Spannung: Wo läuft die künftige "Juraleitung" lang?

13.2.2019, 16:00 Uhr

Erstmal ist klar: Der Ausbau der Leitung kommt, hält Horst Kratzer, Bürgermeister von Postbauer-Heng, fest. Unter anderem wegen der Koalitionsbildungsprobleme auf Bundesebene hat sich das Projekt verzögert. Jetzt soll es losgehen mit der Planung.

Die ersten Vorschläge werde es im Frühsommer geben, sagt Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht. Darüber sei dann zu reden, Einsprüche und deren Begründungen werden gehört, versichert Lea Gulich, bei Tennet Referentin für Bürgerbeteiligung. "Was auf dem Tisch liegt, ist nicht zementiert, sondern Grundlage eines Dialogs", bekräftigt auch Kratzer.

"Juraleitung" heißt das Projekt: 166 Kilometer Leitung, die im Moment 220-kV-tauglich ist, sollen auf 380 kV aufgerüstet werden. Die Energiewende macht das notwendig, sagt Gulich: Nach Atom- und Kohleausstieg müsse Bayern etwa 30 bis 40 Prozent Energie importieren. Dafür brauche man leistungsfähige Leitungen. Die bestehende 220-kV-Leitung stamme noch aus den 1940er Jahren und brauche eine Nachrüstung.

Seit dem Bau dieser Leitung hat sich viel getan, Städte und Gemeinden sind gewachsen, Natur und Umwelt sind zu schützen. Als Planungsgrundlage gelten Abstandsregelungen zu Wohnbebauung, 400 Meter innerorts und 200 Meter im Außenbereich, sagt Kratzer.

Generell orientiere man sich am jetzigen Verlauf der 220-kV-Trasse, aber etwa in Postbauer-Heng muss ein anderer Weg für den Strom gefunden werden: Die Leitungen laufen im Moment teilweise über Wohnbebauung, über der Schule oder über einer Senioreneinrichtung. Dort auf 380 kV aufzustocken verbietet der Gesetzgeber.

Für Kratzer ein positiver Aspekt: Die Leitung kommt raus aus dem Ort. Wo sie dann entlanggeführt wird, müsse die Planung und die weitere Diskussion ergeben.

Man orientiere sich dann an bestehenden Strukturen, erläutert Gulich, also an Kreisstraßen, anderen Leitungen oder an Landschaftsmerkmalen wie dem Waldrand. Für die neue Leitung wird eine neues Trasse nötig sein, macht Gulich deutlich: Die bisherigen Masten messen 30 bis 40 Meter, die neuen sind 50 bis 60 Meter hoch.

Dafür kann der Abstand zwischen den Masten größer werden, bisher sind alle 200 bis 300 Meter einer, künftig reicht alle 250 bis 500 Meter ein Mast. Weil die bestehende 220-kV-Trasse auch während der Bauzeit in Betrieb bleiben muss, wird die neue daneben errichtet, erklärt Gulich.

Sollte die Trasse durch die Natur verlaufen, sind etwa 60 bis 80 Meter breite Schneisen notwendig. Bei hohen Masten sei auch denkbar, wertvolle Waldgebiete nicht per Schneise zu durchqueren, sondern zu überspannen. Dann ragen die Masten über den Bäumen auf. Eine Erdverkabelung werde bisher nicht geplant, die sei für Wechselstromleitungen auch schwieriger zu machen als für Gleichstrom. Weil die Leitung nicht hunderte Kilometer unter der Erde laufen kann, sondern alle 20 Kilometer an die Oberfläche geführt werden müsse.

"Vom Menschen weg"

Die Planer "haben keine leichte Aufgabe", sagt Bürgermeister Kratzer. Es gelte, mehrere Bedarfe abzuwägen. "Vom Menschen weg" nennt er als wichtigstes Prinzip des Planens. Aber auch Werte wie Naturschutz, FFH-Gebiete oder Vogelschutzgebiete spielten eine Rolle.

Die Abstände zur Wohnbebauung seien einzuhalten, dürfen aber auch unterschritten werden, wenn eine Gemeinde das nach dem Abwägen verschiedener Aspekte als beste Lösung wertet. Daher ist Kratzer auch die frühzeitige Information an Stadt- und Gemeinderäte sowie BI-Vertreter wichtig.

Wie der Zeitplan aussehen könnte, skizziert Gulich: Die ersten Vorschläge werden im Frühsommer präsentiert, Anfang 2020 könnte das Raumordnungsverfahren anlaufen, das Planfeststellungsverfahren dann ab 2024. "Optimistisch gerechnet wäre dann der Baubeginn irgendwann 2026", schätzt sie. Eine "spannende Zeit" komme auf den Landkreis, die Gemeinden und die Bürger zu, ist Bürgermeister Kratzer sich sicher.

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