Ungewöhnlich früh tuckern die Mähdrescher los

22.7.2014, 18:51 Uhr
Ungewöhnlich früh tuckern die Mähdrescher los

© Wolfgang Fellner

Von einem durchschnittlichen Ertrag geht Franz-Josef Poll, Fachberater beim Bauernverband Neumarkt, aus. Bisher waren die Mähdrescher vor allem auf Feldern mit Wintergerste und Winterraps unterwegs, im westlichen Landkreis seien auch schon Sommergerste und Weizen gedroschen worden, sagt Poll. Man merke da deutlich, dass der Westen, vor allem die Freystädter Ecke, höhere Temperaturen abbekommt und teilweise auch die Bodenqualität anders sei. Im Jura brauchen die Pflanzen ein bisschen länger, bis sie erntereif sind.

Dass nach der heißen letzten Woche Regentage folgen, kommt „sicher nicht zu Unzeit“, meint Poll. Gerade dem Mais tue das gut: Der habe sich in der Wärme gut entwickelt, sei nach einem schlechten Start noch etwas in die Länge gewachsen und stehe kurz vor der Blüte, „in ein paar Tagen schiebt er die Fahne raus“. Mit der Feuchtigkeit jetzt stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich die Kolben gut entwickeln. Auch fürs Grünland, für Luzerne und Kleegras, seien die Bauern froh, wenn es mal regnet.

Was für ganz Bayern gilt, trifft auch für den Landkreis zu: Die Ernteerträge sind nicht überall gleich. Auf leichteren Böden, meint Poll, wie es sie häufig bei Pyrbaum und Postbauer-Heng gibt, haben längere Trockenphasen gleich schwerere Auswirkungen als in Gegenden mit schwereren Böden.

Noch stehe man am Anfang der Erntephase, „es wächst noch nichts aus“: Daher habe es wohl um die Mähdrescher, die über Lohnunternehmer, über den Maschinenring oder über Nachbarschaftshilfe plangemäß auf die einzelnen Felder fährt, noch keine Zwistigkeiten gegeben.

Immer wieder brennt es beim Ernten, mehrmals hat der Polizeibericht in diesem Sommer ausgebrannte Mähdrescher gemeldet. Keine Besonderheit, sagt Poll, das komme immer wieder vor, wenn es heiß ist und die Maschine über längere Zeit Volllast fährt. In der staubigen Luft mit der Abstrahlung von Motor oder Auspuff könne sich schon ein Funke bilden.

Außerdem könne sich Heu selbst entzünden, auch das sei jeden Sommer zu erleben: Wenn etwa wegen dräuenden Regens das Heu nicht ganz optimal trocknen konnte vor dem Einfahren, kann es passieren, dass es sich entzündet. Bei Heuballen müssen laut Gesetz, sagt Poll, die Landwirte die Temperatur regelmäßig prüfen und, falls nötig, die Ballen mit Abstand zu Gebäuden im Freien lagern. Ärgerlich ist laut Poll nicht die Menge der zu erwartenden Ernte, sondern die sinkenden Preise, die bezahlt werden — gleichzeitig steigen die Erzeugungskosten.

Gute zwei Wochen früher

Auch Willi Wolfsteiner, der in Trautmannshofen seit über 40 Jahren das Wetter und die Phänologie, also die jahreszeitlich wiederkehrenden Erscheinungen, im Blick hat, bestätigt, dass heuer alles gut 14 Tage früher dran sei. Gerste werde sonst Ende Juli, Anfang August gedroschen und sei jetzt schon so weit. Augenfällig sei auch die sehr frühe Rapsblüte in diesem Frühjahr gewesen, „so bald habe ich das noch nie erlebt“, sagt er.

Ihm fiel auf, dass Ende Juni, genau zum Halbjahr, erst etwa ein Viertel der durchschnittlichen Jahresmenge an Niederschlag gefallen sei. Auch der Juni sei außergewöhnlich trocken gewesen. In Trautmannshofen fallen um 1 000 Liter Regen im Jahr.

Bisher sei trotz trockener Monate übers restliche Jahr meist trotzdem diese Menge zusammengekommen, sagt Wolfsteiner. Eine Prognose für Herbst und Winter will er aber nicht wagen. Fachberater Poll fasst alle Wetterprognosen und ihre Auswirkungen auf den Bauern so zusammen: „Als Landwirt braucht man einfach ein bisschen Geduld.“

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