mit einem 356er Porsche war.

Manche Zuschauer ließen sich zum Gedankenspiel „Wenn ich mir aus all diesen einen aussuchen darf . . .“ hinreißen. Bei aller Faszination — ein wenig Neid konnte aufkommen, wenn man diese Schmuckstücke, die teilweise an einem sechsstelligen Wert kratzen, sah.

Als dann einer der Teilnehmer sich nach dem Aussteigen aus seinem niedrigen Nostalgie-Gefährt den Rücken wieder gerade biegen musste, stupste eine Frau ihren Mann und sagte nur: „Da, schau’ her!“

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