Strommarkt: Preiskampf der Konkurrenten in Neumarkt

19.4.2015, 13:00 Uhr
Strommarkt: Preiskampf der Konkurrenten in Neumarkt

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Genauer: Die Stadtwerke haben die Strompreise schon zum Jahreswechsel um rund neun Prozent gesenkt. Rödl Energie, der Neumarkter Konkurrent, nimmt für die Kilowatt/Stunde ab 1. Mai rund zwei Prozent (Strom) beziehungsweise fünf Prozent (Gas) weniger. Rödl rechnet den potenziellen Kunden vor, dass beispielsweise ein Vier-Personen-Haushalt beim Gasbezug bis zu 135 Euro sparen kann.

Strommarkt: Preiskampf der Konkurrenten in Neumarkt

© Ralf Rödel

Wie ist es möglich, dass der „David“ Rödl gegen den „Goliath“ Stadtwerke mit besseren Preisen punktet? Stefan Rödl verweist im NN-Interview auf die „schlanken“ Verwaltungs- und Vertriebsstrukturen seines Unternehmens. „Das geben wir an die Kunden weiter.“ Dies gilt auch für die günstigen Einkaufskonditionen der Avia-Gruppe, an der Rödl Energie selbst beteiligt ist. Der Kooperationspartner erledigt für insgesamt 30 Unternehmen deutschlandweit — und eben auch für Rödl — den durchaus aufwändigen Verwaltungskram rund um das Strom- und Gasgeschäft: So muss der Anbieter die Energie nicht nur vorausschauend einkaufen, sondern die jeweils anstehenden Liefermengen täglich gegenüber der Netzagentur „nominieren“.

An diesem Punkt setzt auch die Kritik des Wettbewerbers Stadtwerke an: „Rödl Energie sammelt nur Verträge ein, die Dienstleistung wird woanders erbracht“, argumentiert Stadtwerke-Chef Dominique Kinzkofer. Das vom kommunalen Versorger verdiente Geld bleibe dagegen in Neumarkt. „Und die Stadtwerke investieren kräftig in das Glasfasernetz, den ÖPNV und in die Parkhäuser.“ (Siehe weiteren Bericht.)

„Wir verhalten uns fair“

Pikanter Hintergrund: Rödl ist nicht nur der Konkurrent der Stadtwerke, sondern auch deren Kunde. Denn der privatwirtschaftliche Anbieter nutzt auch die Netz-Infrastruktur der Stadtwerke. Hakeleien gibt es dabei nach übereinstimmender Darstellung der Kontrahenten nicht — auch weil alle Fragen der bezahlten Durchleitung von Energie im Strom- und Gasnetz ohnehin genau gesetzlich geregelt sind. Der Wettbewerb um die Endkunden dagegen wird durchaus „hart“ geführt, wie beide Seiten erklären. „Wir verhalten uns fair“, sagt Dominique Kinzkofer für die Stadtwerke. „Wir spüren, dass die Stadtwerke versuchen, sich zu wehren“, berichtet Stefan Rödl.

Der Energieunternehmer ist vor fünf Jahren in das Strom- und Gasgeschäft eingestiegen. Sein Versorgungsgebiet reicht von Bamberg und Amberg im Norden bis Regensburg im Osten, Ingolstadt im Süden bis zur baden-württembergischen Landesgrenze im Westen. Je nach örtlichem Bezug steht Rödl nicht nur mit E.on, der N-ergie oder anderen Stadtwerken, sondern auch mit vielen Internetanbietern in Konkurrenz.

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© Günter Distler

Über die genaue Zahl seiner Kunden und seinen Marktanteil etwa im Landkreis Neumarkt möchte Stefan Rödl nichts sagen. Nur so viel: Der Bestand habe sich „sehr, sehr gut entwickelt“. Die Zuwachsraten hätten im vergangenen Jahr bei 60 Prozent (Strom) beziehungsweise 30 Prozent (Gas) gelegen. Der Anbieter erklärt den Markterfolg nicht nur mit den günstigeren Preisen im Vergleich mit dem „Grundversorger“ Stadtwerke: Rödl sei nicht anonym, sondern vor Ort präsent und biete Beratung für die Kunden an.

Preis und Leistung

In jener Beratungsleistung sehen auch die Stadtwerke ihre große Stärke. Im „Preis- und Leistungswettbewerb“ honoriere der Kunde die persönliche Beratung der Stadtwerke, so Kinzkofer. „Bei uns waren auch schon Kunden, die die Rödl-Rechnung erklärt haben wollten“, berichtet der Stadtwerke-Chef. Sein Unternehmen gewinne Kunden dazu — nicht zuletzt durch die Ausweitung des Versorgungsgebietes auf Kreisgemeinden.

Dominique Kinzkofer: „Rödl ist nur ein Wettbewerber, jeder spielt seine Rolle, wir sehen das recht entspannt.“

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