Schäfer haben keine Angst vor dem Wolf

5.4.2017, 09:55 Uhr
Schäfer haben keine Angst vor dem Wolf

© Foto: Werner Sturm

Es ist ein sonniger Frühlingssamstag. Aus dem rund 3500 Quadratmeter großen Schafstall beim Hagnerhof erklingt das Blöcken von gut und gerne 1600 Mutterschafen sowie vieler Lämmer. Sogar zu der Zeit, in der die Besuchergruppe in dem Stall unterwegs ist, erblickt das eine oder andere Jungtier das Licht der Welt.

Agnes Hofmann vom Landschaftspflegeverband freut sich, dass mehr als ein Dutzend Erwachsener und viele Kinder den Weg zum Schäfer Schenk gefunden haben. Das Thema der Informationsveranstaltung lautet "Schäferei früher und heute". Auf Heuballen hüpfen, Lämmer streicheln: Für die Mädchen und Buben bieten die folgenden zwei Stunden ein abwechslungsreiches Erlebnis.

Hofmann unterstreicht die Bedeutung der tierischen Rasenmäher für die Landschaftspflege. "Mager- und Trockenrasen sind unverzichtbare Lebensräume für viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten", erzählt sie. Um die Flächen zu schützen, seien Pflegemaßnahmen notwendig, wie eine regelmäßige Entbuschung und eine extensive Beweidung durch Schafe.

Mit 17 losgezogen

"Es ist gut, dass Schafe die Landschaft pflegen", sagt auch Markus Schenk. Die Zuschüsse dafür würden die Schäferei neben der Fleisch- und Wollvermarktung letztlich rentabel machen. Wobei das bei der Wollvermarktung eher eingeschränkt gelte. Ein Schaf liefere 3,5 bis vier Kilo Wolle und dafür erhalte er 2,50 Euro je Kilogramm.

"Ich bin der Markus, und da bin ich daheim", begrüßt der Schäfer seine kleinen und großen Gäste und stellt sich und seinen Betrieb kurz vor. Er erzählt, dass es ihn schon während seiner Schulzeit zum Schafehüten gezogen hat. Im Alter von 17 Jahren ging er mit einem Wanderschäfer mit. 1995 machte Schenk sich selbstständig und zog mit 400 Schafen in der Gegend um Giengen auf der Schwäbischen Alb umher.

Es folgte die Meisterschule im fränkischen Triesdorf. Bei der Wanderschäferei lernte er am Bodensee seine Frau Sandra kennen. Neben Haushalt und den drei Kindern kümmert sie sich heute um die Buchhaltung.

2003 hat Markus Schenk seinen Hagnerhof gebaut, dessen Name auf einer alten Bezeichnung der Flur beruht. Bereits seit 2001 gehört der Juradistl-Schäfer dem Demeter-Verband an und betreibt seine Schafhaltung nach den Grundsätzen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Ferner baut er Kleegras, Hafer, Weizen und Braugerste für eine Neumarkter Biobrauerei an.

Herdenschutz in der Nacht

In seinem Stall stehen fast ausschließlich Merino-Landschafe mit einem Durchschnittsalter von 3,6 Jahren. Lämmer kauft Schenk nicht dazu: Für den Nachwuchs sorgen die eigenen Böcke. In etwa 350 Lämmer pro Jahr dienen der Bestandsauffüllung, rund 1600 werden vermarktet.

Die Gäste sind sichtlich beeindruckt bei der Besichtigung des Schäfereibetriebes. Schenk erzählt, dass sich seine vier Mitarbeiter mit elf Hütehunden und zwei bis drei Herden den Sommer über auf Wanderung befinden. Es geht hinaus auf Weideflächen ins Fränkische und in der näheren Region, beispielsweise Richtung Mühlhausen, Sulzbürg und Wiesenacker.

Schenk selbst hat kaum mehr Zeit für die Wanderschäferei. Management, Büroarbeit, Tiertransporte, Lammzeiten, Futter herbeibringen und vieles mehr – Urlaub quasi Fehlanzeige. Trotzdem stellt er fest: "Es hängt heute wahnsinnig viel Arbeit an der Schäferei, aber es macht auch noch viel Spaß."

Die Besucher haben jede Menge Fragen. Und weil Schenks Herden auch viele Monate im Truppenübungsplatz Hohenfels verbringen, taucht da in aktuellem Zusammenhang auch die nach dem Wolf auf. "Der Wolf ist jetzt akut, und wir müssen uns zunehmend Gedanken darüber machen, wie wir unsere Tiere vor allem nachts schützen", sagt Schenk, dessen Schafe normalerweise ohne Zaun auskommen.

Ein Ansatz sei die Ausbildung und der Einsatz von speziellen Herdenschutzhunden. Hier müssten aber viele rechtliche Fragen geklärt werden und außerdem seien diese Hunde auch ein erheblicher Kostenfaktor. "Ich habe keine Angst vor dem Wolf", so Schenk, "aber eine Belastung ist er schon." Am Ende der Führung gibt es Apfelschorle, selbstgebackenes Brot, Butter, Schafsalami und viele zufriedene Gesichter.

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