Sitzen Elefanten gerne auf dem Hintern?

1.8.2012, 07:00 Uhr
Sitzen Elefanten gerne auf dem Hintern?

© Fritz Etzold

Bereits Wochen vor dem Gastspiel haben Tierschutz-Organisationen sich an die Redaktion der Neumarkter Nachrichten gewandt: Sie werfen dem Zirkus Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor und belegen das mit Gerichtsdokumenten aus den vergangenen Jahren. Dabei geht es unter anderem um fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten für die Elefanten.

Außerdem führen die Tierschützer vom Deutschen Tierschutzbund und von Peta den Tod zweier Elefanten innerhalb der vergangenen Monate auf „schlechte Tierhaltung“ zurück, so heißt es in einer Meldung des Deutschen Tierschutzbundes.

Im Circus Krone leben 200 Tiere. Von den 300 angestellten Menschen kümmerten sich 100 zu 80 Prozent hautptamtlich um die Tiere, sagt Markus Strobl, beim Circus Krone zuständig für Marketing und PR.

Gesundheitsschäden und Verhaltensstörungen

Er bezeichnet die Tiere als Familienmitglieder; die Vorgaben des Tierschutzgesetzes würden oftmals sogar übererfüllt. „Wir sind selbst sehr traurig über den Tod der beiden Elefanten“, so Strobl weiter. Der Elefantenbulle Colonel Joe sei über 60 Jahre alt gewesen und eines natürlichen Todes gestorben. Die Elefantenkuh Sandrin sei ohne äußere Verletzungen tot gefunden worden. Die Obduktion sei noch nicht abgeschlossen.

Mangelhafte ärztliche Versorgung, zu wenig Beschäftigung, viele Transporte in kleinen Käfigen: Das müssten Zirkustiere erleiden, so die Tierschützer. Die Folge seien Gesundheitsschäden und Verhaltensstörungen sowie erhöhte Sterblichkeit. In einer Pressemeldung fordert daher Nicole Brühl vom bayerischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes ein Haltungsverbot für Affen, Bären und Elefanten im Zirkus.

Sie appelliert an die Kommunen, keine Auftrittsgenehmigungen zu erteilen, und an die Bürger, Zirkusse mit Wildtieren zu meiden. „Ich höre immer wieder von Zuschauern, wie leid ihnen die Tiere tun, aber mit ihrem Besuch unterstützen genau diese Menschen die Tierqual“, sagt Nicole Brühl.

Löwen geboren

Strobl hält dagegen, dass im Circus Krone jüngst kleine weiße Löwen geboren wurden. Löwen vermehrten sich nur, wenn sie sich wohl fühlen, so Strobl weiter. Er fordert ein Gütesiegel für Zirkusse, mit dem bestimmte Standards einhergehen. „In Deutschland kann man sich ein Kamel und ein Partyzelt kaufen, Zirkus auf die Plane pinseln und schon ist man ein Zirkus“, sagt er.

Im Münchener Zirkus spreche man nicht von Dompteuren, sondern von Tierlehrern, die von den Tieren als Alpha-Tier akzeptiert würden. Der Zirkus reise nur zu Gastspielen in einem Radius von rund 100 Kilometern, also seien die Tiere bei Transporten etwa drei Stunden unterwegs. Das sei vertretbar; Studien hätten sogar ergeben, dass Tiere unterwegs durch den „Kinderwagen-Effekt“ sogar entspannter seien als sonst.

Auch die Shows seien kein Stress für die Tiere, beteuert Strobl, sondern „eine Art Spielstunde mit Publikum“. Dabei werde darauf geachtet, dass die Tiere Nummern zeigen, die ihren Vorlieben und ihrem natürlichen Verhalten entsprechen. Als Beispiel führt er ernsthaft ins Feld, dass ein Elefant — ein Dickhäuter — sich auch in freier Wildbahn auf den Kopf stelle, wenn dort ein Moskito säße, an den er mit dem Rüssel nicht rankommt. Den Kopfstand als artistische Nummer hatten Tierschützer kritisiert und Verletzungsgefahren angeprangert.

Strobl bittet darum, sich im Zirkus-Zoo oder beim Training selbst ein Bild von der Tierhaltung zu machen: „Wir sind hier absolut transparent“, sagt er. Wenn er demonstrierende Tierschützer in den Zoo oder zum Training einlade, lehnten diese meist ab. Strobl ärgert sich darüber, dass Tierfreunde „mit Fotos und Filmen im Internet Eindruck machen wollen, die 20 oder 30 Jahre alt sind“. Die Tierhaltung und das Training hätten sich seither stark verändert.

Das sei ab kommendem Freitag, 3. August, auch in Filmen und per webcam im Internet zu sehen unter www.circus-krone.de.

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