Pypolino sucht Anschluss bei der Bevölkerung

1.10.2010, 23:03 Uhr
Pypolino sucht Anschluss bei der Bevölkerung

© Huck

Pünktlich um 14.33 Uhr, so wie es im Fahrplan steht, kommt der Pypolino an die Haltestelle am Bahnhof Postbauer-Heng. Doch es ist nicht der große, schön beklebte Bus, der für die Linie 506 werben soll, sondern ein silberner Kleinbus, der für acht Personen Platz bietet. So viele kommen allerdings in den Schulferien am Tag nur bei den 16 Fahrten insgesamt zusammen, also pro Fahrt rechnerisch gerade einmal eine halbe Person. Meistens handelt es sich dabei um ältere Damen, so der Fahrer des Kleinbusses. Die gar so geringe Fahrgastzahl sei jedoch den Ferien geschuldet.

Im Dezember 2008 wurde diese Linie von den Marktgemeinden Postbauer-Heng und Pyrbaum, von DB Frankenbus, früher OVF, und von Arzt-Reisen aus Seligenporten ins Leben gerufen. Dabei stand die Anbindung der Ortsteile Pavelbach, Schwarzach, Oberhembach und Dennenlohe, die nicht von der Linie 505, die von Neumarkt bis Allersberg fährt, bedient werden, im Vordergrund. Das Hauptaugenmerk – wahrscheinlich auch im Angesicht des demographischen Wandels – lag darauf, den alten Menschen, die kein Auto haben, Anbindungen für Arztbesuche und Einkäufe zu schaffen, so Horst Kratzer, Bürgermeister von Postbauer-Heng.

Doch das Konzept ging nicht ganz auf. So wurden zum Fahrplanwechsel 2009 die Stopps in den Pyrbaumer Ortsteilen Oberhembach und Dennenlohe zu Bedarfshaltestellen geändert, das heißt, es muss eine Stunde vor Fahrtbeginn angemeldet werden, dass man dort einsteigt.

Eine Fahrt von Postbauer-Heng in die Nachbargemeinde kostet zwei Euro, nach Allersberg 2,80 Euro und 1,60 Euro für die Fahrt nach Pavelsbach. Dort kommt laut Bürgermeister Kratzer auch die meiste Zustimmung her.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei noch verbesserungswürdig, sagt auch Guido Belzl, Bürgermeister von Pyrbaum. Vor kurzem saßen die beiden Bürgermeister mit Vertretern der Arzt-Reisen und von Frankenbus an einem Tisch, um über die Zukunft der Linie 506 zu beraten.

So sollen im Zuge des Fahrplanwechsels im Dezember 2010, bei dem auch die S-Bahn von Nürnberg nach Neumarkt eingeweiht wird, Anpassungen vorgenommen werden. Kaum bis wenig frequentierte Verbindungen unter der Woche werden entfallen. Im Gegenzug sollen an den Wochenenden mehr Busse für den Disco-Verkehr eingesetzt werden. Der Nightliner aus Nürnberg fährt nur bis Burgthann, der Pypolino soll dann als Ergänzung die Orte Postbauer-Heng und Pyrbaum anfahren, um den Discobesuchern einen sicheren Nachhauseweg zu ermöglichen.

Im Landratsamt ist nun ein Gespräch zur Gesamtsituation des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis geplant, wo auch das Thema Pypolino angesprochen wird. Doch im Oktober müssen erst einmal die Gemeinderäte von Pyrbaum und Postbauer-Heng über die Zukunft der Buslinie entscheiden, die alle Beteiligten im Jahr jeweils 17000 Euro kostet.

Ein Blick über die Landkreisgrenze nach Norden zeigt die Bussituation in der Großgemeinde Burgthann. Dort gibt es seit 1998 mit dem Gemeindeverkehr „Burgthann Direkt“ ein kleines Angebot im VGN-Tarif, das den Bahnhof Mimberg über Dörlbach und Grub mit Großvoggenhof verbindet. Die meisten Busse werden von Schülern benutzt, aber es fahren auch sporadisch Pendler mit, so Heinz Rupprecht von der Gemeinde Burgthann. Auch am Abend und am Samstag werden vereinzelt Fahrten angeboten, die die Weiterfahrt mit dem Zug nach Neumarkt und Nürnberg ermöglicht.

Noch beliebter in der Gemeinde Burgthann ist die VGN-Linie 503 vom Burgthanner Bahnhof über Pfeifferhütte und Oberlindelburg nach Unterferrieden. In den Morgenstunden bringen mehrere Busse – zum Teil im 30-Minuten-Takt – die Pendler und Schüler hin zum Bahnhof und am Abend wieder zurück nach Unterferrieden. Das auch am Samstag und am Sonntag, jedoch als Linienbedarfstaxi des Landkreises Nürnberger Land nach telefonischer Voranmeldung. Und das soll in Zukunft auch so bleiben, so Rupprecht.

In Franken scheint die Akzeptanz größer zu sein. Doch Bürgermeister Kratzer aus Postbauer-Heng bleibt gelassen. So ein Busangebot brauche Zeit, bis es Zustimmung bei der Bevölkerung finde. Vorrangiges Ziel sei es jetzt, den Fahrplan zu verbessern und für die Bürger einfacher und verständlicher zu gestalten.