Tiefland wird interessant für Windenergie

7.10.2013, 07:00 Uhr
Tiefland wird interessant für Windenergie

© Etzold

Die Kommunen werden hellhörig, wenn der Regionalplan „Nutzung der Windkraft“ fortgeschrieben wird. Jüngstes Beispiel: Anfang der Woche diskutierte der Freystädter Stadtrat über vier Standortvorschläge für Windkraftanlagen. In der Hoffnung, dass den potenziellen Betreibern der Wind im Voralbland sowieso zu lasch bläst. „Es gibt ertragreichere Gebiete als Freystadt“, betonte Bürgermeister Willibald Gailler.

Denn das ist neu: Drehten sich die Rotoren bisher nur oben auf den windigen Jurähöhen, so sollen nun auch im westlich vorgelagerten Tiefland Vorrangebiete ausgewiesen werden. Die inzwischen weit gereifte Technik macht es möglich, auch werden die Anlagen immer höher und mit jedem Meter steigen die Windgeschwindigkeiten.

Der Wunschzettel des bayerischen Wirtschaftsministeriums ist in dieser Hinsicht lang. Aufgabe des Landkreises und der Gemeinden sei es nun, dessen Umfang einzudämmen, sagt Michael Gottschalk, im Landratsamt der Leiter der Abteilung Kreisentwicklung. „Wir wollen hier nicht verhindern, sondern steuern und begrenzen.“

Der Landkreis ist regionaler Vorreiter in Sachen Windkraft, zahlreiche Propeller drehen sich hier bereits. „Noch viele mehr wären für die Bevölkerung wohl nicht mehr zumutbar“, sagt Gottschalk. „Nicht alle Windkraftanlagen der Oberpfalz müssen im Landkreis Neumarkt stehen.“ So poche man auf ein Verbot der lokalen Umzingelung durch Windräder. Zudem sei im Regionalplan ein „Überlastungsschutz“ vorgesehen.

Das Ziel: die Vorranggebiete in der Summe auf ungefähr ein Prozent der Landkreisfläche reduzieren. Die Kommunen haben die Möglichkeit zur Stellungnahme, aber auch über die Bauleitplanung Konzentrationsflächen auszuweisen oder zu verhindern.

Das erfordert nicht selten eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, wenn nämlich der angepeilte Standort nahe der Gemeindegrenze liegt. So etwa auf dem Hügel zwischen Reichertshofen und Mittelricht, den die Gemeinderäte von Berngau und Sengenthal als Vorranggebiet unisono ablehnen.

Ein neuer Trend im Landkreis wird auch das Repowering: der Austausch einer alten WKA gegen eine neue, leistungstärkere. Zweites Beispiel hierfür nach einer Anlage bei Oening ist die von Max Bögl geplante Stilllegung der beiden Windkraft-Veteranen Winnberg 1 und 2. „Die Entscheidung darüber wird aber erst dann getroffen, wenn klar ist, dass wir genehmigungsrechtlich Winnberg 2 durch eine neue Anlage ersetzen können“, erklärt Bögl-Sprecher Jürgen Kotzbauer hierzu.

Die neue Anlage hätte die Ausmaße von Winnberg 4 mit einer Gesamthöhe von 200 Metern bei einer Leistung von drei Megawatt. Die beiden älteren Windräder würden abgebaut. Aus zwei mach eins: ein Beitrag zur Entspargelung.

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