Optimismus trotz Krise: Mitarbeiter glauben an Pfleiderer

11.2.2011, 10:27 Uhr
Optimismus trotz Krise: Mitarbeiter glauben an Pfleiderer

© Johnston

Am Schafhof stehen die Autos dicht an dicht; am Straßenrand werden sie abgestellt, der Parkplatz vom Gasthof Sammüller ist längst voll. Drinnen drängen sich die Beschäftigten von Wodego, der Juraspedition, der Pfleiderer-Holzwerkstoffe und Heller-Holz; von den 580, die am Standort arbeiten, sind rund 500 gekommen.



Der Betriebsrat hatte um die Versammlung gebeten, Michael Wolff, Leiter der Geschäftseinheit Westeuropa, war dem nachgekommen. Seine Mission: Die Belegschaft zu beruhigen.

Das Jahr sei bisher gut angelaufen, sagt er. Man verdiene wieder Geld in Westeuropa. Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei im ersten Monat 2011 fast doppelt so hoch wie im Januar 2010 gewesen. In Westeuropa habe man für das laufende Jahr 30 Millionen Euro an Investitionen geplant, rund fünf Millionen davon allein in Neumarkt. „Stecken Sie den Kopf nicht in den Sand“, rief er seinen Mitarbeitern zu. Er selber sei sehr ruhig.

Es wurden aber auch unangenehme Themen angesprochen. Die Kündigung von zehn Mitarbeitern, zum Beispiel. Insgesamt werden im Zuge der Werksschließungen Gschwend, Nidda und Ebersdorf 40 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut, 30 davon in Neumarkt. 20 können durch Altersteilzeitvereinbarungen, Auslaufenlassen von befristeten Verträgen oder Versetzungen abgefangen werden. Zehn Mitarbeitern wird gekündigt, die Gespräche dazu laufen.

Unternehmen wird kleiner

Das Unternehmen werde kleiner, sagt Wolff, allein durch die Schließung der drei Werke — Gschwend ist bereits dicht, Ebersdorf hat die Produktion Ende Februar eingestellt, Nidda folgt Mitte 2011. „Die Dimension, die wir mal hatten, werden wir nie wieder haben“, gibt Wolff offen zu. Die Bilanz des vergangenen Jahres sei mies. „Ja, 2010 ist ganz schlecht gelaufen.“

Dass Wolff optimistisch in die Zukunft blickt, liegt auch an der Entwicklung von „Balance Board“. Diese „wichtigste Innovation von Pfleiderer“ sei in der Diskussion um Finanz- und Personalprobleme untergegangen. Denn, so betont Wolff, mit Balance-Board, das zu 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, habe man das Problem der Holzversorgung gelöst — und genau die hatte das Unternehmen bisher immer als seine Schwachstelle angegeben.

Da gibt es Applaus für Wolff, aber auch ein paar Nachfragen. Man habe die große Sorge, dass die Banken nicht mehr mitspielten, erklärt ein Arbeitnehmervertreter, der ein paar Fragen der Kollegen zusammen getragen hat. Das Gespenst der Insolvenz gehe um. Und überhaupt, was es denn solle, dass der Vorstand, gemeint war Hans Overdiek, in dieser Zeit Aktien verkaufe. „Die Leute haben Angst.“

Die versucht Wolff zu nehmen. Er sei ja da, um Fragen zu beantworten, sagt er, und geht recht offen auf den gefürchteten Fall einer Zahlungsunfähigkeit ein. Wenn die Banken nicht mitspielten, dann gehe es für das Unternehmen in eine Insolvenz — mit allen Folgen. Das Werk Neumarkt laufe aber sehr gut, selbst in einem Insolvenzfall würde es sicher weitergeführt. Und was die Aktienverkäufe betreffe, darüber könne er selber nur spekulieren.

Interesse an Thermopal

Nicht vom Tisch sind Unternehmensverkäufe. Man müsse sich womöglich von Teilen der Firma trennen, sagt Wolff gegenüber den Mitarbeitern, zu Thermopal im Allgäu gebe es auch Interessenten — was aber nicht einen Verkauf bedinge, schickt der Geschäftsführer schnell nach.

Bei den Mitarbeitern geht Wolffs Offenheit auf. Entspannt verlassen sie die Versammlung, ratschend in Zweier- oder Dreier-Grüppchen. Sie glauben an ihr Werk Neumarkt, an seine Zukunft. Schließlich sei man profitabel, gut ausgelastet. „Auf zur Arbeit“, ruft ein junger Mann. „Damit es noch lange weiter geht.“

Verwandte Themen


Keine Kommentare