Seubersdorfer Rat kracht sich wegen Kindergarten

25.11.2017, 15:00 Uhr
Seubersdorfer Rat kracht sich wegen Kindergarten

© Foto: Werner Sturm

Im Juli 2016 hatte der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, auf den Grundstücken Flurnummer 774/32 und 724/2 der Gemarkung Seubersdorf, dort wo einst ein Lagerhaus stand, eine neue Kindertagesstätte zu bauen.

Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates stellte Architekt Michael Kühnlein aus Berching die Grundlagenermittlung und eine erste Vorplanung zu dem Millionen-Projekt vor. "Es ist zwar nicht das nobelste Grundstück für einen Kindergarten, aber man kann durchaus etwas Schönes daraus machen", sagte er einleitend.

Auf den zusammen fast 4000 Quadratmeter großen Grundstücken sollen demnach ebenerdig ein Kindergarten mit vier Gruppenräumen für 100 Mädchen und Buben und eine Krippe mit zwei Gruppenräumen für 25 Kleinkinder mit einer Hauptnutzfläche von 614 Quadratmetern, eine beruhigte Innenzone als Spielplatz mit etwa 1000 Quadratmetern sowie diverse Verkehrs-, Feucht- und Technikräume gebaut werden.

Der Zugang zur Einrichtung ist über die Bahnhofstraße geplant. Weitere Parkplätze müssen angelegt werden, hier ist von 36 die Rede. Die Kindertagesstätte soll in einer Art Hofform gebaut werden. Kühnlein stellte mehrere Alternativen vor, unter anderem einen Baukörper in Massivholzbauweise. Innenräume sind in ökologischer Bauweise mit Holzwänden, Linoleumböden, Akustikdecken und bodentiefen Fenstern angedacht. Eine erste grobe Kostenschätzung ergibt Baukosten von 3,6 Millionen Euro in Flachdach-Bauweise. 300 000 Euro mehr wären es bei einem Schrägdach. Hier war allerdings noch kein Beschluss notwendig.

Nach der Vorstellung dieser Fakten dürften Architekt Kühnlein die Ohren geklungen haben, denn dann ging es rund: Hier zunächst eine kurze Chronik: Als im Juli 2016 der Grundsatzbeschluss zu der Baumaßnahme fiel, stimmten Georg Götz (ABGS), Alfred Geitner (SPD) und Theresia Maget (SPD) dem Projekt wegen des vorgesehenen Standorts nicht zu. Jetzt hatten diese drei Gemeinderäte und dazu noch Andreas Steiner (ABGS) sowie Josef Schlierf (SPD) zu dem Tagesordnungspunkt "Kindertagesstätte" kurzfristig drei Anträge eingereicht.

Damit wollten sie erreichen, dass die Gemeinde zusammen mit den Fachstellen prüft, ob das ehemalige Volksschulgebäude in Wissing zur dauerhaften Nutzung mit zwei Kindergartengruppen geeignet ist.

Gesprächstermin vor Ort

Der Gemeinderat sollte ferner die Überarbeitung der Planung des Kindergartenneubaus in Seubersdorf beschließen, hin zu einer verkleinerten Einrichtung mit zwei Kindergarten- und zwei Krippengruppen. Außerdem wurde gefordert, dass zur Entscheidungsfindung der Bauausschuss und alle an der Maßnahme Beteiligten, innerhalb der nächsten vier Wochen zu einem Gesprächstermin vor Ort eingeladen werden.

Der hochgradig erregte Bürgermeister Eduard Meier wollte den Antrag der ABGS und der SPD zu Beginn der Sitzung mit Hinweis auf die geltende Beschlusslage und den fortgeschrittenen Stand der Dinge gar nicht erst zulassen oder sofort darüber abstimmen lassen. Dagegen verwahrte sich Georg Götz – mit dem Hinweis, dass es sich hier um einen zulässigen Ergänzungsantrag zu einem bestehenden Tagesordnungspunkt handele.

Also wurde diskutiert, lautstark und emotional, einer Gemeinderatssitzung in dieser Form eigentlich nicht würdig. "Euer Verhalten ist beschämend", rief Meier den Antragstellern zu und warf ihnen eine "Blockadehaltung" vor. Die so Angesprochenen wehrten sich und machten wieder einmal ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Standort deutlich.

Der Bau der Kindertagesstätte sei auch auf anderen Grundstücken in Seubersdorf möglich, meinten sie, ohne eine Alternative zu nennen. Gemeinderat Geitner meinte darüber hinaus, dass ein dezentraler weiterer Kindergarten in Wissing gut wäre.

Die Anträge der fünf Gemeinderäte wurden allesamt gegen ihre eigenen Stimmen abgelehnt. Schön langsam kühlten die erhitzten Gemüter wieder ab, als es um die Bedarfsanerkennung für die neu zu errichtende Kindertagesstätte ging. Der Gemeinderat anerkannte und beschloss dabei den Bedarf für eine neue Kindertagesstätte mit 125 Betreuungsplätzen und beauftragte die Gemeinde die entsprechenden Förderanträge zu stellen. Hier stimmten Georg Götz, Theresia Maget und Josef Schlierf nicht zu.

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