Verein gegen Trasse braucht langen Atem

24.7.2014, 11:00 Uhr
Verein gegen Trasse braucht langen Atem

© Fellner Wolfgang

Pro Einwohner sind 50 Cent im Jahr als Beitrag fällig. Laut Auskunft der Pegnitzer Stadtverwaltung – der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab ist Vereinsvorsitzender – sind 40 Kommunen mit knapp 190 000 Einwohnern im Verein registriert; Beiträge seien noch keine eingehoben worden.

Nun haben sich die drei Vorsitzenden, Uwe Raab und seine Stellvertreter OB Thomas Thumann und Bürgermeister Markus Mahl aus Hilpoltstein, in Neumarkt getroffen. Es ging darum, neue Mitglieder zu gewinnen, um die Frage, ob auch Landkreise beitreten können. Außerdem soll es künftig regelmäßige Treffen geben.

Für Rechtsberatung

Kernanliegen des Vereins ist die „Verhinderung der HGÜ Süd-Ost als einer der Energiewende widersprechenden Stromtrasse“, so heißt es in der Satzung. HGÜ heißt Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Darin ist auch festgelegt, dass die Beiträge für Veranstaltungen und Info-Materialien einzusetzen sind, ebenso sollen Bürgerinitiativen mit ähnlicher Stoßrichtung Hilfestellung erhalten. Außerdem soll das Geld in Gutachten sowie in Rechtsberatung oder -vertretung bei gerichtlichen Auseinandersetzungen fließen.

„Eben Dinge, die eine Kommune kaum oder gar nicht alleine stemmen kann“, sagt Horst Kratzer, Bürgermeister von Postbauer-Heng, der mit Gertrud Heßlinger aus Neumarkt und mit Helmut Himmler aus Berg bereits bei der Gründungsversammlung des Vereins dabei war. Den Verein beschreibt Kratzer als Zusammenschluss der Kommunen, die entlang eines möglichen Trassenverlaufs liegen, von Oberfranken, Mittelfranken über die Oberpfalz bis Schwaben.

Dabei könnte der Verein eine wichtige Rolle spielen, meint Kratzer, vergleichbar dem bayerischen Gemeindetag, der die Interessen der Kommunen vertritt. Genauso könne der Verein die Anlieger-Kommunen in Sachen Trassengegnerschaft vertreten.

Postbauer-Heng zahle pro Jahr 3600 Euro. „Das sind Steuermittel, das wird im Landratsamt von der Kommunalaufsicht geprüft, ob das in Ordnung ist.“ Bei der Vereinsgründung hätten auch Juristen ihr Fachwissen beigesteuert.

Wie es mit den Trassenplänen weitergeht, ist derzeit unklar: Ministerin Ilse Aigner pocht darauf, dass die Trasse nötig sei. Ministerpräsident Horst Seehofer sagt, die Trasse werde „nicht so“ kommen. Es gibt ein Bundesgesetz zu Planung und Bau der Stromtrassen, das die Bundesnetzagentur umsetzen soll.

Auch Kratzer sieht momentan „viele Fragezeichen“. Vor der Sommerpause werde sich da nichts mehr tun, schätzt er. Sein Appell geht an die Trassengegner, nun nicht zu resignieren und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Kommende Woche ist ein Gespräch im Landratsamt zu dem Thema angesetzt. „Das Ganze ist im Herbst nicht vorbei, es wird weitergehen, vermutlich über Jahre.“

Während unter anderem in Postbauer-Heng, Berg und Berngau die BIn stark auf sich aufmerksam gemacht haben, ist in der Stadt Neumarkt der öffentlichkeitswirksame Protest nicht so laut geworden. Das heißt aber nicht, dass die Trasse kein Thema ist. Im Gasthaus Feihl in Pölling — die Vorzugstrasse passiert den Ort — „ärgern sich die Leute furchtbar“, sagt Wirt Ludwig Feihl, der mit seinen Stammgästen schon oft über das Thema geredet hat.

Man hadere mit den stark gestiegenen Stromkosten und befürchte, „dass die die Trasse bauen und dann gleich wieder den Strom teurer machen“, so Feihl. Ob die Trasse technisch nötig ist, das „können wir gar nicht beurteilen“, so sehen es Wirt und Stammgäste. Feihl ist skeptisch, ob wirklich Strom aus erneuerbaren Quellen transportiert werde oder doch Braunkohlestrom.

Wuchtige Masten

Auch im Gasthaus Rupp in Holzheim geht es oft um die Trasse, so der Seniorchef. Da geht es primär um die Wucht der Trasse und der Masten. Man habe Furcht davor, angeschmiert zu werden, während sich die Industrie bereichere, gibt Rupp den Tenor der Gespräche wieder. Für den Bund Naturschutz in Neumarkt hat sich Vorsitzender Alfons Greiner schon zu Wort gemeldet: Der BN lehnt die Trasse ab, sieht keine Notwendigkeit und glaubt auch, dass Braunkohle statt Wind oder Sonne die Quelle des transportierten Stroms sein wird. Gesteigerte Nachfragen zu dem Thema seien bei ihm aus Neumarkt aber nicht eingegangen.

Obwohl auch Greiner sieht, dass die Trasse einen gewaltigen Einschnitt in die Landschaft bedeuten würde: „Das würde am Grünberg ganz brutal eingreifen“, sagt er. Er hat vor, bei MdB Alois Karl noch einmal nachzufragen und will das Thema nächste Woche bei einem Treffen mit Sigmar Gabriel anschneiden. „Je dezentraler die Energiewende ausfällt, desto weniger brauchen wir so eine Trasse“, so Greiner.

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