Online-Betrüger muss nach Geburt des Sohnes in den Knast

2.3.2015, 17:13 Uhr
Online-Betrüger muss nach Geburt des Sohnes in den Knast

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Wegen acht Fällen musste sich der Arbeitslose vor dem Amtsgericht Neumarkt verantworten. Staatsanwältin Kathrin Hertel warf ihm vor, über Internetplattformen iPhones zum Kauf angeboten zu haben, ohne die Dinger zu besitzen. Deshalb konnte er zwangsläufig auch nicht liefern, als die Vorauszahlungen eingegangen waren. Die meisten seiner „Kunden“ witterten dann den Betrug und zahlten nicht die ganze geforderte Summe.

Insgesamt ergaunerte sich der Angeklagte, der auch versucht hatte, seine wahre Identität zu verschleiern, so 3525 Euro, die er umgehend von seinem Konto abhob. Damit finanzierte er seinen Lebensunterhalt, der aufgrund seiner Spielsucht mehr Bares verlangte, als Hartz IV her gab.

Rechtsanwalt und Pflichtverteidiger Jürgen Mederer hatte seinem Mandanten geraten, keine Ausflüchte zu suchen und den Tatbestand, der sich eh nicht widerlegen ließ, voll einzuräumen. Das tat der dann auch. Das Geständnis rechnete ihm die Staatsanwältin positiv an, doch zu Ungunsten des Angeklagten spricht sein Vorstrafenregister quer durch die Republik und der Umstand, dass die acht zur Debatte stehenden Betrugsfälle in eine laufende Bewährungszeit fielen. Sie forderte deshalb, ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten plus der zur Bewährung ausgesetzten neun Monate zu verurteilen.

Das fand Jürgen Mederer etwas sehr streng. Er stimme ja im Prinzip mit den Argumenten der Staatsanwältin überein, aber ein Jahr und sechs Monate sollten es auch tun.

Mittelweg gewählt

Richter Rainer Würth und seine beiden Schöffen entschieden sich nach kurzer Beratung für einen Mittelweg: Der werdende Vater muss für ein Jahr und neun Monate hinter Gitter. Der Haftantritt soll aber so weit hinaus geschoben werden, bis das Kind geboren ist. Die Zukunft des Angeklagten sieht Würth skeptisch. Noch gebe es nur einen Ansatz zur Hoffnung.

Der Angeklagte nutzte die Gelegenheit des letzten Wortes. Er bedauerte, dass seine Bemühungen, der Spielsucht Herr zu werden, einen Rückschlag erleben mussten und er hofft, dass ihm die Zeit im Gefängnis hilft, diese Krankheit los zu werden. Er betrachte die Haft als den Abschluss eines schwierigen Lebensabschnitts: „Ich will ein besserer Mensch werden.“