Seltene Libelle kehrt zurück

2.9.2014, 16:00 Uhr
Seltene Libelle kehrt zurück

© F.: Ramsauer

Seltene Libelle kehrt zurück

© Foto: Klaus Müller/LBV

Sie ist nur fünf Zentimeter groß und doch so bedeutsam. Genau deswegen sollte man auf ihren Bestand und ihre Fortentwicklung gut acht geben, sagt Georg Knipfer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Landkreis Neumarkt.

Denn die Grüne Keiljungfer gilt als so genannte Indikatorart, die dazu vom Aussterben bedroht ist. „Sie ist die Leitart, die anzeigt, wie sauber unsere Gewässer sind und wie sandig deren Untergrund ist und ebenso, ob sich viele andere seltene Libellenarten wie die Quelljungfer oder die Prachtlibelle, andere wasserlebende Arten und demnach auch Vögel, Krebse oder Fische ansiedeln, weil für letztere Nahrungsgrundlagen vorhanden sind“, sagt Knipfer.

Allein deswegen sei die seltene Art, die an der Schwarzach jetzt wieder vermehrt vorkommt, ein Gewinn, sagt der 43-jährige Biologe. Sie kommt nur dort vor, wo Gewässer fließen. Dort, wo sie naturnah sind und ziemlich unbelassen, aber mit Konturen und Strukturen. Und gerne sonnig, mit zurückgedrängtem Gehölz, sagt Knipfer.

Und damit scheiden viele Regionen und Gewässer in Bayern als Lebensraum bereits im Vorfeld aus: Sie haben ein steiniges Flussbett, viele sind schlammig statt sandig. Einige begradigt, andere ausbetoniert, verbaut, verrohrt. Nur in Teilen Mittelfrankens – an der Rezat, der Bibert, am Haselbach, der Zenn und der Aurach kommt sie vor – und nun eben in einer immer größer werdenden Population an der Schwarzach zwischen Hilpoltstein und Neumarkt.

Verdreckte Kinderstuben

Die Keiljungfer, vielleicht lässt das ihr Name schon vermuten, ist ein sehr empfindsames Wesen. Ihr Nachwuchs, die Larven, wachsen und reifen im sandigen Flussbett eines flachen Flusses oder dessen Banken. Zwei Jahre dauert es, bis die Libelle entwickelt ist – vorausgesetzt ihre nasse Kinderstube verdreckt nicht in dieser Zeit.

Doch auch hier macht der Mensch dem filigranen Wesen das Leben nicht leicht. Noch bis in die 80er Jahre haben vor allem veraltete Kläranlagen ganze Populationen dahingerafft, weil das dreckige Wasser die Flüsse verschmutzte – erst mit der modernen Klärtechnik ist die Belastung weniger geworden. „Damals sind viele Arten fast oder ganz ausgestorben“, erklärt Georg Knipfer.

Wirklich häufig kam sie eh nie vor, die Grüne Keiljungfer, aber auch damals an der Schwarzach drohte die Population zu verenden – lange hat der LBV für die nach EU-Richtlinie geschützte Art (FFH Anhang zwei und drei) gekämpft. FFH sind Gebiete, die Arten in Deutschland einen eigenen Lebensraum zuschreiben, der strengen Richtlinien unterliegt – in der Region sind das Teile der Weißen Laber und eben der Schwarzach.

Und hier beginnt die Geschichte des Erfolgs der Artenschützer, vom Durchsetzungsvermögen und Durchhaltevermögen. Von der Rettung einer Art: mit der Renaturierung der Schwarzach, die 2009 begonnen hat und wegen ihres Erfolgs verlängert wurde.

Denn die Bilanz ist bestechend: „Der Bestand an der Schwarzach war vor dem Life-Projekt sehr instabil, jetzt ist er stabil. Die Renaturierung hat sofort angeschlagen: Die Grünen Keiljungfern sind deutlich mehr geworden und sie nehmen weiter zu“, sagt Knipfers LBV-Kollege Bernd Raab in Hilpoltstein, der das mittelfränkisch-oberpfälzische Libellen-Projekt begleitet hat.

Die EU hat demnach die Fördergelder für die weiterhin schützenswerte Art bewilligt, jetzt kommen nicht nur an der Schwarzach, sondern auch an der Aurach, Rezat oder Bibert mehrere Teilprojekte und weitere Maßnahmen zum Tragen.

Die Naturschützer haben Ufer abflachen, Sandbänke integrieren lassen, Seitenarme und Schwingungen in den Flussverlauf bringen lassen. Sie haben Gehölze zurückgestutzt und der Sonne mehr Platz auf dem Gewässer gemacht.

Auch haben sie bereits viele Flächen an den Flussrändern gekauft, damit zum Beispiel die Landwirtschaft nicht so viel Einfluss nimmt, durch Mono-Anbau wie dem von Mais oder wegen der Düngemittel sowie der Pestizide, die die Lebend-Nahrung der Grünen Keiljungfer, kleine Insekten, sterben lassen. Feinstaub, den der Maisanbau bewirkt, lässt naheliegende Gewässer verschlammen.

Noch mehr Pufferzonen nötig

Und: Die Tierschützer sind mit diesen Artenschutzgebieten dabei, noch mehr Pufferzonen zwischen Gewässern und landwirtschaftlich genutzten Flächen zu schaffen. Georg Knipfer vom hiesigen LBV hofft darauf, dass sich auch andere, seltene Libellen-Arten noch mehr in der Fläche ausdehnen. Denn, sagt er: „Das Juravorland eignet sich für Libellen ganz gut, vor allem in Freystadt und Pyrbaum ist es ein Paradies für seltene Arten.“

Das ist aber längst nicht alles: Auch der alte Ludwigskanal, weil er nicht so genutzt wurde und wird, ist ein Idyll für die zarten Flieger sowie die vielen Teiche, Tümpel, Feuchtwiesen und Baggerseen.

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