Velburger Betonbauer träumt von WM-Gold

9.5.2017, 06:00 Uhr
Velburger Betonbauer träumt von WM-Gold

© Foto: Christine Anneser

Das will gut vorbereitet sein. Nächste Woche fährt Timo Schön wieder zum fünftägigen WM-Training in das Ausbildungs- und Fortbildungszentrum der Bauinnung Donau-Ries in Nördlingen. Dann wird er üben, komplizierte Schalungen zu bauen, nicht allein, sondern im Team mit Medin Murati, einem 20-jährigen Betonbauer-Kollegen aus Warmisried im Landkreis Unterallgäu. Die beiden verbindet, dass sie die deutsche Meisterschaft der Betonbauer gewonnen haben, Schön im Jahr 2015, Murati 2016.

"Die besten Nachwuchskräfte fordern und fördern — dafür führen wir die deutsche Meisterschaft durch und treten mit unserem Nationalteam bei internationalen Berufswettbewerben an", erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB). "Diese jungen Bauhandwerker sind für uns Botschafter für das überaus erfolgreiche System der dualen Ausbildung in Deutschland. Unsere Besten können sich mit den Besten aus aller Welt messen." Pakleppa hofft daher, dass sie die Erfolgsbilanz des deutschen Nationalteams bei internationalen Wettbewerben fortsetzen werden. Bei den WorldSkills 2015 in São Paulo wurde das deutsche Betonbauer-Team Vize-Weltmeister.

Die WorldSkills 2017 findet vom 14. bis 19. Oktober in Abu Dhabi statt. Über 1200 junge Fachkräfte aus 77 Ländern und Regionen weltweit werden erwartet, die in 51 verschiedenen Wettbewerbskategorien gegeneinander kämpfen. 42 deutsche Frauen und Männer treten in 37 Disziplinen an. Dazu gehören die Mitglieder aus dem Nationalteam des Deutschen Baugewerbes mit den zwei Betonbauern, einem Maurer, einem Fliesenleger, einem Stuckateur und einem Zimmerer. Mit dabei sind aber auch Floristen, Konditoren, Landschaftsgärtner, Webdesigner oder Möbelschreiner.

Präzision und Schnelligkeit sowie Nervenstärke und Konzentration entscheiden in Abu Dhabi über Gold, Silber oder Bronze. "Medin und ich müssen genau, schnell, sauber und sicher arbeiten", weiß Timo Schön. 22 Stunden, verteilt auf vier Tage, haben sie Zeit, um nach einem vorgegebenen Plan eine komplizierte Schalung zu bauen, die dann auch mit Beton ausgegossen wird. "Da muss jeder Handgriff sitzen", sagt Schön.

Noch bleibt den beiden jungen Männern Zeit, sich im Team zu finden und aufeinander einzuspielen. Beim ersten Trainingstreffen in Nördlingen im April sei es vor allem darum gegangen. "Nächste Woche wollen wir schauen, auf Schnelligkeit zu kommen, dass wir das Hand in Hand hinbringen", hat sich Schön vorgenommen. Vier mehrtägige Trainingslager, ein Kennenlern-Treffen mit allen deutschen WorldSkills-Teilnehmern und ein Repräsentationstermin in Berlin liegen noch vor ihm, bevor es nach Abu Dhabi geht.

Natürlich fährt Timo Schön nicht allein zum Wettbewerb in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die ganze Familie — Vater, Mutter, Schwester und vielleicht noch ein Onkel — fliegt mit und wird ihn anfeuern. Das Bauhandwerk liegt den Männern in der Familie im Blut. Timos Opa war Zimmerer, sein Vater ist auch gelernter Betonbauer und jetzt Polier bei der Firma Rödl in Nürnberg, wo auch der Sohn gelernt hat und jetzt als Geselle tätig ist. Gemeinsam bauen sie zurzeit eine Kindertagesstätte in Fürth.

Timo Schön ist ehrgeizig: Er war schon bei der Ausbildung der Beste in Mittelfranken. Er hat sich bei den Landesmeisterschaften und bei der deutschen Meisterschaft durchgesetzt. Der 21-Jährige hat bereits Teil drei und vier der Meisterausbildung abgeschlossen, die Teile eins und zwei will er nach WorldSkills im nächsten Jahr machen. Sein Ziel: Baustellen überwachen, Capo werden.

Bei der Feuerwehr aktiv

Und natürlich Weltmeister! "Wenn man da hinfährt, dann will man auch Erster werden", beteuert der Velburger, der sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr im Ort engagiert. Dort sei der Wettbewerb noch kein großes Thema, sagt er. Es reizt ihn, sich mit Kollegen aus fremden Ländern zu messen, aus Brasilien oder Sambia zum Beispiel. "Das wird bestimmt interessant, zu sehen, wie die arbeiten", sagt Schön. Vom Wüstenstaat werden er und sein Familie während des Wettbewerbs wohl nicht viel sehen. "Da bleibt vermutlich keine Zeit und zu teuer wäre es auch." Die Eindrücke werden trotzdem bleibende sein.

"Es ist immer wieder beeindruckend, was für Leistungen unsere Teilnehmer im Wettbewerb zeigen und wie sie über sich hinaus wachsen", sagt Werner Luther, Obermeister der Bauinnung Donau-Ries und Experte der Betonbauer für Abu Dhabi: "Und wenn es dann noch Medaillen gibt, dann wird WorldSkills zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten."

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